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© Reinhold Großelohmann
© Reinhold Großelohmann

Außergewöhnliche Milieukrippe in Hamm: Weihnachten mitten im Leben

Die St.-Agnes-Kirche zeigt eine eindrucksvolle Installation, die das biblische Geschehen mit der Lebenswirklichkeit der Menschen in Hamm verbindet – vom 1. Advent bis Maria Lichtmess

Wer in diesen Tagen die St. Agnes-Kirche in Hamm betritt, kann an ihr nicht vorbei – und er wird an ihr auch nicht vorbei wollen: In der Adventszeit eine Krippe zu betrachten, eine ganz außergewöhnliche zudem, ist für einen Christen ein freudiges Erlebnis. Die Darstellung von „Bethlehems Stall“ wird in der Kirche des Pastoralverbundes Hamm-Mitte-Osten aber so manchen überraschen.

Aufwändige und große Krippen-Installation

Die aufgebaute Installation einer „Milieukrippe“ hat einen viel weitergehenden Anspruch, als nur das biblische Geschehen abzubilden, wie wir es zum Weihnachtsfest gern aus den Lukas-Evangelium vorlesen. Vom 1. Advent bis zum Ende der Weihnachtszeit zu Maria Lichtmess am 2. Februar werde „die Menschwerdung Jesu in einem orts- und umgebungsbezogenen Schauplatz erzählt“, so formuliert es Pfarrer Bernd Mönkebüscher. Mit einer aufwändigen und großen Installation, die sich im Laufe der nächsten Wochen sogar noch weiter entwickeln wird, soll jedem Betrachter deutlich gemacht werden, „dass Weihnachten unmittelbar etwas mit mir zu tun hat“.

In der Installation inmitten des elliptischen Sitzkreises zwischen Altar und Ambo, der in der Agneskirche seit 2012 gepflegt wird, passiert vieles gleichzeitig: Die Erzählung um die Geburt Christi wird mit Geschichten, die Bezüge zu Hamm oder zu Menschen aus Hamm haben, konfrontiert. Und: Alle Zeiten fallen zusammen. Bezogen auf Hamm gibt es viel Lokalkolorit: Die Wassertürme in Berge, der Hammer Bahnhof, ein Förderturm, das Krankenhaus und natürlich die Agneskirche.

Sehr lebendig wirkende Figuren

Eine große Brandbreite an Themen wird angerissen. Möglich machen es die sehr lebendig wirkenden Figuren, die ein Bildhauer aus Siegburg eigens angefertigt hat. Eine Frau aus Brühl schneiderte die Kleider mit großem Gespür für Details.

Es wird erlebbar, dass Weihnachten kein Geschehen in der Vergangenheit ist und sich „die Fleischwerdung des Wortes in unseren Herzen vollziehen will“, wie Pfarrer Mönkebüscher sagt. Wechselnde Darstellungen vermitteln Erzählungen der Heilsgeschichte und klopfen sie gleichzeitig auf Relevanz für die Gegenwart ab. Was der Hammer Pfarrer festgestellt hat: „Die Darstellungen locken Menschen zum Schauen, weil es Gemüt und Verstand in gleicher Weise anspricht, weil visuelle Eindrücke zur tieferen Auseinandersetzung einladen.“

Entstanden ist die Installation mit tatkräftiger Unterstützung von Benjamin Marx. Er hat bereits vor 30 Jahren eine Milieukrippe im Kölner Raum geschaffen. Im vergangenen Jahr folgte eine weitere in Saarbrücken. Er ermutigte Pfarrer Mönkebüscher, ein solches Projekt auch in Hamm umzusetzen. Realisiert werden konnte die Milieukrippe in St. Agnes schließlich auch dank der Unterstützung des Erzbistums Paderborn aus dem Fonds für neue und innovative Projekte. Auch Einzelspenden von Privatleuten sowie eine Spende der Sparkasse Hamm trugen dazu bei.

Themen: Krieg und Frieden, Ausgrenzung, Widerstand

Nicht alles erschließt sich auf den ersten Blick. Vieles auf den zweiten. Der obdachlose Mensch am Hammer Bahnhof. Wie selbstverständlich liegt eine Zeitung auf der Bank. Krieg und Frieden sind Thema, die aktuelle Aufrüstung. Das Prophetenwort „Schwerter zu Pflugscharen“ ist ein Appell. Oder die alttestamentliche Geschichte von Joseph, der so ganz anders war als seine Brüder. „Warum bist Du nicht wie wir?“ Diese Frage seiner Brüder „steht auch für unsere Zeit, die gerne Einzelne ausgrenzt, wo man sich in der Gruppe stark fühlt“, sagt Bernd Mönkebüscher. Vor dem Hammer Krankenhaus steht eine Ärztin im Dialog mit Margot Frank, Schwester von Anne Frank, die ebenfalls im KZ getötet wurde. Auch in Hamm gab es Widerstand, ein Hiltruper Missionar, der im Gefängnis landete, aber überlebte. Schließlich die Agnes-Kirche selbst. Ihre Zerstörung am Nikolaustag 1944 ist dargestellt.

Die Stelen mit Texten, die zu den Darstellungen passen, unterstützen das Verständnis. Die Anfangssätze des Johannes-Evangelium. Oder ein Auszug aus der Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus, mit dem Appell, die Schöpfung zu bewahren, das Klima zu schützen. Worte auf einer Litfaßsäule. Auch lyrische Texte sind auf den Leinwänden zu finden. Selbst der Sand, der fast überall den Boden bedeckt, hat seine Bedeutung. Er stehe für „oftmals versandete Hoffnung“. Pfarrer Mönkebüscher denkt etwa an die aktuellen Verhandlungen um Frieden in der Welt. „Auch sie drohen zu versanden.“

Krippen-Installation verändert sich laufend

In den nächsten Wochen wird sich die Installation weiter entwickeln. Gerade zu Weihnachten soll es maßgebliche Veränderungen geben. Die Geburtsszene mit der Heiligen Familie komme natürlich hinzu, so Bernd Mönkebüscher. Mit dem verkündenden Engel und den Hirten. Die Figuren bleiben, sie erhalten eine veränderte Bedeutung.

„Ja, man muss es sich ein bisschen erarbeiten“, ist sich Mönkebüscher der Herausforderung des Projektes durchaus bewusst. Dabei soll die Platzierung der großflächigen Krippe inmitten des Kirchenraumes helfen. „Milieu“ kommt aus dem Französischen und bedeutet „Mitte“. Man kann drumherum gehen und die Szenen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Bis zum 2. Februar wird die Milieukrippe im Zentrum aller Gottesdienste stehen und damit die Bedeutung des Weihnachtsfestes hervorheben. Bernd Mönkebüscher: „Als betrachtende Person stehe ich nicht außen vor, ich bin nicht zuschauend, sondern bin Teil einer Bewegung von Menschen, die sich aufmachen.“

Mehr Informationen: https://pv-hamm-mitte-osten.de/

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