Pastorale Perspektive: Gebäude als Orte lebendiger Beziehung
Für Thomas Klöter ist entscheidend, dass kirchliche Orte Räume für Glauben, Beziehung und Gemeinschaft sind. „Unsere Gebäude, besonders die Kirchen, sind sichtbare Orte dieser Beziehung. Sie sind Räume, in denen Glaube gelebt, Gemeinschaft erfahren und Solidarität konkret wird.“ Dabei geht es darum, vom wirklichen Bedarf auszugehen: „Wir wollen nicht von einer ‚Streichliste‘ her denken, sondern von den tatsächlichen und möglichen Bedürfnissen der Menschen.“
Der Leiter des Bereichs Pastorale Dienste im Erzbischöflichen Generalvikariat sieht im Wandel pastorale Chancen: „Werden kirchliche Gebäude auch für innovative, generationenübergreifende oder kooperative Nutzungen geöffnet, entstehen über die herkömmliche Nutzung hinaus Orte für Begegnung und Austausch, die dennoch durch und durch christlich und im Sinne der Kirche sind.“
Bauen und Pastoral gehören zusammen
Beide Verantwortlichen betonen, dass bauliche, pastorale und finanzielle Entscheidungen untrennbar miteinander verbunden sind. „Bauen in der Kirche bedeutet nicht nur, Mauern zu erhalten, sondern auch Haltungen zu erneuern“, sagt Carmen Matery-Meding. Die Architektin betont, dass Reduzierung nicht automatisch Verzicht bedeutet, sondern manchmal Freiraum schafft: „Weniger Besitz kann mehr Sendung bedeuten, wenn er frei macht für Nähe, Dienst und Menschlichkeit.“
Mit Blick auf innovative Lösungen verweist die Diözesanbaumeisterin auf „flexible und multifunktionale Mehrfachnutzungen von Gebäuden, wie zum Beispiel temporäre Einbauten von Gemeinderäumen in Kirchen“. Diese würden zeigen, dass „wunderbare Konzepte entstehen, wenn aus der Notwendigkeit der Reduzierung eine neue Qualität entsteht“.
Trauer ernst nehmen, Beteiligung stärken
Der Abschied von vertrauten Gebäuden löst oft Schmerz aus. Thomas Klöter betont: „Wenn ein vertrauter Ort verschwindet, geht immer ein Stück Geschichte, Erinnerung und Identität verloren. Das schmerzt, und diesen Schmerz dürfen wir nicht kleinreden.“
Darum setzt das Erzbistum Paderborn auf Beteiligung. „Beteiligung braucht Zeit und Offenheit – und sie hat ihre Grenzen. Aber sie ist unverzichtbar“, fordert Carmen Matery-Meding. Durch frühzeitige Gespräche und Workshops sollen Entscheidungen nachvollziehbar gemacht und von den Menschen vor Ort mitgetragen werden.
Neue Nähe schaffen
Entscheidend bleibt für Thomas Klöter: „Wenn eine Kirche schließt, darf die Nähe nicht enden.“ Neue, niedrigschwellige oder mobile Orte der Begegnung sowie Kooperationen mit sozialen Partnern könnten diese Nähe ermöglichen. „Entscheidend ist, dass wir uns zu den Menschen hinbewegen und nicht von ihnen weg.“
Carmen Matery-Meding ergänzt zur Sichtbarkeit kirchlichen Handelns: „Sichtbarkeit entsteht nicht allein durch Architektur, sondern durch Haltung und Beziehung.“ Damit werde deutlich: Die Zukunft kirchlicher Präsenz hängt nicht allein von Gebäuden ab, sondern vom Mut, neue Wege zu gehen.
Kirche im Wandel – mitten unter den Menschen
„Wir wissen, dass wir nicht alles erhalten können, aber wir können verantwortungsvoll gestalten“, erklärt Carmen Matery-Meding. Thomas Klöter erkennt im Wandel eine wichtige Perspektive: „Kirche im Wandel bedeutet nicht weniger Kirche, sondern anders Kirche – mitten unter den Menschen.“