Buchmalerei: Verkündigung
Der Buchmaler hat Maria und den Verkündigungsengel in den Eröffnungsbuchstaben „M“ des Textes („Missus est angelus Gabriel …“) hineingestellt. Um die mittlere Haste windet sich, von unten nach oben zu lesen, ein Schriftband mit den Worten „Ave, tu gratia plena, dominus tecum“. Die meisten Worte sind abgekürzt, denn ohnehin kannte jede und jeder den Text: „Sei gegrüßt, du bist voll der Gnade, der Herr ist mit dir.“. Der anschließende Predigttext stammt von dem weithin berühmten Zisterzienser Cäsarius aus dem Kloster Heisterbach in Siebengebirge bei Bonn, der von 1180 bis gegen 1240 lebte. Seine Predigten und Auslegungen der Heiligen Schrift waren in ihrer sprachlichen Klarheit, aber auch in ihrer theologischen Tiefe vorbildhaft und durften in keiner Klosterbibliothek fehlen. „Die Buchmalerei ist einerseits Schmuckelement, hat aber zugleich eine eigene Botschaft, so wie jedes Bild“, hebt Kunsthistoriker Professor Stork hervor. Er verweist auf Farben, Blickrichtungen, Hinter- und Vordergründe, kleine Bilddetails, die als eigene Bild-Sprache zu entschlüsseln sind. „Hier ist jede Buchmalerei ein Einzelstück.“