25.07.2023
WELTJUGENDTAG

„Fühle mich auf der Reise angekommen“

WJT 2023 – Zwischenstopp in Le Mans mit Tanz, Freundschaft schließen und Lichtshow

von Tobias Schulte

Wer mit zum Weltjugendtag fährt, lernt, sich zu überwinden. Leichtigkeit zu leben, obwohl man müde ist. Freundschaft zu schließen mit Menschen, die noch ganz neu sind. Das haben die 215 Pilgerinnen und Pilger aus dem Erzbistum Paderborn direkt zum Start der Reise in Le Mans erlebt. So auch Benedikt Pötter, 21, aus Herzebrock.

Es ist 6:30 Uhr am Montagmorgen. Die Gruppe aus Hardehausen, der sich Benedikt angeschlossen hat, fährt mit dem Bus in Le Mans ein. Die Stadt ist noch in ein tiefblaues Morgenlicht getaucht. Benedikt schätzt, dass er in der Nacht von Sonntag auf Montag im Bus vier Stunden geschlafen hat. Die Frage, ob er noch müde ist, erübrigt sich. Doch Weltjugendtag heißt, sich zu überwinden. Er steigt aus dem Bus aus, zieht seinen Koffer ins Hotel, stellt ihn in einem Gepäckraum ab, putzt sich auf der Toilette die Zähne. Dann startet das Programm.

Auf einer Wiese versammeln sich zwei Busgruppen, die zeitgleich angekommen sind. Ohne den ersten Kaffee des Tages tanzen sie zu Cotton-Eye-Joe. Obwohl Benedikt am liebsten einfach ins Bett fallen würde, lässt er sich darauf ein. Zwei Mal mit der Fußspitze vorn auftippen, zwei Mal hinten und so weiter. Es liegt eine Leichtigkeit in der Luft. Und das Gefühl, gemeinsam etwas Neues zu erleben.

Dann wird es ruhiger. In Kleingruppen sprechen die Pilgerinnen und Pilger darüber, was sie von der Fahrt zum Weltjugendtag erwarten. Benedikt erzählt, dass er sich aus seiner Heimatgemeinde in Herzebrock als einziger angemeldet hat. Er sagt: „Meine Schwester war schon beim Weltjugendtag in Krakau, auch als einzige aus der Gemeinde. Sie hat mir gesagt, dass sie am Anfang skeptisch war, aber am Ende total froh, dass sie mitgefahren ist. Sie hat viele tolle Leute kennengelernt und unfassbar schöne Begegnungen erlebt. Das ist eine einzigartige Erfahrung, die ich auch mal gemacht haben möchte.“

Benedikt Pötter aus Herzebrock

Mut, auf andere zuzugehen

Spaß beim Kennenlern-Bingo im Julianshaus.

Alle, die schon zum Weltjugendtag gefahren sind, erzählen von diesen unbeschreiblichen Begegnungen. Voll Offenheit und Freundschaft. Und bei der Fahrt zum Weltjugendtag in Lissabon beginnen diese Begegnungen beim Zwischenstopp in Le Mans.

Nach Kaffee, Mittagessen und Erkunden der Altstadt geht Benedikt ins Julianshaus. Dort sieht er zum ersten Mal alle anderen der 215 Pilgerinnen und Pilger aus dem Erzbistum Paderborn. „Ein bisschen schwierig ist es schon, sich darauf einzulassen“, sagt der 21-Jährige. „Gerade wenn man so wie ich alle anderen kennenlernen muss.“ Irgendwie gehören die Jugendlichen und jungen Erwachsenen als Gruppe zusammen, aber irgendwie sind sie sich noch fremd.

Deshalb steht als erstes ein Kennenlern-Bingo an. Jede und jeder muss 25 Menschen finden, die verschiedene Attribute erfüllen. Also schwärmen die 215 jungen Menschen aufeinander zu. Alle reden durcheinander, lachen, fragen sich gegenseitig: Auf wie vielen Weltjugendtagen warst du schon? Warst du schon in Portugal? Stehst du morgens gern früh auf? Spielst du Fußball in deiner Freizeit? Eine wuselige Szenerie. Sie erzählt von dem Mut, auf fremde Menschen zuzugehen. Und davon, dass das gut tut, weil mein Gegenüber mich anlächelt, sich für mich interessiert und mich wertschätzt.

Aus Fremden werden Freunde

Es sind Momente wie diese, die gut erfassen, was eine Fahrt zum Weltjugendtag ausmacht. Dass aus Fremden Freunde werden. Dass es sich lohnt, sich zu überwinden und aufeinander zuzugehen. Und das auch international. Zur Gruppe aus dem Erzbistum Paderborn stoßen an diesem Nachmittag noch einige Französinnen und Franzosen dazu, die am nächsten Tag auf anderem Weg nach Lissabon fahren werden. Mit diesen jungen Menschen aus Le Mans spielt die Gruppe Montagsmaler, unterhält sich, ob man in Le Mans gut studieren kann und was das Sauerland und Ruhrgebiet ausmacht.

Diese deutsch-französischen Momente zeigen auch, dass der Aufenthalt in Le Mans viel mehr ist als nur ein Zwischenstopp auf dem Weg nach Portugal. Er führt wieder neue Menschen in der Jahrhunderte andauernden Freundschaft zwischen Paderborn und Le Mans zusammen. Diese begann damit, dass im Jahr 836 die Gebeine des Heiligen Liborius von Le Mans nach Paderborn getragen wurden. In der jüngeren Vergangenheit besuchen sich Gläubige aus den beiden Bistümern gegenseitig zu Libori in Paderborn und dem Juliansfest in Le Mans.

Und auch der Weltjugendtag hat die Freundschaft schon befeuert. Auf dem Weg zum Weltjugendtag in Krakau haben dreitausend Französinnen und Franzosen, davon 300 aus Le Mans, in Paderborn Halt gemacht und ein gemeinsames Glaubensfest an der Pader gefeiert.

Einzug bei der Heiligen Messe in Le Mans.

„Es tut gut, zu erleben, dass so viele Leute ähnlich glauben wie ich“

Beim Besuch nun genießen die Gläubigen aus dem Erzbistum Paderborn wiederum die Gastfreundschaft der Menschen in Le Mans. Diese haben auch Kaffee und Croissants im Julianshaus vorbereitet – ein perfekter Snack, bevor es rüber in die Kathedrale von Le Mans geht. Zur Heiligen Messe. Um das zu feiern, was alle verbindet: den Glauben. Um den zu feiern, an den alle glauben: Jesus Christus.

In der Kathedrale, die für ihre Größe gefühlt unendlich viel Licht durch die Fenster reinlässt, versammeln sich Deutsche und Franzosen um den Altar. Benedikt Pötter ist umgeben von Hunderten jungen Menschen. Er fühlt sich wohl. Er singt und klatscht mit, wenn die Paderborner WJT-Band spielt. Er erlebt diese besondere Art, den Glauben zu feiern, von der schon seine Schwester geschwärmt hat. Er sagt: „Es tut einfach gut, zu erleben, dass so viele Leute ähnlich glauben wie ich selbst.“

Es ist mittlerweile Abend in Le Mans. Nach Quiche Loraine zum Abendessen steht Benedikt mit einigen aus seiner Gruppe wieder auf dem Platz vor der Kathedrale. Die Müdigkeit ruft ins Bett, das Abenteuer ruft ihn hierher. Er wartet darauf, dass die Nacht der Chimären losgeht. Eine Illuminations-Show in der ganzen Altstadt.

Benedikt fühlt sich angekommen

Dann geht es los. Auf der Fassade der Kathedrale steigen Flammen auf. Per Beamer inszeniert. Dann wechseln die Motive wieder und wieder. Mal wachsen Bäume entlang der Kathedrale, mal wird der Kirchturm zum Mast eines Segelschiffs, auf dem ein Papagei sitzt. Dann wird die Kirche ganz in blau getaucht, eine Himmelsleiter erscheint. Heilige erklimmen die Leiter, Schattenfiguren fallen zum Boden.

Die Illuminationen wirken erstaunlich echt. Sie holen einen aus dem Alltag heraus. Mit in eine andere Welt. Eine Welt, voller Leichtigkeit und Zauber. In dieser Stimmung eine letzte Frage an Benedikt: In welchen Worten würdest du die Erfahrungen in Le Mans beschreiben? Er antwortet: „Es ist einzigartig. Ich finde Le Mans sehr schön, die Kathedrale ist einzigartig und das mit der Beleuchtung hier ist echt ein Highlight.“ Er fühlt sich nun auf der Reise zum Weltjugendtag angekommen. Er freut sich auf die Erfahrungen, die ab Mittwoch in Portugal anstehen. Doch er sagt auch: „Ich kann mir aber noch nicht genau vorstellen, was auf mich wartet. Von daher lasse ich mich überraschen und versuche, alles Positiv mitzunehmen.“

Alle Bilder aus Le Mans

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