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Interlaken/Berlin (KNA) Der Weltklimarat fordert drastische Maßnahmen, um den Klimawandel aufzuhalten. In seinem am Montag in Interlaken veröffentlichten Bericht heißt es, fast alle Szenarien sagten eine Erderwärmung um 1,5 Grad bereits im Zeitraum 2030 bis 2035 voraus. Das Tempo und der Umfang der bisherigen Klimaschutz-Maßnahmen seien unzureichend.
Der Treibhausgasausstoß müsse ab sofort in allen Bereichen zurückgehen und bis 2030 um fast die Hälfte gesenkt werden, fordern die Wissenschaftler. Zugleich seien größere und schnellere Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel nötig. Bereits jetzt habe sich die Erde um rund 1,1 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter erwärmt.
Der Vorsitzende des Weltklimarates, Hoesung Lee, betonte, nur wenn die Welt jetzt handele, könne eine lebenswerte nachhaltige Zukunft für alle gesichert werden. Mitautorin Aditi Mukherji betonte, diejenigen, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen hätten, seien unverhältnismäßig stark davon betroffen. Fast die Hälfte der Weltbevölkerung lebe in Regionen, die besonders anfällig für den Klimawandel seien. Dort sei die Zahl der Todesfälle durch Überschwemmungen, Dürren und Stürme um ein Vielfaches höher.
Die Wissenschaftler schlagen vor, Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel mit der Verringerung von Treibhausgasen intelligenter zu kombinieren. Investments in Klimaschutz müssten besser finanziert werden, auch durch öffentliche Anreize. Weltweit seien genügend Kapital, Technik und Wissen vorhanden, um Treibhausgasemissionen rasch zu reduzieren. Neben einem Schutz der Ökosysteme und ehrgeizigen Maßnahmen in unterschiedlichen Wirtschaftssektoren mahnten die Forscher auch einen CO2-armen Lebensstil an.
In ersten Reaktionen betonten deutsche Politiker und Entwicklungsorganisationen, dass im Kampf gegen die Klimakrise jedes Zehntelgrad zähle. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) erklärte, eine grundlegende Transformation der Lebens- und Wirtschaftsweise sei nötig.
Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) erklärte, der Bericht mache mit brutaler Klarheit deutlich, "dass wir an dem Ast sägen, auf dem wir als Weltgemeinschaft sitzen". Es sei "weiterhin möglich, die 1,5 Grad in Reichweite zu halten, wenn wir in den nächsten sieben Jahren die globalen Emissionen halbieren". Die Menschheit habe das nötige Wissen, die passenden Technologien und auch die finanziellen Mittel.
Die kirchlichen Entwicklungshilfswerke Misereor und Brot für die Welt erklärten, die Menschheit befinde sich weiter auf einem zerstörerischen Entwicklungspfad. "Die Klimakrise macht arm. Sie macht hungrig. Sie macht krank. Und sie ist in vielen Fällen auch tödlich", sagte Misereor-Klimaexpertin Anika Schroeder. Vielerorts seien die Grenzen der Anpassung für die Menschen erreicht.
Heftige Kritik äußerte sie an der deutschen Energiepolitik. Weil Deutschland mehr Gas und Kohle aus Ländern des globalen Südens importiere und in die Förderung dieser Rohstoffe investiere, unterlaufe die Bundesregierung auch die Bemühungen afrikanischer Experten, ihre Regierungen für eine dezentrale und saubere Energieversorgung zu gewinnen.
Auch die Umweltorganisation Germanwatch kritisierte wachsende Investitionen in neue Öl- und Gasfelder. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnte davor, zu große Hoffnungen in Technologien für sogenannte negative Emissionen zu setzen. Die Techniken seien zum Teil noch unbekannt, kaum erprobt und sehr teuer.
Fridays for Future erklärte, der Bericht zeige in vollem Umfang die Auswirkungen rücksichtsloser Politik der Staaten des globalen Nordens. Das gefährde die Sicherheit und Freiheit heutiger und zukünftiger Generationen. Der WWF forderte, dass Deutschland bis 2025 die zugesagte Klimafinanzierung in Höhe von jährlich sechs Milliarden Euro bereitstellen und auf acht Milliarden Euro erhöhen müsse, um Länder des Globalen Südens bei ihren Bemühungen zu unterstützen. In Deutschland müssten insbesondere der Verkehrs- und der Gebäudesektor, in denen Deutschland seine Klimaziele weiterhin nicht erfülle, auf Klimakurs gebracht werden.