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Erzbistum Paderborn
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So sieht der Österräderlauf in Lügde Jahr für Jahr aus© Archiv Dechenverein Lügde

Wo an Ostern feurige Räder ins Tal rollen

In der Stadt Lügde gibt es einen besonderen Osterbrauch: den Osterräderlauf in Lügde. Wir haben unseren Reporter Hans nach Lügde geschickt. Dort hat er Dieter Stumpe getroffen. Der ist schon über 80 Jahre alt und kennt sich mit dem Brauchtum ganz genau aus. Kein Wunder: Schon sein Papa hat beim Osterräderlauf mitgemacht und Dieter war schon als Vierjähriger dabei.

Rasend schnell und funkenstiebend

Jedes Jahr am Ostersonntag gibt es in Lügde ein großes Spektakel. Gegen 20.00 Uhr wird ein riesiges Osterfeuer angezündet. Nach Einbruch der Dunkelheit, etwa um 21.00 Uhr, ertönt ein Böllerschuss und danach rumpeln sechs große brennende Holräder rasend schnell und funkenstiebend den Osterberg hinunter, eins nach dem anderen, jedes so hoch wie ein Erwachsener. Na ja, eigentlich brennen ja nicht die Räder. Die sollen auch nicht verbrennen, weil sie viel zu kostbar sind. Deshalb werden die Eichenholzräder eine Woche vorher mit einem Trecker zur Emmer gefahren und im Fluss gewässert. Was am Ostersonntag brennt, das sind die großen Bündel aus langem Roggenstroh, die in den Rädern stecken.

Rad hält 30 Jahre lang

Zusammengehalten wird das Stroh mit gedrehten Haselnussruten. „Wenn man das richtig macht, wird die Haselnussrute so geschmeidig wie ein Bindfaden“, erzählt Dieter Stumpe. Warum man nicht gleich einen Bindfaden nimmt? Dieter Stumpe verrät das Geheimnis: „Eine Schnur verbrennt viel zu schnell.“ Eine gedrehte Haselnussrute hält aber dem Feuer genau so lange stand, bis das Rad den Hang hinuntergerollt ist. Unten am Fangzaun angekommen, fällt das brennende Stroh aus dem Rad heraus. Das Holz wird also bei jedem Lauf immer nur ein bisschen angekokelt. Deshalb hält ein gutes Rad 30 Jahre.

Um den Osterräderlauf in Lügde kümmern sich viele Freiwillige

Das Zusammendrehen der Haselnussruten, das Wässern und Ausstopfen der Räder mit Stroh, das Absperren des Hangs und hin und wieder das Bauen eines neuen Rads – das alles macht viel Arbeit. Diese Arbeit teilen sich in Lügde viele Freiwillige, die sich im Dechenverein zusammengeschlossen haben. Dechen, das bedeutet Brauchtumswächter. Um ein Deche zu werden und mitzumachen, musst du mindestens 16 Jahre alt sein. Aber beim Osterräderlauf zuschauen dürfen natürlich auch schon Kinder. Die ganz kleinen erschrecken sich manchmal. Auch Dieter Stumpe hat bei seinem Ersten Osterräderlauf als Vierjähriger beim ersten Rad geheult, später schon beim dritten oder vierten Rad gejubelt. Das hat damals sein Papa in sein Tagebuch geschrieben.

Osterräderlauf in Lügde bringt Licht

Der Osterräderlauf in Lügde ist aber noch sehr viel älter als Dieter Stumpe. Wie alt der Brauch genau ist, kann niemand genau sagen. Die Menschen haben immer schon den Beginn des Frühlings gefeiert und dabei Freudenfeuer angezündet. Vielleicht gab es den Osterräderlauf schon in der Zeit, als die Menschen hier zu heidnischen Göttern beteten. Erst kurz vor dem Jahr 800 kam das Christentum in unsere Gegend. Es gibt die Geschichte, dass Karl der Große zu dieser Zeit nach Lügde kam und den Menschen erlaubte, auch als Christen an ihrer heidnischen Tradition festzuhalten und brennende Räder ins Tal rollen zu lassen. Denn auch im Christentum ist Ostern ein Fest des Lichtes und der Freude über den wiedererstandenen Christus.

Das Osterrad wird angezündet und angestoßen

© Archiv Dechenverein Lügde
Der Osterräderlauf in Lügde ist ein Highlight: Hier ein großes Feuerrad rollt in der Nacht

Beschrieben von den Gebrüdern Grimm

Das erste Papier, auf dem der Osterräderlauf von Lügde beschrieben ist, stammt aus dem Jahr 1743. Es ist ein Brief des Generalvikars aus Paderborn an den Bürgermeister von Lügde. Der Generalvikar – das ist ein mächtiger Priester – forderte vom Bürgermeister, dass der Osterräderlauf verboten wird. Der Generalvikar hatte nämlich gehört, dass die Leute beim Osterräderlauf viel Quatsch machen würden. Aber die Leute in Lügde haben sich einfach nicht an das Verbot gehalten. Vielleicht haben sie auch mit dem Quatschmachen aufgehört.

Auch Jacob und Wilhelm Grimm beschrieben den Osterräderlauf in Lügde. Du kennst die beiden besser unter der Bezeichnung „Gebrüder Grimm“. Bei ihren Fahrten durch Deutschland sammelten die beiden Brüder nicht nur Märchen. Sie erkundigten sich auch nach allen möglichen Bräuchen und Traditionen. Nach ihrem Besuch in Lügde fanden die Gebrüder Grimm auch in einigen anderen Städten und Gegenden Osterfeuerräder. Überlebt hat die Tradition aber nur in Lügde. Deshalb ist der Osterräderlauf auch etwas ganz besonderes, das ihr unbedingt einmal gesehen haben solltet.

Feuerräderlauf in Lügde

Ostersonntag, 31. März 2024
ca. 21:00 Uhr – 22:00 Uhr Osterräderlauf mit anschließend grandiosem Feuerwerk
Wegen des zu erwartenden Besuchendenandrangs sollten Sie frühzeitig kommen. Bitte nutzen Sie die ausgewiesenen Parkplätze. Das Ereignis ist familienfreundlich, der Hang ist abgesperrt und das Gelände gesichert.

Der Eintritt zum Emmerauenpark und zum Zugang der Laufstrecke beträgt 8 Euro. Für Kinder unter 10 Jahren ist der Eintritt frei. Von weiter weg können Sie natürlich umsonst zuschauen. Allerdings bittet der Dechenverein um Spenden, damit der Osterräderlauf auch noch in Zukunft ausgerichtet werden kann.

Kontakt
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generalvikariat@erzbistum-paderborn.de
+49 (0)5251 125-0
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