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Erzbistum Paderborn
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© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn

Westfälisch. Bodenständig. Menschennah.

So geht die Ära von Erzbischof Hans-Josef Becker zu Ende

Wie ist es, wenn eine Ära zu Ende geht? Die Ära von Hans-Josef Becker als Erzbischof von Paderborn. Wenn eine Ära zu Ende geht, dann ist das ein Ereignis. Eine Feier, ein Abschied, eine Verabschiedung. Dies alles  wurde für Erzbischof em. Becker am Sonntag vorbereitet.

Eine Messe im Hohen Dom zu Paderborn, für die das Wort festlich zu klein ist. Ein Empfang im Schützenhof, der würdig und familiär zugleich ist. Ein Tag, an dem der Mensch, um den es geht, nochmal ganz im Mittelpunkt steht – bevor er es dann nicht mehr tut.

Einfach er

Wenn eine Ära zu Ende geht, kommen Menschen mit Bedeutung – und Menschen, die einem viel bedeuten. In den Hohen Dom kommen Männer und Frauen aus Kirche, Ökumene, Politik und Gesellschaft. Der Apostolische Nuntius, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland. Bundestagsabgeordneter, Landrat, Bürgermeister und viele mehr. Menschen mit hohem Amt, bei denen anderen Gäste sagen: „Ach guck mal, der ist auch da.“

Es kommen alte Freunde, Ordensschwestern, junge Menschen aus kirchlichen Verbänden, Priester, Schützen, Mitarbeitende der Kirche von Paderborn. Sie tragen liturgische Kleidung, Uniform, Anzug und Kleid und präsentieren ihre Banner. Sie verleihen der Kirche unterschiedliche Farben. Schwerpunkte. Generationen. Gesichter. Sie alle sagen Ja zur Kirche von Paderborn. Und zu ihrem Bischof. Sie strahlen eine Atmosphäre aus, in der man sich gut aufgehoben fühlt.

Das ist die Atmosphäre, in die hinein Erzbischof em. Becker in die Heilige Messe einzieht. Mit Weihrauch und Kerzen, Ministrantinnen und Ministranten, Diakonen, Priestern und Bischöfen, Orgel und Chor, Pauken und Trompeten. Und vor allem: Mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Ein Lächeln, das Erleichterung und Freude ausstrahlt. Und Dankbarkeit, diesen Moment feiern zu können.

Während Erzbischof em. Becker in die Messe einzieht, bleibt er einmal einen Moment stehen. Er macht mit einem Gläubigen einen Witz und geht lachend weiter. Eine Situation, die Gläubige sehen und mit den Worten kommentieren: „Das ist einfach er“.

Jung, frisch, kraftvoll

Wenn eine Ära zu Ende geht, dann spüren alle Beteiligten: Dieser Tag ist etwas Besonderes. Dieser Tag kommt nicht wieder. Alle singen inbrünstig mit, lassen sich vom Domchor mitnehmen in eine freie, schwebende Welt und hören genau hin, wenn der Erzbischof em. predigt. Denn: Wenn eine Ära zu Ende geht, dann kommt der Protagonist natürlich auch selbst zu Wort.

Es ist eine Predigt, in der Hans-Josef Becker seinen Dienst als Erzbischof mit der biblischen Geschichte von Elija unter dem Ginsterstrauch vergleicht. Elija, der es satthat mit seinem Auftrag. Mit Gott. Mit sich selbst. Doch: Gott rührt ihn an. Durch einen Engel. Er gibt ihm Brot und Wasser und sagt: Steh auf und iss! Sonst ist der Weg zu weit für dich (1 Kön 19,7).

Erzbischof em. Becker sagt: „Wie oft meine ich, dieses Wort Gottes gehört zu haben: Steh auf und iss! Sonst wäre der Weg für mich mit meinen menschlichen Grenzen auch zu weit gewesen.“ Besonders Mitarbeitende hätten ihn getragen und ertragen. Hätten ihn gestärkt durch Verständnis und Ermutigung. Sie seien für ihn wie der Engel für Elija gewesen.

Jung, frisch, kraftvoll. So wirkt Hans-Josef Becker, als er predigt. Er strahlt aus, dass Gott ihm Kraft verleiht. Dass ihm die Kirche Jesu Christi am Herzen liegt. Man spürt: Obwohl Erzbischof em. Becker nun zurücktritt – er hat keineswegs abgeschlossen. Mit dem Glauben, mit der Kirche, mit seinem Dienst.

„Ich stehe hinter dir“

Wenn eine Ära zu Ende geht, dann ist Zeit, dass auch andere das Leben und Wirken des Protagonisten nachzeichnen. Seinen Weg vom Sohn eines Eisenbahners aus Belecke zum Hirten der Kirche von Paderborn. Vom Kind aus Westfalen zum Lehrer, Priester, Pfarrer, Weihbischof und Erzbischof. Doch weniger das Amt steht im Fokus der Reden, sondern mehr der Mensch: Hans-Josef Becker.

Humor – das ist eines der Wörter, mit dem die Gäste Hans-Josef Becker immer wieder beschreiben. Humor zeigt er auch an diesem Abend, als er später beim Empfang im Schützenhof bei einem satirischen Rückblick auf seine Amtszeit über sich selbst lacht. Oder als er auf der Bühne sagt „Emeritus. Alle nennen mich jetzt Emeritus. Ist das ein Adelstitel?“. Als er den Satz beendet, dreht er auf der Hacke um und verlässt die Bühne.

Westfälisch. Bodenständig. Menschennah. Das sind weitere Worte, die Hans-Josef Becker immer wieder skizzieren. So erzählt Bischof Dr. Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, dass er seinen Mitbruder als „kernigen Westfalen“ kennengelernt habe. „Jemand, der mit dem Herzen spricht. Der gehört wird, wenn er das Wort ergreift. Jemand, auf den man sich verlassen kann.“ Um das zu untermalen, erzählt Bätzing von einer Situation bei der Bischofskonferenz. „Nach einer heißen Diskussionsphase kam Erzbischof em. Becker zu mir und sagte: Georg, ich stehe hinter dir.“

„Das Erzbistum in Zeiten tiefgründigen Wandels leiten“

Wenn eine Ära zu Ende geht, dann ist Zeit, Danke zu sagen. Den bisherigen Weg in einem neuen Licht zu sehen. So nahm Diözesanadministrator Monsignore Dr. Michael Bredeck in den Blick, in welcher Zeit Becker Erzbischof wurde: 2003.

Damals war Johannes Paul II. Papst. Die USA marschierten im dritten Golfkrieg in den Iran ein. Zehn Länder, darunter Polen, Tschechien und Ungarn traten der Europäischen Union bei. „Die Themen, die Deutschland und die Kirche von Paderborn heute prägen, waren da noch weit entfernt“, sagt Diözesanadministrator Bredeck. „Aber es war schon klar, dass Kirche vor Herausforderungen steht“.

Bredeck sagt, dass die Berufung von Erzbischof em. Becker gewesen sei, „das Erzbistum in Zeiten tiefgründigen Wandels zu leiten und zu begleiten“. Mit der Perspektive 2014, Zukunftsbild und Zielbild 2030+. Für diesen Weg dankte Bredeck im Namen der ganzen Diözese – und versprach, diesen Weg weiterzugehen. „Mit der Hoffnung, dass im Wandel die Chance zur Erneuerung und Vertiefung ist.“

Angeln statt Netze schleppen

Wenn eine Ära zu Ende geht, dann ist Zeit, Gutes zu wünschen. So wie Nuntius Nikola Eterović, der den Erzbischof metaphorisch mit in eine Szene des Evangeliums nimmt. Die Szene, aus der der Leitspruch von Erzbischof em. Becker stammt: „Auf dein Wort hin“ (Lk 5,5).

In dieser Szene fischt Petrus mühevoll, aber erfolglos. Dann steigt Jesus in sein Boot und trägt dann Petrus auf, die Netze zum Fang herunterzulassen. Die Reaktion von Petrus: „Wir haben die ganze Nacht hindurch gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort will ich das Netz auswerfen!“ Und sie fangen so viele Fische, dass die Netze zerreißen.

Mit Blick auf diese Szene sagte Nuntius Eterović: „Ich wünsche, dass Sie nun als altgewordener Fischer nicht mehr schwere Netze auswerfen, sondern in Ihrer bescheidenen Art am Ufer angeln.“

Erzbischof em. Hans-Josef Becker. Ein bescheidener Angler am Ufer. Es ist eines der Bilder, die nach seiner Verabschiedung hängenbleiben. Doch da sind noch andere: Wie er mit einem sanften Lächeln im Gesicht und feinen Bewegungen den Domchor dirigiert. Wie er am Ende des Abends in einem kurzen Interview ruhig und froh wirkt und sagt: „Ich habe kein bisschen Wehmut, sondern Zuversicht und Freude, weil ich bei den Menschen so viel innere Beteiligung gespürt habe“. Und wie die Schützen und Musikvereine den Großen Zapfenstreich zu seinen Ehren spielen. Bilder, die ihn zeichnen: Erzbischof em. Hans-Josef Becker. Westfälisch. Bodenständig. Menschennah.

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