Das Vermögen, im scheinbar Alltäglichen das Besondere zu erblicken, verbunden mit einer sensiblen, teilnehmenden Sicht auf ihre Motive, ist ein herausragendes Charakteristikum der Fotografin Barbara Klemm und des Foto- und Videokünstlers Christoph Brech. Für die Ausstellung im Diözesanmuseum haben sie zahlreiche ihrer bislang wenig bekannten oder noch gänzlich unbekannten Werke ausgewählt – einige auch neu geschaffen. Ihre Arbeiten treten im Diözesanmuseum Paderborn in einen Dialog miteinander – und mit den Exponaten des Museums. Dieses Zusammenspiel zwischen Fotografie, Videokunst und historischen Kunstwerken zeigt das Diözesanmuseum Paderborn vom 21. Mai bis zum 9. Oktober 2022 in der Sonderausstellung „SO GESEHEN – Barbara Klemm · Christoph Brech“.
Barbara Klemm, eine der bedeutendsten zeitgenössischen Fotografinnen Deutschlands, ist bekannt durch Schwarz-Weiß-Fotografien, die im Bildgedächtnis vieler verankert sind. Sie arbeitet grundsätzlich analog und in kleinformatigen Schwarz-Weiß-Aufnahmen (30 x 40 cm). Nun trifft sie auf Christoph Brech, dessen digitale Bild- und Video-Kunst großformatig und von ausgewogener Farbigkeit ist sowie von subversiven Sounds begleitet wird. In Paderborn nutzen beide die offenen und nach oben aufstrebenden Galerien des musealen Großraumes zu einem furiosen Dialog ihrer Werke, gegliedert nach „Gesprächsthemen“ wie Inspiration, Fragment, Menschen im Museum oder auch Letzte Bilder und Hortus.
Neue Perspektiven
Barbara Klemm ist vielen als die Grande Dame der politischen und gesellschaftlichen Fotografie vertraut. Jahrzehntelang hat sie für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) das Weltgeschehen mit der Kamera eingefangen. Auch ihre sensiblen Aufnahmen von Menschen in aller Welt sind durch zahlreiche Ausstellungen bekannt. In Paderborn aber richtet sie ihren unverwechselbaren Blick auf Skulpturen und Skulpturenfragmente, auf Menschen im Museum, Friedhöfe oder Landschaften und antwortet damit auf Christoph Brechs detailreiche, oft hintergründige Bildkompositionen – meist in überraschendem Gleichklang, mitunter jedoch auch in faszinierendem Kontrast. Christoph Brech begibt sich für diesen Dialog auch mal ins kleine Format oder auf das Gebiet der Grafik. Im Blick der beiden Künstler erweitert sich auch die Wahrnehmung der ausgewählten Exponate des Diözesanmuseums um neue Perspektiven und Bedeutungen.