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Erzbistum Paderborn
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St. Ursula Gymnasium Attendorn© Birgit Engel / Erzbistum Paderborn

Katholische Schule: Es ist ein Abenteuer!

Drei Schülerinnen und ein Religionslehrer des St. Ursula Gymnasiums Attendorn über das Suchen und das Finden und großes Potential

Liane Pusch ist 17 Jahre alt. Ihre Familie hat polnische Wurzeln und der katholische Glauben einen festen Platz im Leben. „Wir gehen zu den Hochfesten zur Beichte und haben viele Rituale. Heiligabend decken wir beispielsweise einen Teller mehr. Für einen unerwarteten Gast. Und unter der Tischdecke liegt ein bisschen Heu. Das erinnert an die Geburt Jesu.“

Auch für Emma Geuecke (17) spielen Religion und Glaube eine große Rolle. Sie besucht gerne Gottesdienste und möchte in Zukunft als Lektorin in ihrer Pfarrgemeinde tätig sein. „Meine Brüder sind anders als ich. Sie haben nicht so einen starken Bezug.“ Die 18-jährige Carolin Springob sagt: „Glauben habe ich bei meinen Großeltern und meiner Tante erlebt. Ich bin nicht so religiös, aber trotzdem ist da bei mir irgendetwas.“

Warum geht man auf eine kirchliche Schule?

Was den drei jungen Frauen gemeinsam ist: sie alle besuchen die Oberstufe des St. Ursula Gymnasiums in Attendorn, eine von 20 Schulen in der Trägerschaft des Erzbistums Paderborn. In der alten, kleinen Hansestadt im Sauerland gibt es auch noch das Städtische Gymnasium. Vorderhand geht man in die eine oder andere Schule, weil vielleicht die Eltern dort waren. Oder weil die Geschwister schon da sind. Glaubensgründe sind gemeinhin seltener das Motiv. Für Liane und Emma war es „irgendwie klar“. Carolin wählte die Ursulinen, weil eine Realschule angegliedert ist, die sie zunächst besuchte.

In dem Leitbild für seine Schulen betont das Erzbistum Paderborn das „Katholische“ als das gemeinsame Proprium: Die Berücksichtigung des ganzen Menschen. Eine Schulgemeinschaft, die keinen ausschließt. Werte wie Solidarität, Gerechtigkeit, Verantwortung. Aber findet man das nicht auch in anderen Schulen – wenn auch nicht explizit aus christlichem Glauben heraus! Was eigentlich macht Katholische Schule aus? Was ist der Unterschied zu anderen Schulen? Und passt der verbindliche Religionsunterricht in die Zeit? Liane, Emma, Carolin und Religionslehrer Fabian Bodora erzählen.

Ein Kreuz und ein Morgengebet

Was deutlich wird: Es gibt einfachere Fragen – Worte wie „Individualität“ und „Atmosphäre“ und „menschlich“ fallen immer wieder mal im Gespräch. Emma beginnt mit dem Sichtbaren. Und das ist zunächst das Kreuz, bedeutendstes Erkennungszeichen der Christen. „In jedem Klassenzimmer hängt ein Kreuz. Das finde ich schön. Aber man kommuniziert nicht darüber“, sagt sie.

Was Emma wichtig findet und was ihr besonders gefällt, ist das Morgengebet. „Es ist ein guter Start in den Tag und für mich Teil dieser Schule. Das Faszinierende am Glauben ist ja, dass man ihn allein oder zusammen machen kann.“ Liane ergänzt: „Beim Beten sind alle herzlich willkommen. In den paar Minuten ist man dann miteinander. Das fühlt sich gut an.“ Während Emma und Liane von Gemeinschaft im Glauben sprechen, muss Carolin diese noch finden. Was sie festgestellt hat: „Glaube ist für mich im Schulalltag gar nicht so präsent. Die meisten meiner Freunde können wenig damit anfangen. Ich fühle mich allein mit meinem Interesse daran.“

Raum und Zeit für Fragen zwischen Gott und Welt

Carolin ist auf einem Weg, den sie noch nicht kennt. „Ich will den Glauben nicht ausschließen, aber ich habe noch nicht gefunden, was ich suche.“ Anknüpfungspunkte findet sie im Religionsunterricht. „Da haben Themen Platz, die mein Leben wirklich betreffen und zur Identitätsfindung beitragen. Impulse machen Lust, über bestimmte Dinge nachzudenken und erschließen neue Denkrichtungen.“ Beispielsweise über die eigene Sterblichkeit, über die sie gewiss nicht alltäglich nachdenke. Oder über Sterbehilfe: „Ich war immer der Meinung, dass ein Mensch selbst entscheiden kann, wann er gehen möchte. Meine Perspektive hat sich geändert. Hin zu der Erkenntnis, dass diese Meinung egoistisch ist, dass ich nur an mich gedacht habe.“

Im Austausch die eigene Position und Urteilsfähigkeit entwickeln zu können und andere zu verstehen, schätzen ebenso Liane und Emma. „Im Reliunterricht hat man Zeit für Fragen über das Menschsein und den Glauben. Man hat Raum, sich mit den Sichtweisen anderer auseinanderzusetzen. Und anders als in allen anderen Fächern muss es nicht immer ein auf Endgültigkeit festgelegtes Ergebnis geben“, sagt Emma.

Reliunterricht als Zukunftstreiber für die Kirche

 

„Das Interessante ist, dass man im Reliunterricht auch mit Leuten zusammen ist, die eigentlich keine Lust darauf haben, aber mitmachen, weil das ihre Note ausmacht. Die Dinge, die wir besprechen, begleiten mich weiter. Das passiert mir bei Mathe nicht“, so Liane Pusch. Die Kirche muss dringend modernisiert werden, da sind sich alle drei einig. Auch dazu schätzen sie den Religionsunterricht, da sie das Thema ansprechen können und auf offene Ohren stoßen.

 

Wir haben Quellen, aus denen wir leben

Liane, Emma und Carolin sind sich in all ihrer Verschiedenheit einig: Reli hat großes Potenzial als Schulfach. Einig sind sie auch darin, dass es schwierig ist, wenn der Glauben mit der Institution Kirche verschwimmt und dass diese „unbedingt moderner werden muss“. Auch ein Thema, über das man sprechen muss. Beispielsweise im Reliunterricht.

Als Fabian Bodora wusste, dass er Lehrer werden möchte, war für ihn klar, dass es katholische Religionslehre sein soll. „Das hat mit den Menschen zu tun, die mir in meinem Leben begegnet sind. Ich habe gemerkt, sie haben etwas, von dem sie mir glaubhaft machen konnten, dass es wichtig für ihr Leben ist. Da habe ich mir gesagt: das könnte auch wichtig für mein Leben sein.“

Das Schöne muss man lernen

Wichtig für das Leben. Wertevermittlung und -erziehung: Braucht es dafür Religion? Ist das nicht auch auf humanistische Art möglich? „Natürlich geht das auch ohne Religion. Aber wir haben Quellen, aus denen wir leben. Aus denen wir versuchen, Bildung zu machen. Und das ist der Glaube an Gott, von dem wir sagen, das ist für mich Wahrheit“, sagt Bodora.

Er erinnert sich an einen Zeitungsartikel mit dem Titel „Das Schöne muss man lernen“. Es sei um musische, künstlerische, kulturelle und intellektuelle Zugänge gegangen. „Es gibt aber auch religiöse Zugänge auf diesem Planeten. Die Frage nach Religion und Spiritualität ist so populär wie nie. In dem Spannungsfeld kann ich mir Schule ohne Religionslehre gar nicht vorstellen.“

Das wunderbarste Fach, das es gibt

Was Bodora betont: es gehe keinesfalls darum, lauter gläubige Schüler zu produzieren. Ob und wie der christliche Glaube eine tragende Kraft werden könne, liege nicht im schulischen Verfügungsbereich. Es gehe vielmehr darum, einen Bewusstseinsprozess in Gang zu setzen und die Lernenden zu befähigen, einen eigenen Standpunkt einzunehmen.

„Es gibt ein Mehr“, sagt Bodora. Und in dem Zusammenhang sei Religionslehre doch das wunderbarste Fach, das es gebe. Und gleichzeitig Mut zum Wagnis, ein Abenteuer und in letzter Konsequenz immer offen. „Es gibt kein Fach, in dem die Höhen und Tiefen des Lebens, der Sinn für Geheimnisse und Wunder eine solche Rolle spielen. Wenn man es hinbekommt, den jungen Menschen beizubringen, dass das Leben nicht nur pragmatisches Kalkül und bei aller Offenheit tragfähig ist: Ach Gott, wie schön ist das!“

1000 gute Gründe

© Erzbistum Paderborn

Für unseren Glauben, unsere Kirche und für unser Engagement sprechen 1000 gute Gründe. Und noch viele mehr. Es ist Zeit, von ihnen zu erzählen! Ohne etwas zu verschweigen oder schön zu reden. Sondern, indem wir auch das Gute wieder zur Sprache bringen und sichtbar machen, wie lebenswert und vielfältig unser katholisches Glaubensleben ist. In einer einladenden, konstruktiven Haltung möchten wir mit Menschen ins Gespräch kommen.

Wir möchten hören, was Sie im Leben und Glauben trägt – egal, ob Sie in der Kirche arbeiten, ob Sie engagiert sind oder ob Sie einfach neugierig auf unsere Themen und Angebote sind. Alle sind herzlich eingeladen, bei der Initiative „1000 gute Gründe“ mitzumachen. Denn je mehr wir sind, desto stärker ist unsere Stimme. Und umso stärker wird unsere Initiative, die in den kommenden Jahren und Monaten immer weiter wachsen wird.

Ein Beitrag von:
Freie Journalistin

Birgit Engel

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