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Erzbistum Paderborn
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Hospiz ist ein Ort des Lebens

Pfarrer Thomas Siepe, Diözesanbeauftrager für die Hospizseelsorge: Hospiz ist ein "Ort des Lebens".

Themenspezial “Hoffnung”

“Ich erlebe Hospiz und Hospizdienst als Orte des Lebens”, sagt Hospizseelsorger Thomas Siepe. Er sei glücklich und dankbar, Menschen auf diese Weise begleiten zu dürfen. Im Interview mit der Redaktion stellte sich der Arnsberger den Fragen von Redakteur Ronald Pfaff.

Redaktion:

„Jeder Tag ist ein Geschenk” – Was bedeutet dieser Satz für die Hospiz-Arbeit

Pfarrer Thomas Siepe:

„Ich erlebe Hospiz und Hospizdienst als Orte des Lebens. Leben kann nicht existieren ohne Hoffnung. Die Hospiz-Stiftung Arnsberg-Sundern trägt zum Beispiel das Motto ‚Dem Leben Hoffnung geben‘. Wenn ich im Hospiz mit den Gästen, Angehörigen und Mitarbeitenden zusammen bin, bereichert dies wirklich mein Leben. Für mich ist es ein Geschenk, da es ein Ort ist, an dem  das Leben bis zum Ende ‚tobt‘. Deshalb mache ich diese Arbeit gern.“

Redaktion:

Sie nennen die Bewohner im Hospiz Gäste?

Pfarrer Thomas Siepe:

„Richtig, es sind keine Patienten wie im Krankenhaus oder Klienten/Betreute wie in einer Pflegeeinrichtung. Es sind Gäste an einem ganz besonderen Ort.“

Redaktion

Die Hospizbewegung hat in den letzten Jahren immer mehr Akzeptanz in der Gesellschaft gefunden. Was gibt es noch zu tun?

Pfarrer Thomas Siepe:

„Die Akzeptanz ist stärker geworden. Doch der Tod ist ein Tabuthema. Ein Thema, das Angst macht, weil es an die eigene Sterblichkeit erinnert. Daher wird es gern verdrängt und wird erst angenommen, wenn man selbst betroffen ist. Es braucht noch mehr Menschen, die über Hospizarbeit aus ihrem Umfeld berichten und über gute Erfahrungen erzählen. Viele Menschen wissen auch noch nicht viel über die Möglichkeiten der palliativen Begleitung.“

Redaktion:

Spielt die Frage, was nach dem Tod kommt, bei Ihren Begegnungen in der Hospizarbeit eine Rolle?

Pfarrer Thomas Siepe:

„Ja, sie spielt fast immer eine Rolle – glaubensübergreifend und nicht nur bei Menschen mit christlichem Hintergrund. In meinen Gesprächen geht es meist um die Frage, was nach dem Tod kommt. Menschen, die sagen, nach dem Tod gibt es nichts mehr, sind eher selten. Es ist auch spannend für mich, mich mit dem Denken und den inneren Haltungen anderer zu beschäftigen. Dabei finde ich es wertvoll und bereichernd, sich deren Bilder anhören zu dürfen. Als katholischer Priester sage ich nicht, ich weiß es besser oder überstülpe ihre Meinung mit meinem Glauben. In der hospizlichen Begleitung stehen wir allen Menschen zur Verfügung. Nehmen alle ernst, weil jeder Mensch ein Kind Gottes ist. Wir haben Achtung vor jeder Lebensgeschichte.“

Zur Person

Thomas Siepe ist in Arnsberg geboren und in Oeventrop aufgewachsen. Er studierte nach dem Abitur Theologie in Paderborn und München. Seit 1998 Pastor ist er Pfarrer in Hl. Kreuz und Pastor im Pastoralen Raum Arnsberg, zugleich seit Herbst 2015 Diözesanbeauftragter des Erzbistums für Hospizseelsorge.

Redaktion:

Können Sie den Menschen in der Sorge Hoffnung geben, das Ihnen vor dem Tod nicht bange sei, aber vor dem Sterben? Wie können Sie als Seelsorger unterstützen?

„Ich kann helfen, indem ich zuhöre. Einfach nur zuhören. Viele Gäste haben keine Angst vor dem Tod, aber Angst vor Leid und Schmerzen. Zum Glück hat sich die Palliativmedizin mit guten Ärzten und Pflegepersonal so weit entwickelt, dass man viel tun kann, um Schmerzen zu lindern. Körperliche Symptome können gut behandelt werden. Viele Menschen sterben auch ruhig, ein Todeskampf ist eher selten. Seelische Not wie Schuldfragen beschäftigen die Gäste aber recht häufig. Gemeinsam mit Ärzten, Pflegenden, Ehrenamtlichen und Seelsorgern kann man diesen Konflikt, die Sorgen und Ängste gut bearbeiten, so dass die Gäste in Ruhe und in Würde gehen können. Da müssen wir unsere Rolle als Seelsorger auch sehr ernst nehmen. Es wäre aus meiner Sicht überaus wichtig, dass alle Palliativstationen, Hospizdienste und stationäre Hospize auf die Unterstützung ausgebildeter Seelsorgerinnen und Seelsorger zählen können.“

Redaktion:

Früher sind schwerkranke Menschen oft im häuslichen Umfeld oder im Krankenhaus bis zum Tod verblieben. Was ist anders, wenn Menschen im Hospiz sterben?

Pfarrer Thomas Siepe:

„Auch heute sterben noch viele Menschen Zuhause. Durch ambulante Hospizdienste ist da eine gute Begleitung möglich geworden. Auch in Krankenhäusern und Pflegeheimen gibt es vielfach sehr gute Konzepte mit verantwortungsvollen Ärzten und Pflegekräften. Mein Eindruck ist es, dass schon die meisten Menschen im Krankenhaus sterben. Ich wünsche mir, dass für viel mehr Menschen eine qualifizierte palliative Begleitung an unterschiedlichsten Orten möglich wird. Denn die Würde muss bleiben und auch die Akzeptanz des Todes. Man darf da keine falsche Hoffnung geben. Im Hospiz wissen die Menschen, woran sie sind. Sie bekommen „reinen Wein“ eingeschenkt, die Realität des Todes wird nicht verschwiegen. Viele (auch Angehörige!) haben daran erst zu knacken, dann aber lernen sie oft, damit umgehen.  Im Hospiz sterben heißt für mich eine Atmosphäre der Ehrlichkeit und fast ein Zuhause zu schaffen – dann kann Tod sogar „schön“ sein. Wir gehen diesen Weg bewusst, damit es gut und ehrlich ist. Und damit meine ich würdevoll, friedvoll und eine respektvolle mitfühlende Begleitung.“

Redaktion:

Können Sie sich mit dem Sterben so intensiv befassen, ohne selbst an Lebensfreude zu verlieren?

Pfarrer Thomas Siepe:

„Ich selbst lebe richtig gern. In der Hospizseelsorge bin ich mir über einiges bewusst geworden: Die Realität des Lebens und das Wissen, selbst in eine solche Situation kommen zu können. Wenn man mit einem Menschen eine Beziehung aufgebaut hat, und das tun wir in der Hospizarbeit, sind wir traurig, wenn er stirbt. Aber im Hospiz gibt es Freude und auch Lachen – viel mehr als man oft glauben möchte. Ich bin heilfroh, dass ich dabei sein darf.“

Redaktion:

Haben Sterbende eine Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod?

Pfarrer Thomas Siepe:

„Ja, die meisten Menschen leben mit dieser Hoffnung. Es ist ein Anker und eine Sache des Glaubens. Gebet, Gottesdienst und Sakramente gehören für viele dazu. Gerade die Krankensalbung ist ein Sakrament der Stärkung. Ein Hospiz hat auch was mit Intimität und Nähe zu tun. Geborgenheit, Zuhause-sein und Glauben gehören eng zusammen. Wichtig ist es auch, dass Angehörige dies miterleben. Diese Gemeinschaft von Gast, Schwester, Arzt, Seelsorger und Angehörigen. Die Christen glauben auch daran, dass sie zu Gott gehen und dort viele geliebte Menschen wiedertreffen. Schlimm ist es, wenn sich Menschen nicht auf den Tod vorbereiten können. Der Weg wird schwerer, wenn die Menschen erst auf den letzten Drücker ins Hospiz kommen. Ja, Hospizarbeit hat etwas Beglückendes und Gutes. Wenn man weiß, dass es keinen anderen Weg mehr gibt, dann muss man dieses letzte Stück bewusst gehen. Sonst hat man eine Chance vergeben, würdevoll zu sterben.“

Redaktion:

Was gibt es aus Ihrer Sicht im Erzbistum bezüglich der Hospizseelsorge zu tun?

Pfarrer Thomas Siepe:

„Papst Franziskus fordert auf, dass man in der Seelsorge an den Rand der Gesellschaft gehen muss. In der Hospizarbeit ist man dort. Es gibt auch im Erzbistum hier noch etwas zu tun. Alle haben Arbeit bis über die Ohren, hauptamtliche Seelsorger werden weniger. Ich wünsche mir, dass sich viele Leute finden, sich an dieser Form der Seelsorge und Hilfe zu beteiligen. Ich selbst bin eigentlich eher zufällig zur Hospizseelsorge gekommen und bereue das keinesfalls. Im Gegenteil: Ich bin glücklich und dankbar, Menschen auf diese Weise begleiten zu dürfen.“

Themenspecial „Hoffnung“

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