23.03.2023
Miteinander

Durch Verantwortung gläubiger geworden

Hagen Salmen. Dorfjunge. Lehramts-Student. Diözesanvorsitzender der KLJB. Leiter von Wort-Gottes-Feiern.

Hagen Salmen trägt ein cremefarbenes Gewand. Er ist im Foyer des Seniorats in Steinhausen. 20 Bewohnerinnen und Bewohner sind in den hellen Eingangsbereich gekommen und sitzen mit ihren Rollstühlen im Halbkreis rund um den Altar. Für sie gestaltet Hagen heute eine Wort-Gottes-Feier. Ein Gottesdienst-Format, das ausgebildete Laien leiten. So auch er, mit gerade einmal 22 Jahren.

Es ist das Fest der Taufe des Herrn. Die Gläubigen singen Lieder, beten das Kyrie, hören Lesung und Evangelium. Jetzt kommt der wichtigste Teil des Gottesdienstes für Hagen. Alle hören ihm zu, wie er das Evangelium auslegt – und einen Spruch raushaut. Er fragt die Seniorinnen und Senioren: „Können Sie sich noch an ihre Taufe erinnern?“. Alle lachen. Im Interview sagt Hagen: „Ich bin auch immer einer, der sagt: Es muss mehr gelacht werden in der Kirche“.

Zurück zur Wort-Gottes-Feier. Hagen geht auf die Szene des Evangeliums ein, an dessen Ende eine Stimme aus dem Himmel ertönt. Gott sagt über Jesus: „Das ist mein Sohn, an ihm habe ich Gefallen gefunden.“ Hagen vergleicht die Szene damit, dass ein Mensch sagt: Du bist mir wichtig. Du bist kostbar. Dich mag ich.
„Wenn das jemand zu uns sagt, fühlen wir uns geborgen. Und genau das ist passiert, als wir getauft wurden – Gott hat zu uns gesagt: Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter. An dir habe ich Gefallen gefunden. Daran können wir uns immer wieder erinnern.“

Hageln Salmen. Dorfjunge. Student. Networker und Chef.

Hagen Salmen ist einer der zwei jüngsten Leiter von Wort-Gottes-Feiern im Erzbistum Paderborn. Eine Aufgabe, die ihn gefunden hat, weil in Steinhausen und Büren ein Priester gegangen ist und die Gemeinde die Gottesdienste am Samstag und Sonntag aufrechterhalten wollte.

Und Hagen ist noch mehr: Er ist Student, will Mathe und Religion an Gymnasium und Gesamtschule unterrichten. Er ist Unterstützer, begleitet in einem Projekt der Caritas Schülerinnen und Schüler an der Gesamtschule in Büren. Er ist Musiker, spielt Trompete im Musikverein Steinhausen. Er ist Sportler, spielt Badminton und geht Schwimmen. Er ist Dorfjunge, aktiv in der Katholischen Landjugend in Steinhausen. Er ist Networker und Chef, leitet als Diözesanvorsitzender die Katholische Landjugendbewegung im Erzbistum Paderborn mit.

Soll ich KLJB-Diözesanvorsitzender werden?

Mit Trecker und Anhänger Strauchschnitt fürs Osterfeuer abholen. Tannenbäume einsammeln. Partys organisieren. Erntekrone binden, den Altar schmücken und den Gottesdienst zum Erntedankfest gestalten. Seit Hagen 14 Jahre alt ist, ist er bei der KLJB in Steinhausen am Start. „Es gab auch eine Zeit, in der ich viel nebenbei gearbeitet habe und den Bezug zur Landjugend fast verloren habe“, sagt er. „Bis mich wer fragte: Willst du nicht zweiter Vorsitzender werden? Dann ging es richtig los.“

Er wurde erst zweiter und dann erster Vorsitzender der KLJB Steinhausen. Dann wählten ihn die Jugendlichen in den Regionalvorstand, wodurch Hagen die Chance bekam, mit zur Bundesversammlung 2022 zu fahren. Im März 2022 wurde er dann bei der Diözesanversammlung zum Vorsitzenden der KLJB im Erzbistum Paderborn gewählt – was Hagen noch nicht ahnte, als er auf dem Weg zur Versammlung ist.

Er erzählt: „Am Abend vor der Wahl war noch nicht klar, wer für den freiwerdenden Posten des Diözesanvorsitzenden antreten wird. Da sagte jemand zu mir: Du kannst das doch.“ Ein Satz, der ihn beschäftigt hat. Ihm gingen viele Fragen durch den Kopf: Soll ich wirklich Diözesanvorsitzender werden? Habe ich genug Zeit dafür? Bekomme ich das hin? „Die Nacht vor der Wahl habe ich wenig geschlafen“, sagt Hagen. Und: „Am nächsten Morgen habe ich eingefordert, dass ich mit dem gesamten Vorstand vor der Wahl ein Gespräch führe und alle meine Fragen stellen kann. Wie bringe ich mich ein? Was ist von mir gefordert?“. Dann hat er sich dafür entschieden.

Chef und Student zugleich

„Seitdem ich Diözesanvorsitzender bin, hat sich mein Leben um 180 Grad gedreht“, sagt Hagen. Als Teil des Vorstands ist er Chef von hauptberuflichen Mitarbeitenden der KLJB. Er führt Mitarbeitendengespräche, gibt Rechnungen frei und bereitet für die KJLB im Erzbistum Paderborn Satzungsänderungen vor. Durch sein Amt ist er auf kircheninternen Veranstaltungen auf Bistumsebene und deutschlandweit eingeladen. Zum Beispiel bei der Verabschiedung des emeritierten Paderborner Erzbischofs Hans-Josef Becker. Zudem diskutiert und entscheidet er bei der Bundesversammlung der KLJB mit.

15 Stunden pro Woche hat er in der vergangenen Zeit für das Ehrenamt des KLJB-Diözesanvorsitzenden investiert - neben Studium, Schulbetreuung und Wort-Gottes-Feiern. Zeit, die ihn im Glauben bereichert: „Je mehr Verantwortung im kirchlichen Bereich dazugekommen ist, desto gläubiger bin ich geworden“, sagt Hagen. „Vor allem durch Reflexion. Indem ich Zweifel bewusst wahrnehme, darüber nachdenke und mit Gott im Gebet darüber spreche.“
Dann zählt Hagen einige seiner Zweifelspunkte auf: Wie kann es sein, dass die Päpste erst bestimmte Glaubenswahrheiten ins Leben gerufen haben? Wie kann es gedacht werden, dass Jesus auferstanden ist? Was ist die Gemeinschaft der Heiligen? Und wie sieht das Ewige Leben aus?

Was sagt mir das Evangelium?

Der Zweifel ist ein Moment, in dem sich Hagen fragt: Woran glaube ich jetzt wirklich? Er sagt: „Ich versuche, mir das jeweils zu erklären. Zu prüfen, ob etwas logisch ist. Aber man kann nicht alles erklären – und da fängt der Glaube an.“

An Gott zu glauben, bedeutet für ihn zum Beispiel, „diese gewisse Hoffnung zu haben, dass man auch einfach mal Vertrauen hat. Vertrauen auf ihn findet“. Doch: Wie findet man Vertrauen auf Gott? Zum Beispiel, indem man Jesus durch das Evangelium kennenlernt. Das tut Hagen immer wieder, wenn er sich auf die nächste Wort-Gottes-Feier vorbereitet. Wenn er den Evangelientext in der Woche vor dem Gottesdienst täglich liest und sich fragt: Wie begegnet Jesus den Menschen? Was bewegt mich daran? Was kann ich daraus mitnehmen?

Dann findet er immer mehr heraus, was er glauben und hoffen kann. Dann sagt er: „Wir wissen zwar nicht genau, wer Gott ist. Aber wir wissen: Er ist da. Er sagt uns: Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter. An dir habe ich Gefallen gefunden.“

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