Inzwischen führt jeder Supermarkt Waren aus fairem Handel, und die Zahl der Kundinnen und Kunden, die mit ihrem Einkauf auch die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen am Anfang der Lieferketten verbessern möchten, nimmt stetig zu. Heute werden in Deutschland 1,85 Milliarden Euro mit fair gehandelten Produkten umgesetzt. Trotzdem sind weiterhin politische Schritte notwendig, um die wirtschaftliche Position der Produzentinnen und Produzenten im Globalen Süden zu stärken.
Konzentriert werden Waren in den Weltläden angeboten. Zu den zahlreichen Fachgeschäften dieser Art des fairen Handels gehört zum Beispiel „La Bohnita“ in Paderborn. Dahinter steckt der gemeinnützige Verein Kaffeebohne, der sich seit über 20 Jahren der Förderung des Fairen Handels und der Bildungsarbeit zu entwicklungspolitischen Themen widmet. Oberstes Ziel des Fairen Handels ist die Bekämpfung der Armut in den Produktionsländern durch den Aufbau gerechterer Handelsstrukturen. Er trägt dazu bei, die Arbeits- und Lebensbedingungen von kleinbäuerlichen Familien in den Ländern des Südens zu verbessern.
Seit nunmehr zehn Jahren ist „La Bohnita“ an der Michaelsstraße beheimatet, die Ursprünge gehen aber weit in die 80-er Jahre zurück. „Ich erinnere mich noch an die Zeiten, zu denen wir mit einem Tapeziertisch am Marienplatz gestanden haben“, sagt Petra Holtgreve. Sie ist die einzige mit einer halben Stelle im Team, das sonst nur aus Ehrenamtlichen besteht. Zwischenzeitlich hatte der Verein auch einen kleinen Laden im Salesianum und fuhr mit einem mobilen Verkaufsstand den ökologischen Wochenmarkt in Paderborn an. „Seit 2010 sind wir nun sesshaft.“
„La Bohnita“ bietet Produkte an, die den höchsten Fairtrade-Kriterien genügen, aufgestellt von Organisationen wie gepa fair plus, NaturlandFair und WFTO. Gleiche Kriterien gelten für die Auswahl der Lieferanten. Eine breite Palette aus Kaffee – besonders die PaderBohne – steht den Interessenten zur Verfügung, ebenso Schokolade und weitere Lebensmittel. „Früher hatten wir eine Sorte Kaffee, Honig und Kakao; heute sind es mindestens 50 Sorten Kaffee und 30 Arten Kakao.“ Nebenher ist auch das Angebot an Kunsthandwerk und Geschenkartikeln gewachsen.
Wandel im Angebot und Nachfrage
Auch die Professionalität sei größer geworden, berichtet Petra Holtgreve, somit auch die Erwartung und Nachfrage beim Kunden. „Zu Anfang kam alles ein wenig aus der alternativen Bewegung. Gekauft wurde aus dem Spenden-Gedanken, ein gutes Werk getan zu haben. Weniger aus Weitblick zur Weltwirtschaft“, blickt Holtgreve zurück. Heute seien die Erwartungen gewachsen, die Nachhaltigkeit stände gleichermaßen im Blick wie die Arbeitsbedingungen. Deshalb sei es auch schwierig, Produkte des „Fairen Handels“ mit Erzeugnissen aus Supermärkten auch finanziell zu vergleichen: „Unsere Produkte müssen anderen Kriterien genügen.“
Wichtig seien auch die Besuche der Erzeuger vor Ort in „La Bohnita“, die in unregelmäßigen Abständen von der Arbeit und den Fortschritten aus den Erzeugerländern berichten. „Das ist beeindruckend und zugleich für uns motivierend“, so Petra Holtgreve.