Der Berufung gefolgt
Mutter Maria Theresia Bonzel kam am 17. September 1830 als Regina Christine Wilhelmine „Aline“ Bonzel in Olpe zur Welt. Am Tag ihrer Erstkommunion wurde ihr ihre Verbundenheit mit Gott bewusst. Daraus entstand ihr lebenslanger Leitsatz „Er (Gott) führt, ich gehe“. Diese Worte sind auch an ihrer Grabstätte angebracht: Im Zuge ihrer Seligsprechung wurden die sterblichen Überreste von Mutter Maria Theresia Bonzel OSF im November 2013 in einer feierlichen Prozession vom Mutterhaus der Franziskanerinnen in die Pfarrkirche St. Martinus in Olpe überführt, wo die Selige nun ruht. Ein Gefäß mit einer Reliquie der Seligen befindet sich auch am Ort ihrer Seligsprechung, in einer Seitenkapelle im Hohen Dom zu Paderborn.
Der plötzliche Tod ihres Vaters brachte Aline Bonzel bereits in ihrer Jugend in einen Konflikt: Ihre Mutter hoffte, dass die Tochter durch eine Heirat die wirtschaftliche Zukunft der Familie absichern könne. Dem stand Alines eigener Wunsch entgegen, in ein Kloster zu gehen. 1859/60 folgte sie schließlich ihrer Berufung, als Schwester Clara Pfänder zusammen mit ihr und Regina Löser in Olpe die „Kongregation der Franziskanerinnen, Töchter der hl. Herzen Jesu und Mariä“ gründete – mit dem Hauptzweck der ewigen Anbetung und der Sorge für arme Waisenkinder.
Das Mutterhaus wurde im Frühjahr 1863 nach Salzkotten verlegt. Der Paderborner Bischof Konrad Martin erkannte die in Olpe verbliebene Filiale am 20. Juli 1863 als selbständige Kongregation an – unter dem Namen „Arme Franziskanerinnen von der Ewigen Anbetung“. Mutter Maria Theresia Bonzel sollte bis zu ihrem Tod Generaloberin bleiben.
Verantwortungsvolle Ordensleitung
Unter der Führung von Mutter Maria Theresia machte die Ordensgemeinschaft wichtige Entwicklungsschritte: 1875 sandte die Generaloberin sechs Schwestern nach Nordamerika. Heute ist der Orden in Indiana und Colorado sowie auf den Philippinen und in Brasilien aktiv. Auch in schwierigen Zeiten, beispielsweise in der Zeit des Kulturkampfes, als Orden unter starken staatlichen Repressalien litten, achtete Mutter Maria Theresia in der wachsenden Gemeinschaft darauf, dass alle Schwestern – trotz räumlicher Distanz – gut miteinander und mit ihr verbunden blieben.
1902 gründete Mutter Maria Theresia Bonzel OSF als eine der ersten Frauen eine GmbH, um die Tätigkeit ihres Ordens wirtschaftlich und rechtlich abzusichern: die „Gemeinnützige Gesellschaft der Franziskanerinnen“ (GFO). Seit 1995 ist die Maria Theresia Bonzel-Stiftung Trägerin dieser Gesellschaft, die heute mehr als 100 Einrichtungen im Sozial- und Gesundheitswesen an rund 130 Standorten und mit rund 17.500 engagierten Mitarbeitenden umfasst – von ambulanter Pflege über Hospiz- und Palliativversorgung bis zu Therapiezentren. Das breite Angebot ist ein Beleg dafür, welche Früchte das Wirken von Mutter Maria Theresia trägt.
Schon seit ihrem zwanzigsten Lebensjahr litt Mutter Maria Theresia an Herzbeschwerden. Ihr heiter-gelassener Umgang damit war ein wichtiger Teil des Charismas dieser bedeutenden Ordensfrau. Mutter Maria Theresia Bonzel OSF starb am 6. Februar 1905 in Olpe.