„Weihnachten im Alltag leben“
Seit 1658 sind Augustiner Chorfrauen in Paderborn ansässig, um den Erziehungs- und Bildungsauftrag – zunächst für Mädchen – der Ordensstifterin zu erfüllen. Heute unterrichten noch zwei der insgesamt sieben Schwestern des Konvents am Gymnasium und an der Realschule St. Michael. Beide Schulformen nehmen seit ein paar Jahren auch Jungen auf.
Zum Abschluss der Weihnachtszeit zog Weihbischof Dominicus in seiner Predigt beim Festgottesdienst Parallelen zwischen der Weihnachtsgeschichte und dem Leben der seligen Alix le Clerc und ihrer Mitbegründerinnen. Sie hätten sich bereit erklärt, in einer neuen Form des Ordenslebens radikal die an Weihnachten sichtbar gewordene Liebe Gottes zu den Menschen zu leben und sich die Erziehung von Mädchen zu Eigen zu machen. Ihr Dienst an Gott und den Menschen sei ihre persönliche Antwort auf das Geheimnis der Weihnacht. „Weihnachten im Alltag leben – dies hat die Selige und dies haben die Schwestern des Michaelsklosters getan und tuen es heute.“
Die Ordensgemeinschaft der Augustiner Chorfrauen blickt in diesem Jahr auch auf ihr 425-jähriges Bestehen. Gestärkt durch Priester und Augustiner-Chorherr Pierre Fourier ging Alix le Clerk ihren Visionen und Traumdeutungen nach. Zu Orden ihrer Zeit fühlte sie sich nicht berufen. Ihre Vorstellungen sollten Kontemplatives und Apostolisches miteinander verbinden. Der Bildungsnotstand im 16. Jahrhundert vor allem für Mädchen war für Alix le Clerk Motivation, die Initiative zu ergreifen und teilweise auch gegen Widerstände anzukämpfen. Sie fand drei Verbündete – junge Frauen gleicher Gesinnung – und lebte mit ihnen in kleiner Gemeinschaft.
Kostenlose Schulbildung für Mädchen
Kostenlose Schulbildung für Mädchen aller war das oberste Ziel der Augustiner Chorfrauen. Dadurch sollte vermehrt Bildung in die Familien getragen, aber auch die Selbstständigkeit der Frauen gefördert werden. „Eine christliche Erneuerung der Familie und der Gesellschaft“, betont Weihbischof Dominicus in seiner Predigt. Es sei eine revolutionäre Tat in einer Zeit von Standesunterschieden und auch Glaubenskriegen gewesen. „Herzensbildung, jeden Menschen in seiner Person zu achten, geistliche Weite und Toleranz vorleben“, bringt Sr. M. Ancilla Ernstberger, heutige Oberin der Augustinerinnen in Paderborn, die Ideale auf den Punkt. Und spannt den Bogen zur aktuellen Aufgabe: „Wir wollen jungen Menschen helfen, sie unterstützen, soziale und ethische Verantwortung erkennen lassen.“