Bistumsgeschichte
Von Karl dem Großen und Papst Leo III. bis ins Hier und Jetzt
Die Gründung des Bistums Paderborn im Jahr 799 ist eng verbunden mit der Christianisierung der Sachsen durch Karl den Großen. Seither sind mehr als 1.200 Jahre Bistumsgeschichte vergangen. In dieser spiegeln sich nicht nur Kirchen- und Glaubensgeschichte wider, sondern auch Geistes-, Kunst- und Sozialgeschichte.
716
Der Apostel der Deutschen
Der heilige Bonifatius nimmt seine umfangreiche Missionstätigkeit im damals noch überwiegend heidnischen Germanien auf.

777
Patrisbrunna
Karl der Große hält zum ersten Mal eine fränkische Reichsversammlung auf sächsischem Boden ab. Ort ist „Patrisbrunna“, das spätere Paderborn, das damit erstmals urkundlich erwähnt wird.

799
Unser Bistum wird gegründet!
In Paderborn empfängt Karl der Große Papst Leo III. Beide besiegeln auf einer synodalen Versammlung die Errichtung des Bistums Paderborn sowie die Gründung der Sachsenbistümer Minden, Münster, Osnabrück, Verden und Bremen.
800
Kaiserwürde
Papst Leo III. krönt in Rom Karl den Großen zum Kaiser. Durch die Kaiserwürde wird das römische Kaiserreich erneuert und auf die Franken übertragen.

806
Bischof Hathumar
Hathumar wird erster Bischof von Paderborn (bis 815), unter anderem gründet er die Domschule.

815
Bischof Badurad
Badurad wird zweiter Bischof von Paderborn (bis 862).

822
Bistum mit Privilegien
Ludwig der Fromme verleiht Paderborn ein Immunitätsprivileg. Das Bistum steht damit unter Königsrecht und Königsschutz und ist von anderen weltlichen Herrschaftsansprüchen befreit.
822
Gründung von Corvey
Das Kloster Corvey, das sich später zu einem kulturellen und geistigen Zentrum entwickelt, wird gegründet. Das freskengeschmückte karolingische Westwerk der Klosterkirche ist seit 2014 ein Weltkulturerbe der UNESCO.

836
Liborius kommt nach Paderborn
Stadt und Bistum kommen zu ihrem Schutzheiligen, dem heiligen Liborius. Mit einem Bittschreiben Ludwigs des Frommen um Reliquien für das junge Bistum Paderborn ziehen Gesandte des Bischofs Badurad nach Le Mans. Dort erhalten sie die Erlaubnis, die Gebeine des heiligen Liborius nach Paderborn überführen zu dürfen. Die Bistümer Le Mans und Paderborn schließen den „Liebesbund ewiger Bruderschaft“, der bis heute hält.

962
Heiliges Römisches Reich
Mit der Kaiserkrönung Ottos I. entsteht das Heilige Römische Reich. Wie die früheren Karolinger versteht sich Otto I. als Erneuerer des römischen Imperiums.
1000
Romanik
Um 1000 Beginn des romanischen Baustils mit typischen Rundbögen und der Betonung wuchtiger Steinmassen.

1000
Der Dom brennt ab!
Der karolingische Dom in Paderborn wird bei einer Brandkatastrophe zerstört.
1002
Krönung an der Paderquelle
Kunigunde, Gattin König Heinrichs II., wird im Paderborner Dom zur Königin gekrönt.

1009
Bischof Meinwerk
Meinwerk wird Bischof (bis 1036). Auch wegen seiner immensen Bautätigkeit gilt er als zweiter Gründer des Bistums Paderborn. Seine Bauten prägen das Bild der Stadt Paderborn bis heute.

1015
Domweihe
Der wiedererrichtete Paderborner Dom wird geweiht, das Kloster Abdinghof wird gegründet.

1017
Byzanz an der Pader
Die Bartholomäuskapelle in Paderborn wird erbaut. Am Bau sind byzantinische Bauleute beteiligt. Die im ottonisch-byzantinischen Stil errichtete Kapelle ist Teil der Paderborner Kaiserpfalz und gilt als älteste Hallenkirche nördlich der Alpen. Nach Einschätzungen von Kunsthistorikern übertrifft die Bartholomäuskapelle in ihrer baugeschichtlichen Bedeutung sogar den Paderborner Dom.

1031
Abdinghofkirche
Die Abdinghofkirche in Paderborn wird geweiht.

1036
Busdorfkirche
Die Busdorfkirche in Paderborn wird geweiht.
1076
Investiturstreit
Auf dem Hoftag in Worms eskaliert der Investiturstreit. In dem Konflikt ringen geistliche und weltliche Macht um das Recht, Bischöfe einzusetzen. 1077 fleht König Heinrich IV beim Gang nach Canossa im Büßerhemd Papst Gregor VII. um Vergebung und Aufhebung des Kirchenbanns an. Die Exkommunizierung wird aufgehoben, doch erst mit dem Wormser Konkordat im Jahr 1122 ist der Investiturstreit beigelegt.

1084
Bischof gegen Bischof
Der Investiturstreit erreicht Paderborn. 1083 wählt das Domkapitel Heinrich von Assel zum Bischof von Paderborn. Ein Jahr später krönt Gegenpapst Klemens III. den gebannten König Heinrich IV. zum Kaiser. Die Anhänger des Gegenpapstes sprechen Heinrich von Werl das Bistum Paderborn zu. Bischof steht gegen Bischof. Heinrich von Assel verliert und zieht in die Verbannung nach Magdeburg, wo er 1102 zum Erzbischof gewählt wird. Heinrich von Werl bleibt bis 1127 Bischof von Paderborn, ist aber jahrelang umstritten.

1095
Erster Kreuzzug
Papst Urban II. ruft zum Kreuzzug auf. 1099 nimmt ein Kreuzritterheer Jerusalem ein, das sich zuvor unter der Herrschaft ägyptischer Fatimiden befindet. Die Kreuzzüge sind geprägt von vielen Gräueltaten, sorgen aber auch durch den Austausch mit der byzantinischen und arabischen Kultur für eine Weiterentwicklung Europas.

1140
Gotik
In Zentralfrankreich entstehen um 1140 die ersten Zeugnisse der gotischen Baukunst. Typisch sind Spitzbögen, Kreuzrippengewölbe, die Betonung der Vertikalen und die Auflösung von Wänden durch bunte Glasfenster. In Deutschland fasst die Gotik mit einer hundertjährigen Verzögerung Fuß.

1189
Bischof und Richter
Graf Widukind von Schwalenberg-Waldeck, Vogt des Bistums Paderborn, stirbt während des dritten Kreuzzugs. Daraufhin übernimmt Bischof Bernhard II. von Ibbenbüren (1188–1204) die Vogtei des Bistums und übt als Landesherr auch das oberste Richteramt im Fürstentum aus. Damit erreicht die Entwicklung des Bischofsamtes zum Fürstbischof einen vorläufigen Abschluss. Bernhard fördert den systematischen Ausbau der Landeshoheit mit Burg- und Stadtgründungen. In der Folgezeit kommt es immer wieder zu Streitigkeiten mit den rivalisierenden Kölner Erzbischöfen.
1190
Nibelungenlied
Ein unbekannter Autor aus Süddeutschland verfasst das Nibelungenlied (ca. 1190–1210). Das Heldenepos spielt in der Völkerwanderungszeit, der Erzählstoff ist daher wesentlich älter als seine hochmittelalterliche literarische Bearbeitung.
1200
Der Hohe Dom entsteht
An der Stelle diverser Vorläuferbauten wird nach 1200 mit dem Bau des Paderborner Doms in seiner heutigen Gestalt im romanisch-gotischen Mischstil begonnen.

1291
Ende der Kreuzfahrerstaaten
Die Mamluken nehmen Akkon ein. Damit endet das Zeitalter der Kreuzfahrerstaaten im Heiligen Land.

1295
Stadtgründungen
Mit dem Essener Frieden erhält der Paderborner Bischof Otto von Rietberg (1277–1307) vom Kölner Erzbischof das Recht, in seinem Territorium weitere Städte zu gründen und zu befestigen – ein Schritt zur Sicherung der Landeshoheit.

1321
Bischof und Fürst
Bernhard zur Lippe (1277–1341) wird als Bernhard V. Bischof von Paderborn. Er begründet das Hochstift Paderborn als staatliches Territorium des Bistums, das damit zum Fürstbistum aufsteigt.

1347
Der Schwarze Tod
Eine Pestepidemie zieht durch ganz Europa. Dem Schwarzen Tod fallen geschätzte 25 Millionen Menschen zum Opfer, ein Drittel der damaligen Bevölkerung. Das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben kommt zum Erliegen, Siedlungen fallen wüst. 1350 erreicht die Pest Westfalen.

1370
Schloss Neuhaus
Nach Streitigkeiten mit der Paderborner Bürgerschaft verlagert Bischof Heinrich von Spiegel die fürstbischöfliche Residenz nach Schloss Neuhaus.

1378
Päpste und Gegenpäpste
Mit der Wahl Clemens VII. zum Gegenpapst zu Urban VI. beginnt das Abendländische Schisma in der lateinischen Kirche. Es gibt Päpste in Rom und Avignon. Das Schisma endet erst 1417 mit der Wahl von Papst Martin V.
1429
Aufhebung des Bistums
Auf Betreiben des Kölner Fürsterzbischofs Dietrich von Moers hebt Papst Martin V. das Bistum Paderborn auf. Das Paderborner Domkapitel widersetzt sich erfolgreich: Zwei Jahre später nimmt Papst Eugen IV. die Aufhebung wieder zurück.
1450
Buchdruck
Johannes Gutenberg erfindet den modernen Buchdruck mit beweglichen Lettern. Sein erstes gedrucktes Buch ist eine Bibel.

1492
Amerika
Auf der Suche nach einem Seeweg nach Indien entdeckt Christoph Kolumbus Amerika.

1500
Hexenwahn
Der Hexenwahn erfasst ab 1500 Mitteleuropa. Im Hochstift Paderborn sind zwischen den Jahren 1510 und 1702 Hexenprozesse gegen 260 Personen nachweisbar. Sie endeten in mindestens 204 Fällen mit der Hinrichtung oder dem Tod in der Haft, in 18 Fällen mit der Freilassung, der Ausgang der restlichen Verfahren ist unklar. Der Höhepunkt der Verfolgungen war mit mindestens 85 Opfern um das Jahr 1630.

1517
Reformation
Mit seinen 95 Thesen setzt Martin Luther die Reformation in Gang. Diese führt zu einer Spaltung des westlichen Christentums in verschiedene Konfessionen.

1520
Teile des Bistums werden protestantisch
Die Reformation hält ab 1520 in den Klöstern und Städten des Bistums Einzug, etwa in Herford und Lemgo.
1521
Fünfte Jahreszeit
Erstmals wird an Libori ein großer Markt in der Stadt Paderborn abgehalten.
1532
Handfester Glaubensstreit
Reformatorische Wirren erreichen Paderborn – unter anderem wird versucht, die fürstbischöfliche Residenz in Neuhaus niederzubrennen. Fürstbischof Hermann von Wied verpflichtet durch einen Erlass vom 16. Oktober Bürgermeister, Rat und Einwohner von Paderborn darauf, „in Gehorsam gegen die Kirche zu verharren und nichts dagegen vorzunehmen und zu handeln, solange diese Ordnung durch die gemeine Christenheit nicht verändert wurde“.

1543
Kopernikus
Mit der Veröffentlichung des Buches „De revolutionibus orbium coelestium“ von Nikolaus Kopernikus setzt die Kopernikanische Wende und damit ein Paradigmenwechsel ein. Das heliozentrische Weltbild verdrängt das bis dahin gültige geozentrische Weltbild. Damit gerät auch die alte Weltordnung aus den Fugen.

1545
Bischof auf Seiten der Reformierten
Hermann von Wied ruft sein Paderborner Bistum dazu auf, die katholischen Zeremonien in allen Kirchen abzuschaffen und die Reformation allgemein einzuführen. Domkapitel, Landadel und Städte sind mit der neuen Lehre nicht einverstanden. 1546 tritt Hermann von Wied zurück.
1555
Durch den Augsburger Religionsfrieden wird der Streit unter den Konfessionen beigelegt. Es gilt der Grundsatz cuius regio, eius religio (wessen Land, dessen Religion). Der Friedensschluss ist demnach nicht religiös, sondern politisch motiviert.
1570
Barock
Ausgehend von Rom löst ab 1570 der Barock die strenge Bauordnung der Renaissance auf. Nördlich der Alpen kommt die Bautätigkeit infolge des Dreißigjährigen Krieges zum Erliegen. Abgesehen von wenigen Ausnahmen finden sich in Deutschland barocke Kunstwerke erst ab dem Jahr 1650. Kennzeichen barocker Kunst sind reicher, oft geschwungener Ornamentschmuck und Bewegtheit.

1585
Fürstbischof Dietrich IV.
Fürstbischof Dietrich IV. von Fürstenberg (1585–1618) wird nach dem heiligen Gründerbischof Hathumar und dem seligen Bischof Meinwerk der dritte Begründer der Paderborner Kirche. Er führt im Hochstift Paderborn mit Hilfe seiner landesherrlichen Rechte die Kirchenreform nach dem Konzil von Trient durch. 1614 gründet er die Paderborner Universität aus eigenen Mitteln und übergibt sie bei deren Eröffnung im Jahre 1616 den Jesuiten. Die Academia Theodoriana ist die erste Universität in Westfalen.

1618
Prager Fenstersturz
Mit dem Prager Fenstersturz beginnt der Dreißigjährige Krieg.

1618
Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) wird Paderborn 16 Mal erobert oder belagert. Durch den Krieg, Seuchen und Hungersnöte geht die Bevölkerung im Hochstift Paderborn um ein Drittel zurück.

1622
Der Tolle Christian
Der protestantische Söldnerführer und Kriegsunternehmer Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel, auch der „Tolle Christian“ genannt, plündert die Stifte Liesborn, Paderborn und Münster. Dabei raubt er die Reliquien des heiligen Liborius und lässt aus dem Reliquienschrein des Hl. Liborius den Pfaffenfeindtaler, eine Spottmünze mit der Aufschrift „Gottes Freundt/Der Pfaffen Feindt“ prägen. Die Reliquien des heiligen Liborius werden 1627 nach dem Tod des Feldherrn nach Paderborn zurückgeführt.

1648
Westfälischer Friede
Der westfälische Friede beendet den Dreißigjährigen Krieg.

1661
Fürstbischof Ferdinand II.
Unter Fürstbischof Ferdinand II. von Fürstenberg, dem bedeutendsten geistlichen Fürsten seiner Zeit, erlebt Paderborn eine religiöse und kulturelle Blüte. Fürstbischof Ferdinand II. verfolgt ein barockes Bauprogramm und fördert die Wissenschaften. Zudem gründet er die „Missio Ferdinandea” zur Unterstützung von Missionaren, die nach Magdeburg, Bremen, Halberstadt und Mecklenburg, aber auch nach China und Japan entsandt werden.

1719
Herr von Fünfkirchen
Der Wittelsbacher Clemens August von Bayern (1700–1761) wird zum Paderborner Bischof gewählt, kann sein Amt aber wegen seines jugendlichen Alters erst 1727 antreten. Wie bei weltlichen absolutistischen Herrschern kommt es nun auch bei geistlichen Fürsten zur Ämterhäufung. Clemens August von Bayern ist Erzbischof von Köln und damit Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches, dazu Hochmeister des Deutschen Ordens und Fürstbischof von Regensburg, Münster, Osnabrück, Paderborn und Hildesheim. Wegen seiner Bischofssitze wird Clemens August von Zeitgenossen als „Herr von Fünfkirchen“ bezeichnet. Mit ihm wird das westfälische Bistum Paderborn ein klein bisschen bairisch: Das Rautenwappen der Wittelsbacher findet sich an vielen Gebäuden im Hochstift.

1725
Rokoko
Aus dem Spätbarock entwickelt sich ab 1725 in Frankreich das Rokoko. Es ist leichter und verspielter als der Barock und zeigt eine Vorliebe für Asymmetrien. Typische Form des Rokoko-Ornaments ist die Rocaille.

1727
Matthäuspassion
Die Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach (1685–1750) wird in Leipzig uraufgeführt.

1756
Siebenjähriger Krieg
Im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) versucht das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg, sich das Hochstift Paderborn einzuverleiben. Nach dem Tod von Bischof Clemens August von Bayern im Jahr 1761 bleibt der Bischofsstuhl deswegen zwei Jahre vakant. Erst mit dem Pariser Frieden von 1763 ist die Existenz des Bistums gesichert.
1758
Frühindustrialisierung
Mit der St.-Antony-Hütte in Oberhausen-Osterfeld entsteht die erste Eisenhütte des Ruhrgebiets.

1770
Klassizismus
Der ernste und geradlinige Klassizismus löst ab 1770 das verspielte Rokoko ab. Typisch für den Klassizismus ist der künstlerische Rückgriff auf Formen der griechischen und römischen Antike.

1789
Französische Revolution
Die Französische Revolution bricht aus und führt zu umfassenden Veränderungen in Europa. Die Absetzung und spätere Hinrichtung eines Königs von Gottes Gnaden ist ein Fanal für die weltlichen Herrscher, aber auch für die Kirche. Aus dem mit der Französischen Revolution verbundenen Gedankengebäude der Aufklärung leiten sich die liberal-demokratischen, säkularen Verfassungsstaaten moderner Prägung ab. Die europäischen Monarchien versuchen, die Revolution von außen durch Kriege zu beenden, können aber mit ihren Söldnerheeren das französische Volksheer nicht überwinden.

1799
Napoleon Bonaparte
In Frankreich setzt sich der Armeegeneral Napoleon Bonaparte mit einem Staatsstreich an die Macht. 1804 krönt er sich in der Kathedrale Notre-Dame im Beisein von Papst Pius VII. selbst zum Kaiser der Franzosen. Durch seine militärischen Erfolge führt Napoleon politisch eine Neuordnung Europas herbei. An die Stelle der Feudalstaaten treten Nationalstaaten.

1800
Industrieller Bergbau
Im Ruhrgebiet beginnt um 1800 der industrielle Bergbau. Das Ruhrgebiet verwandelt sich binnen weniger Jahrzehnte von einer ländlichen Region in einen Ballungsraum.

1802
Die Preußen kommen
Der Einmarsch preußischer Truppen bringt das Ende des Fürstbistums Paderborn mit sich. Geistliche und weltliche Herrschaft werden getrennt.

1803
Säkularisation
Der Reichsdeputationshauptschluss erklärt das Heilige Römische Reich für beendet. Die linksrheinischen Gebiete werden an Frankreich abgetreten. Entschädigt werden die weltlichen Fürsten, indem sie durch die Säkularisation Zugriff auf kirchliche Gebiete erhalten und ihnen durch die Mediatisierung kleinere weltliche Herrschaften zugeschlagen werden. Zwei Kurfürstentümer, neun Reichsbistümer, 44 Reichsabteien und 45 Reichsstädte verlieren ihre Selbständigkeit und werden als Territorialherrschaft aufgelöst.
1803
Der Bischof zieht zurück in die Stadt
Die fünf bedeutendsten Männerklöster des Bistums Paderborn werden säkularisiert: Hardehausen, Böddeken, Dalheim, Abdinghof, Marienmünster. Der letzte Fürstbischof Franz Egon von Fürstenberg (1789–1825) gibt den Residenzsitz in Schloss Neuhaus auf, die nun rein kirchliche Bistumsleitung zieht in das Stadtgebiet zurück.

1804
Morphin aus Neuhaus
Dem Apotheker Friedrich Sertürner (1783–1841) aus Schloß Neuhaus gelingt es, aus Opium den Wirkstoff Morphin zu isolieren. Der Medizin steht damit ein hochwirksames Schmerzmittel zur Verfügung.

1821
Neuumschreibung des Bistums Paderborn
Durch die Bulle „De salute animarum“ (Vereinbarung zwischen Preußen und dem Heiligen Stuhl über die Neuordnung der preußischen Bistümer) erfolgt eine Neuumschreibung des Bistums Paderborn. Durch die Zuweisung des Bistums Corvey und von Gebieten der Bistümer Köln, Osnabrück, Mainz, Minden, Halberstadt und Magdeburg wird Paderborn zu einem der größten deutschen Bistümer. Paderborn gehört nicht mehr zur Mainzer Metropolie, sondern mit Trier und Münster zum Erzbistum Köln. Erst 1849 wird die Eingliederung der neuen Teile des Bistums organisatorisch vollendet. Als Architekt des neuen Bistums gilt der Generalvikar und spätere Bischof Richard Dammers (1841-1844).

1835
Eisenbahn in Deutschland
Die Ludwigseisenbahn als erste für den öffentlichen Verkehr bestimmte Eisenbahn nimmt den Betrieb zwischen Nürnberg und Fürth auf. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts entsteht ein Fernstreckennetz in Deutschland. 1850 erhält Paderborn Bahnanschluss.

1848
Revolution!
Im März 1848 kommt es in den deutschen Fürstentümern zu Aufständen. Die bürgerlichen Revolutionäre erzwingen die Wahl einer verfassungsgebenden Nationalversammlung, die am 18. Mai 1848 in der Paulskirche in Frankfurt am Main zusammentritt. Die Revolution wird mit militärischer Gewalt niedergeschlagen.

1871
Kulturkampf
Mit dem Deutschen Kaiserreich beginnt der Kulturkampf: Die preußische Regierung versucht mit einem Bündel von Maßnahmen, unter anderem der Zivilehe, den Einfluss der katholischen Kirche zurückzudrängen. Bei der Umsetzung greift der Staat zu harschen Methoden. Als sich der Paderborner Bischof Konrad Martin (1856–1879) weigert, den staatlichen Anordnungen Folge zu leisten, wird er 1874 verhaftet. 1878 ist die Auseinandersetzung zwischen Kirche und Staat faktisch beendet.

1871
Deutsches Reich
Angesichts des gemeinsamen Sieges der deutschen Staaten über Frankreich treten die süddeutschen Staaten dem von Preußen dominierten Deutschen Bund bei, der zum Deutschen Reich ausgeweitet wird. In Versailles wird der Preußische König Wilhelm I. (1797–1888) zum Deutschen Kaiser proklamiert.
1885
Das Automobil
Carl Benz (1844–1929) baut einen von Nicolaus Otto (1832–1891) entwickelten Motor in eine Droschke ein und erfindet damit das Automobil.

1914
Beginn des Ersten Weltkriegs
Das Attentat von Sarajewo löst den Ersten Weltkrieg aus. Die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ fordert rund 17 Millionen Menschenleben.

1923
Hyperinflation
In Deutschland weitet sich die nach dem Ersten Weltkrieg einsetzende Inflation zur Hyperinflation aus. Das Vermögen der meisten Haushalte wird vernichtet.

1930
Bistum wird Erzbistum
Mit der Bulle „Pastoralis officii Nostri“ wird das Bistums Paderborn zum Erzbistum erhoben. Zugleich wird die mitteldeutsche Kirchenprovinz gegründet: Dem Erzbistum Paderborn werden als Suffraganbistümer Fulda, Magdeburg und Hildesheim zugeordnet. Die Gebiete um Erfurt kommen an das Bistum Fulda. Das Erzbistum ist zu diesem Zeitpunkt in 61 Dekanate und 534 Pfarreien aufgeteilt.

1933
Machtergreifung der Nationalsozialisten
Innerhalb weniger Wochen verwandeln die Nationalsozialisten Deutschland in eine Diktatur. Politische Gegner und Juden werden systematisch verfolgt.

1939
Beginn des Zweiten Weltkriegs
Mit dem Überfall auf Polen beginnt der Zweite Weltkrieg. Der größte Krieg der Menschheitsgeschichte fordert Schätzungen zufolge 60 Millionen Menschenleben.

1945
Paderborn wird zerstört
In den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges ist Paderborn mehrfach das Ziel von Luftangriffen. Insbesondere drei dieser Luftangriffe treffen die Paderborner Innenstadt und verursachen dort große Zerstörungen und fordern zahlreiche Menschenleben. Auch der Paderborner Dom wird zerstört.

1949
Zwei deutsche Staaten
Mit der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik entstehen zwei deutsche Staaten

1958
Das Ruhr-Bistum Essen entsteht
Das Erzbistum Paderborn tritt an das neu eingerichtete Bistum Essen die Dekanate Bochum, Gelsenkirchen, Hattingen, Wattenscheid und angrenzende Gebietsteile ab.
1962
Zweites Vatikanisches Konzil
Das von Papst Johannes XXIII. einberufene zweite Vatikanische Konzil (1962–1965) führt zu einer pastoralen und ökumenischen Erneuerung.

1965
Kardinal Jaeger
Am 22. Februar 1965 erhebt Papst Paul VI. Erzbischof Lorenz Jaeger zum Kardinalpriester.

1990
Wiedervereinigung
Die deutsche Wiedervereinigung beendet vier Jahrzehnte der deutschen Teilung.

1994
Bistum Magdeburg
Magdeburg wird ein eigenes Bistum, die mitteldeutsche Kirchenprovinz wird neu umschrieben (Suffraganbistümer Fulda, Magdeburg, Erfurt).
1996
Papstbesuch in Paderborn
Papst Johannes Paul II. weilt vom 21. bis 23. Juni 1996 zu einem Pastoralbesuch in Paderborn.

2001
Der 11. September
Am 11. September 2001 verübt das islamistische Terrornetzwerk al-Quaida Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon. In der Folge kommt es zu einer asymmetrischen Kriegsführung zwischen der westlichen Welt und islamistischen Terrororganisationen.
2001
Kardinal Degenhardt
Papst Johannes Paul II. erhebt Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt am 28. Januar 2001 zum Kardinalpriester.

2003
Erzbischof Becker
Papst Johannes Paul II. ernennt Hans-Josef Becker zum Erzbischof von Paderborn.

2014
Ein Zukunftsbild für das Erzbistum
Im Jahr 2004 startete Erzbischof Becker einen pastoralen Perspektiv-Prozess, an dem sich viele Menschen aus dem ganzen Erzbistum beteiligten. Als Ergebnis verabschiedete der Paderborner Erzbischof im Oktober 2014 das “Zukunftsbild für das Erzbistum Paderborn” – ein Orientierungsrahmen für die künftige Entwicklung der Erzdiözese.
