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Erzbistum Paderborn
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Zeugnisse, die nie in Vergessenheit geraten dürfen

Prälat Prof. Helmut Moll über Märtyrinnen und Märtyrer im 20. Jahrhundert.

Prälat Prof. Helmut Moll über Märtyrinnen und Märtyrer im 20. Jahrhundert

„Die Zeugnisse der Märtyrer und Märtyrerinnen sind äußerst evangelisierend. Diese Menschen waren lebendige Beispiele und Vorbilder im Glauben. Das interessiert Gläubige mehr als Diskussionen um Strukturfragen!“ – Prälat Professor Dr. Helmut Moll kann nicht nur im Gespräch mitreißen und mit seiner Begeisterung für das Thema anstecken. Moll, der  Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für das Martyrologium des 20. Jahrhunderts ist und verantwortlich für das Buch „Zeugen für Christus“ zeichnet, macht auf seinen Vortrag in Paderborn am 12. Juni  neugierig: „Um die Lebensgeschichte von 25 Frauen und Männer aus dem Erzbistum Paderborn wird es auch gehen, die ihr Leben für Christus geopfert haben.“

„Zeugen für Christus“ ist mittlerweile in der siebten überarbeiteten und aktualisierten Auflage im Paderborner Schöningh-Verlag erschienen. „In jeder neuen Auflage konnten wir neue Namen vorstellen, die wir in den Archiven und bei den Recherchen gefunden haben“, freut sich Prälat Helmut Moll, dass der Fundus noch nicht ausgeschöpft ist. 84 neuen Glaubenszeugen in der vierten Auflage folgten 76 Erweiterungen in der nächsten und sogar 100 neue Namen in der sechsten Auflage.

Dem damaligen Papst Johannes Paul II. sei es  1992 ein Anliegen gewesen, der Frauen und Männer zu gedenken, die Opfer der Nazi-Herrschaft geworden waren. Der Papst sei   in der Nähe von Auschwitz aufgewachsen  und habe alles aus eigener Ansicht erlebt, erklärt Prälat Moll  die Beweggründe des Papstes, 1994 die Weltkirche  aufzurufen eine Auflistung zu erstellen. Die Deutsche Bischofskonferenz beauftragte dann Prälat Professor Moll, die Märtyrergeschichte des 20. Jahrhunderts aufzuarbeiten.

Forschungsarbeit im Auftrag von Papst Johannes Paul II.

„Nach meinen zwölf Jahren in Italien, in denen ich schon fast zum halben Römer geworden bin, habe ich die Arbeit gern aufgenommen, musste jedoch die Arbeit quasi vom Nullpunkt an beginnen“, erinnert sich Moll an seinen Start 1995: „Zuerst habe ich dann alle 27 Bischöfe angefragt.“ In guter Zusammenarbeit mit den Bistümern und den Ordensgemeinschaften erarbeiteten  dann 160 Fachleute Lebensbilder von 720 katholischen Märtyrinnen und Märtyrern. „Die Zusammenarbeit war sehr gut, obwohl wir unter Zeitdruck gearbeitet haben, um bereits im Jahr 2000 die erste Auflage vorstellen zu können.“

Aus dem Erzbistum Paderborn fand Moll mit dem Bad Driburger Studiendirektor Peter Möhring einen engagierten Mitarbeiter. Möhring war 14 Jahre lang auch Mitglied der Kommission für kirchliche Zeitgeschichte des Erzbistums Paderborn.

Die Sammlung wurde immer größer, weil auch Berichte über Ordensleute, Volksdeutsche, Russlanddeutsche und Donauschwaben hinzukamen, die „gewaltsamen Tod aus Glaubensgründen“ gefunden hatten.  Insgesamt stellt das Buch  Märtyrer in vier Kategorien vor: die Blutzeugen unter Hitlers Terror, die Blutzeugen in der Zeit des Kommunismus, das martyrium puritatis („Reinheitsmartyrium“) von Mädchen, Frauen und Ordensschwestern sowie die Blutzeugen aus den Missionsgebieten. Alle Berichte wurden von drei Fachleuten – darunter Prälat Moll – gegengelesen und geprüft.

Die Neuerscheinung  von „Zeugen für Christus“ sei binnen zehn Tagen vergriffen gewesen, die zweite Auflage mit 2500 Exemplaren ging weg wie „warme Semmeln“, freut sich Prälat Moll über das Interesse, das bis heute anhält.

“Zwei Drittel der glaubensstarken Priester kamen in Konflikt mit Nazi-Regime”

Kriterien für die  Anerkennung als Märtyrer oder Märtyrerin sind: ein gewaltsamer Tod, Bereitschaft für den Glauben zu sterben und das Zeugnis für Christus. „Ein Märtyrer ist ein Christ, der seinen Glauben öffentlich bekennt und deshalb Nachteile in Kauf nehmen muss“, sieht der Fachmann für das Martyrologium in erster Linie keinen Unterschied zwischen der NS-Zeit und anderen Epochen der Zeitgeschichte. Die Nazis hätten jedoch oft vorgeschobene Gründe für eine Bestrafung oder Verurteilung gefunden, ohne direkt den Glauben zu nennen. Außerdem seien Glocken zur Produktion von Waffen eingezogen und Predigten in den Kirchen von Spitzeln überwacht worden.

Zwei Drittel der Priester seien mit dem Nazi-Regime damals in Konflikt gekommen. „Dann wurden sie angezeigt, verhört, diskriminiert, kamen ins Zuchthaus oder ins KZ“, berichtet Prälat Moll aus den Archiven. „Die Priester der damaligen Zeit waren außenordentlich glaubensstark!“ Aber auch viele Laien, ergänzt Moll, seien in katholischen Organisationen klar aufgetreten und seien deshalb auch zu Märtyrern geworden.

25 Frauen und Männer aus dem Erzbistum

25 Frauen und Männer aus dem Erzbistum Paderborn werden im „Zeugen für Christus“ in Wort und Bild vorgestellt. Darunter die seligen Priester Aloys Andritzki (Studium der Theologie in Paderborn ) und Eduard Müller (Abitur in Bad Driburg) sowie die Diözesanpriester Franz Finke, Heinrich König, Otto Günnewich, Wilhelm Oberhaus, Franziskanerpater Kilian Kirchhoff (Rönkhausen), Trinitarierin Sr. Angela Autsch (Attendorn-Rölleken), Salvatorianerpater Reinhold Unterberg (Sennelager), Rechtsanwalt Joseph Wirmer, Oberpräsident Ferdinand Freiherr von Lüninck (Ostwig), Ministerialdirektor Theodor Roeingh (Beverungen), Theologiestudent Ernst Kuhlmann (Herzebrock-Clarholz), Bäckermeister Josef Quinke (Finnentrop), Lehrling Heinz-Udo Hallau (Bielefeld) und Redakteur Dr. Franz Geuecke (Schmallenberg).

„Die Christenverfolgung nimmt weltweit zu“, ist für Prälat Professor Moll das Thema immer noch zeitgemäß: „Zwanzig bis dreißig Menschen werden im Jahr umgebracht aufgrund ihres Glaubens. Gerade in den Missionsgebieten gibt es heute  Märtyrinnen und Märtyrer.“ Die Missionarinnen und Missionare trügen das Kreuz als öffentliches Bekenntnis, was in manchen Ländern sowohl bei den Herrschenden als auch in der Bevölkerung nicht gut angesehen sei.

Vortrag in St. Kilian bei der Komturei St. Meinwerk

Am Freitag, 12. Juni, referiert Prälat Prof. Dr. Helmut Moll in der St. Kilian Kirche in Paderborn mit dem Thema „Mit dem Erzbistum Paderborn verbundene Blut- und Glaubenszeuginnen und Glaubenszeugen in der Zeit des Nationalsozialismus – Vorbilder für heute“. Der Vortrag, zu dem die Komturei St. Meinwerk einlädt, beginnt um 19 Uhr.

Prälat Helmut Moll promovierte nach seinem Studium der Katholischen Theologie und Geschichte 1973 bei Prof. Dr. Joseph Ratzinger in Regensburg. Die Priesterweihe erfolgte 1976, von 1984 bis 1995 stand er im Dienst der Römischen Kurie, seit 1998 als Beauftragter für Selig- und Heiligsprechungsverfahren im Erzbistum Köln. Moll ist Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für das Martyrologium des 20. Jahrhunderts und Ordinarius an der Wissenschaftlichen Hochschule Weilheim.

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