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Zeltlager in der eigenen Heimat

Jugendverbände des BDKJ schaffen Sommerferien-Alternativen: Ideenreiche Kolpingjugend Bigge.

Jugendverbände des BDKJ schaffen Sommerferien-Alternativen: Ideenreiche Kolpingjugend und Messdiener Bigge

Aus den Boxen dröhnt Musik, auf dem Vorplatz stehen große weiße Zelte, in der Mitte brennt ein Lagerfeuer. Auf dem Gelände der Schützenhalle in Bigge spielen Kinder Fußball, fahren Roller oder sitzen zusammen in einer Ecke und spielen Karten. Eigentlich wären sie alle jetzt gemeinsam in Ulrichstein in Mittelhessen. Doch das Zeltlager der Kolpingjugend und Messdiener von Bigge wurde Mitte Mai abgesagt – wegen Corona. „Wochenlang wurden wir vertröstet und wussten nicht, ob es stattfindet oder nicht“, sagt Felix Liesen von der Kolpingjugend.

Die “Home-Edition”

Als die Absage dann Wirklichkeit wurde, war die Frage: ein Alternativprogramm aus dem Boden stampfen – ja oder nein? „Wir haben uns dann direkt gesagt: Entweder ganz oder gar nicht“, so der 23-Jährige. Die Idee: ein richtiges Zeltlager, diesmal eben nur im eigenen Ort, an und in der Schützenhalle. Daher das Motto: „Bigge – Meine Heimat“.

Doch auch das „Zeltlager Home Edition“ funktioniert nicht ohne Hygienevorschriften: Die 50 Teilnehmer des fast zwei Wochen andauernden Zeltlagers wurden in vier Bezugsgruppen von bis zu 14 Personen aufgeteilt – 20 dürften es laut NRW-Vorschrift sogar sein. In den einzelnen Gruppen muss man zwar keine Maske tragen und keinen Mindestabstand einhalten, bei Kontakt zu anderen Gruppen ist das aber Pflicht. Jede Gruppe hat in den Zelten einen eigenen Essensbereich, jeder besitzt sein eigenes Geschirr und die Hände werden immer wieder desinfiziert. Gespült wird von den 20 Leitern, mit Handschuhen und Maske. Nur sie fassen den Wasserhahn an oder benutzen die Schwämme. Sogar eine Hygienestation in der Schützenhalle wurde eingerichtet. Das insgesamt siebenseitige Hygienekonzept habe das Leitungsteam innerhalb einer Woche ausgearbeitet, beschreibt Felix Liesen. Von der Stadt Olsberg habe es dafür viel Lob gegeben, fast ohne Korrekturen wurde das Konzept freigegeben.

Ohnehin: Das Alternativ-Ferienlager stieß von Anfang an bei allen auf große Begeisterung und Unterstützung. „Wahnsinn, was ihr da macht“, hieß es dann oft, so Felix Liesen. Besonders die Eltern seien glücklich, dass es doch noch ein Zeltlager gibt und ihre Kinder die Ferien mit Freunden verbringen können.

Gegen die Langeweile

Trotz Vorschriften kommt auch etwas „richtige“ Zeltlager-Stimmung auf, nicht nur durch das Lagerfeuer und die typischen weißen Zelte. Denn jede Gruppe hat auch ihren eigenen Wimpel gestaltet, zudem ist das Programm sehr ähnlich zu anderen Zeltlagern. „Wir haben es nur etwas coronakonform abgeändert. Viele Spiele und Aktionen haben wir aber in ähnlicher Form übernommen“, erklärt Kathrin Patzsch aus dem Oberleitungsteam. Dazu gehören eine Kinderolympiade, ein Schützenfest oder auch mal ein Verkehrtherum-Tag wie jetzt: Kleidung wird falsch herum angezogen und allgemein wird alles genau anders gemacht. Der Tag beginnt mit dem Abendessen, nach Kuchen folgt dann das Mittagessen und am Abend gibt es Frühstück. Und auch die Abendrunde wird in den Vormittag verlegt: Auf Bänken sind die Gruppen um das Lagerfeuer herum verteilt, singen, tanzen und machen andere kleine Spiele.

Auch Nico, Friedrich, Lorenz und Karl singen laut mit und genießen in ihrer Gruppe die Sonne. „Es macht echt Spaß und ist viel besser, als nur allein zuhause rumzuhängen“, sagt Nico. Obwohl sie das Maskentragen und Co. teilweise schon anstrengend finden, ist es gut, dass Kolpingjugend und Messdiener überhaupt noch so ein Zeltlager auf die Beine gestellt haben. „Nach zwei Tagen waren wir das alles sowieso gewohnt, dann ging es auch“, beschreibt der 12-jährige Lorenz. Anfangs noch enttäuscht, dass das eigentliche Zeltlager nicht stattfinden kann, sind die Jungen jetzt sogar glücklich über die Zeit in der eigenen Heimat: „Es ist eigentlich noch schöner als ein normales Zeltlager“, sagt Nico. „Ich habe nämlich schon gedacht: Was soll man die ganzen Ferien nur machen?“, ergänzt Lorenz. „Umso cooler, dass wir doch etwas gemeinsam mit Freunden unternehmen können.“

Die Highlights aus zwei Zeltlagern in einem

Dass alles aber erst seine Eingewöhnungszeit gebraucht hat, haben auch die Leiter bemerkt. Ein, zwei Tage sei die Atmosphäre schon etwas angespannt gewesen, so Felix Liesen: „Die Kinder und Jugendlichen taten sich schwer, in Zeltlager-Stimmung zu kommen. Dann haben wir aber einen Tag am Hennesee einen richtig geilen Tag erlebt und seitdem ist hier nur noch Ramba Zamba, im positiven Sinn.“ Kathrin Patzsch vermutet, dass das auch damit zusammenhängt, dass alle den Zeltlager-Ort an der Schützenhalle erstmal nur mit Hygienebedingungen verbunden haben. „Der Hennesee-Tag war ein richtiger Knackpunkt. Danach hat sich alles eingegroovt und wurde richtig cool.“ Deshalb sei es gut, zum Beispiel an Wandertagen auch noch an andere Ort zu kommen – einfach, um das Gefühl eines richtigen Zeltlagers noch mehr zu erleben.

Denn: Es ist eben nicht alles gleich. Die Kinder und Jugendlichen übernachten nur dreimal in der Schützenhalle in voneinander getrennten Zonen, ansonsten schlafen sie zuhause. Anders als bei den Leitern, die immer dort übernachten und die Abende immer gemeinsam verbringen, entwickelte sich deswegen schwieriger ein Gemeinschaftsgefühl. „Normalerweise lernen sich in so einem Zeltlager ja alle untereinander kennen, springen dann auch mal über ihren Schatten und gehen auf andere zu. Das fällt jetzt durch die Einteilung in Gruppen natürlich etwas weg“, schildert Kathrin Patzsch. Es ist das erste Jahr, dass Messdiener und Kolpingjugend von Bigge zusammen ein Ferienlager veranstalten. Und „ein Volltreffer“, so Felix Liesen. Statt sich gegenseitig Konkurrenz zu machen, soll von nun an das Zeltlager immer gemeinsame Sache bleiben. Die Highlights aus zwei Zeltlagern vereint in einem.

Die Zeltlager-Flamme ist entzündet

Ein solches Highlight gab es diesmal schon rund eine Woche vor Beginn des Zeltlagers: das Vortreffen mit allen Beteiligten. Eine Nacht lang verbrachten Teilnehmer und Leiter gemeinsam im Freizeitpark Fort Fun. Sie nutzten Attraktionen, grillten, machten ein Lagerfeuer – Schlaf gab’s fast keinen. Dort machten die Leiter mit allen dann auch Hygieneschulungen und besprachen die neuen Regeln. „Auch jetzt glauben die Kinder in selten Fällen noch, die Maske sei ein Freifahrtsschein. Aber dann weisen wir sie nochmal drauf hin – und in 99 Prozent der Fälle klappt das alles auch echt gut. Wir hätten es anfangs sogar schlimmer erwartet“, sagt Felix Liesen. Ohnehin gilt, so viel Zeit wie möglich im Freien zu verbringen.

Schon in Fort Fun war klar, dass alle Teilnehmer ein Ferienlager dringend gebrauchen können nach den vielen Wochen unter Corona-Bedingungen: ohne Freunde zu treffen, ohne in die Schule zu gehen, ohne Programm von Sportvereinen und anderen Verbänden: „Die Kinder hat so viel Energie, die sie im Ferienlager endlich loswerden konnten. Da kam echt alles raus“, beschreibt es Kathrin Patzsch. Statt Gitarrespielen am Lagerfeuer gebe es gegen Abend nun meist eine Disco in der Halle, weil alle Action haben wollen.

Leander, elf Jahre alt, war noch nie mit im Zeltlager. Wie bei vielen anderen wären auch für ihn die Ferien in Zeiten von Corona, wo fast nichts stattfindet, eher ereignisarm verlaufen. „Man muss sich dadurch jetzt nicht die ganze Zeit zuhause langweilen“, sagt er glücklich. „Hier kann ich mit Freunden zusammen sein und Spaß haben.“

Dass sich Kolpingjugend und Messdiener so ins Zeug gelegt haben und innerhalb weniger Wochen dieses Ersatz-Zeltlager organisiert haben, kommt überall gut an. Fürs kommende Jahr ist der Andrang bereits groß. Eventuell werden es dann sogar 70 Teilnehmer sein. Von Vereinen und der Stadt gibt es großen Zuspruch, die Eltern sind dankbar, die Kinder und Jugendlichen finden es fantastisch. Auch wenn das Oberleitungsteam Felix Liesen, Kathrin Patzsch, Alexander Paschtalka und Finn Hanfland im Vorfeld so viel zu tun hatte: Es hat sich mehr als gelohnt. „Wenn die Zeltlager-Flamme einmal entzündet ist“, sagt Kathrin, „dann muss man eben Prioritäten setzen. Wie es jetzt gelaufen ist, ist für alle ein absoluter Traum.“

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