Über 12.000 Exponate im Diözesanmuseum
Auch im 21. Jahrhundert ist die Kirche ein Ort, an dem Wissen gespeichert und neues Wissen geschaffen wird. Die Erklärung der Natur der Dinge hat die katholische Kirche allerdings längst an die Naturwissenschaften abgegeben, es geht mittlerweile weniger um das Physische als um das Metaphysische. Aber auch in ganz diesseitigen Disziplinen, in den Sozialwissenschaften, in den Sprach- und in den Kulturwissenschaften, hat die Kirche heute noch ein Wort mitzureden.
Ein besonderer kirchlicher Wissensort ist das Erzbischöfliche Diözesanmuseum in Paderborn. Die Sammlung umfasst über 12.000 Exponate. Das mittelalterliche Manuskript der Annalen des Tacitus ist leider nicht darunter. Das Pergament wurde 1508 gestohlen und gelangte über abenteuerliche Wege in den Besitz von Papst Leo X. Der Papst aus dem Hause Medici veranlasste die Veröffentlichung, das Papier liegt heute im Bestand der Biblioteca Medicea Laurenziana in Florenz.
Die Mutter Gottes lernt lesen
Auch wenn Paderborn keinen Tacitus besitzt, kann das Diözesanmuseum mit Kunstwerken von Weltrang aufwarten. Eines davon ist die Imad-Madonna, entstanden um 1050 und damit eine der ältesten großfigurigen Darstellungen der thronenden Madonna in der abendländischen Kunst.
Ein weniger bekanntes, aber dafür sehr anrührendes Kunstwerk ist Figurengruppe der Unterweisung Mariens aus dem ersten Viertel des 15. Jahrhunderts. Es zeigt eine jugendliche Maria und ihre Mutter Anna, die einander zugewandt zwischen sich die Heilige Schrift halten. Maria lernt gerade lesen und schreiben. Die Botschaft ist eindeutig: Bildung ist wichtig, für die Mutter Gottes und für alle anderen auch.