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Erzbistum Paderborn
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Pressemeldung
12. Februar 2021
Paderborn

Wir möchten keinen Menschen allein lassen

Einsames Sterben und Trauern in der Corona-Pandemie führt Kirche und Seelsorger zu neuen Wegen

Seelsorgerinnen und Seelsorger sind ansprechbar, präsent und begleiten Menschen auch beim Sterben und Trauern, sie erleben die existentiellen Sorgen von Sterbenden und Trauernden hautnah. Was aber schon in „normalen Zeiten“ herausfordert, belastet noch deutlicher angesichts der Einschränkungen der Corona-Pandemie, die oftmals Sterben und Trauern mit Distanz, Abstand, Einsamkeit bedeuten. „Die Besuchsbeschränkungen und strengen Reglementierungen fordern heraus, lassen aber Seelsorgerinnen und Seelsorger auch neue Möglichkeiten entdecken und neue Wege gehen, um dennoch als Kirche für die Menschen da zu sein“, sagt Krankenhauspfarrer Hans-Jürgen Kötemann aus Bielefeld. Ehrenamtliche und hauptamtliche Seelsorgende machen Fenster-, Hof- und Zaunbesuche, führen Telefonate, „werden digital“, streamen Gottesdienste, laden zu Gebets-Netzwerken ein oder passen religiöse Rituale an die Gegebenheiten an.

Trauerbegleiterin Gabriele Merschmann und Pfarrer Peter Scheiwe schätzen die Perspektive der Kapelle auf dem Waldfriedhof in Paderborn-Schloß Neuhaus: „Über dem Sarg oder der Urne eines Verstorbenen können alle hinter dem Kreuz Jesu den auferstandenen Christus sehen. Das ist eine Perspektive, die Trost spendet“, ist Seelsorger Scheiwe überzeugt. Foto: Thomas Throenle / Erzbistum Paderborn

Pfarrer Peter Scheiwe aus Paderborn-Schloß Neuhaus und die weiteren Seelsorgerinnen und Seelsorger der Pfarrei Heiliger Martin haben in den letzten Monaten zahlreiche Verstorbene beerdigt, mehr als in Nicht-Corona-Tagen: „Auf Abstand und im kleinen Kreis von Angehörigen“, wie der Seelsorger im Hinblick auf die jeweils geltende Corona-Schutzverordnung seinen Dienst beschreibt. Die kirchlichen Rituale sowie die religiösen Texte und Gebete geben Hinterbliebenen Halt und erleichtern zumindest etwas das Abschiednehmen, stellt der Priester fest. Seine Besuche bei Kranken zu Hause und auch in den Altenheimen sind dem Gemeindepfarrer ein Herzensanliegen, auch wenn er dafür „volle Schutzkleidung“ anziehen und vorher einen Corona-Schnelltest machen muss. „Notfalls spende ich das Sakrament der Krankensalbung mit Handschuhen und Maske und in Schutzkleidung. Wir lassen keinen allein“, bekräftigt der Seelsorger.

Notfalls spende ich das Sakrament der Krankensalbung mit Handschuhen und Maske und in Schutzkleidung. Wir lassen keinen allein.

 

Pfarrer Peter Scheiwe

Gespräche mit Trauernden

Ist in alltäglichen Situationen die Zeit nach dem Tod eines geliebten Menschen für viele schon eine Zeit der Verzweiflung und der Einsamkeit, so bringt die aktuelle Corona-Zeit eine besondere Herausforderung für Trauernde. Können sonst Gespräche und Begegnungen helfen, mit der Belastung umzugehen und den Verlust nach und nach anzunehmen, so machen die geltenden Kontaktbeschränkungen dies sehr schwer. „Haben wir sonst eine monatliche Begegnung für Trauernde angeboten, so stehen jetzt Trauerbegleiterinnen der Pfarrei Heiliger Martin in Paderborn-Schloß Neuhaus für Gespräche am Telefon zur Verfügung“, sagt Trauerbegleiterin Gabriele Merschmann „Alle können anrufen und mit uns sprechen! Glaube, Religion, Konfession sind nicht bedeutsam. In der Trauer braucht jeder Mensch einen anderen Menschen, der zuhört und mitgeht.“

Digitale Kondolenzgespräche

Pastor Andreas Kreutzmann aus Borchen ist bei Aus- und Fortbildungskursen im Gespräch mit ehrenamtlichen Frauen und Männern, die der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker zum Beerdigungsdienst in ihren Gemeinden beauftragt. Aufgrund der Corona-Pandemie hat Pastor Kreutzmann zuletzt Kurseinheiten digital durchgeführt: Die fünfzehn Teilnehmenden übten und reflektierten Kondolenzgespräche und Beerdigungsansprachen. Dabei wurde deutlich, dass auch die Vorbereitung der Beerdigung mit den Hinterbliebenen digital möglich wäre. „Unsere Erfahrungen sind positiv“, urteilt Seelsorger Kreutzmann. „Bei einem Telefonat gibt es in der Regel nur einen Gesprächspartner, bei einem digitalen Video-Treffen können die Angehörigen zusammen sein und wir sehen uns. Bei einem Video-Gespräch können die Menschen von uns besser in den Blick genommen werden, man kann Reaktionen aufnehmen und die Trauer kann geteilt werden.“

Neue Wege

Durch die Kontaktbeschränkungen der Corona-Pandemie entfallen Sitzungs- und Fahrzeiten. So entstehen für Pastor Andreas Kreutzmann an anderer Stelle Freiräume. Der Priester nutzt diese „geschenkte Zeit“, um sich bei Hinterbliebenen nach einer gewissen Zeit zu melden und einfach da zu sein, „weil ich mich für die Trauernden interessiere“. Seelsorger Kreutzmann hat sich zudem vorgenommen, auch nach Taufen, Erstkommunionfeiern oder Trauungen die Menschen einfach nochmals anzurufen. Dadurch möchte er als Kirche Präsenz und Ansprechbarkeit zeigen und einer „schleichenden Entfremdung und Trennung“ von der Kirchengemeinschaft entgegenwirken. Apropos Kirchengemeinschaft: Auf Anregung von Pastor Kreuzmann wird in der Kirche für jeden Verstorbenen während der Zeit bis zu seiner Bestattung eine Kerze und ein Gebetstext aufgestellt. Er möchte so für die Hinterbliebenen und auch für die Mitglieder der Kirchengemeinde einen Ort der Verabschiedung, des Erinnerns und Trauerns schaffen. „Jeder kann hingehen, das Gebet sprechen, Abschied nehmen, so wie es für ihn stimmig ist“, erklärt der Priester. „Das ist besonders dann ein starkes Zeichen, wenn ein Angehöriger alleine und einsam sterben musste, weil keiner da sein konnte.“

Seelsorge im Krankenhaus

„Zu Patienten Kontakt herzustellen fällt schwerer, wenn man eine FFP-2-Maske tragen muss und ein Lächeln nur über die Augen ausgesandt werden kann“, sagt Krankenhausseelsorger Hans-Jürgen Kötemann aus Bielefeld. „Ich bin froh, dass Besuchsregelungen hier im Franziskus Hospital Bielefeld sehr großzügig gehandhabt werden, so dass auch während der Corona-Pandemie Sterbende ihre letzte Wegstrecke im Leben nicht ohne Begleitung von Angehörigen gehen müssen.“ Doch der Seelsorger kennt auch die Belastung von Angehörigen, die das Gefühl haben, ihren Verstorbenen zu sehr allein gelassen zu haben. „Nicht wenige Menschen sterben allein, manche möchten das auch so. Das ist für Angehörige manchmal schwer auszuhalten“, erklärt der Krankenhausseelsorger.

Zugleich ist der 50-jährige Kötemann dankbar, dass er Patienten im Krankenhaus besuchen kann, um mit ihnen zu sprechen und auf deren Wunsch hin mit ihnen zu beten. Als Mitarbeiter im Krankenhaus gelten die Besuchsbeschränkungen für den Seelsorger nicht. So spendet er Patienten das Sakrament der Krankensalbung, um sie auf ihrem Weg zu stärken und ihnen zuzusichern: Jesus geht den schweren Weg mit. Für die Salbung der Stirn und Hände von Covid-Patienten muss er allerdings einen Wattebausch verwenden und entsprechende Schutzkleidung tragen. Auch auf das Singen muss er verzichten. „Viele Patienten schätzen das Gespräch mit Seelsorgerinnen und Seelsorgern, manchen ist die Stärkung durch die Krankensalbung und die Kommunion sehr wichtig“, sagt Pfarrer Kötemann. Zu Patienten auf der Covid-Station hält der Seelsorger wenn möglich telefonisch Kontakt. Manchmal wird er auch von Angehörigen oder dem Krankenhauspersonal gerufen.

Dass Pfarrer Kötemann im Krankenhaus Gottesdienste feiern kann, die in die Patientenzimmer übertragen werden, erlebt der Geistliche als wertvoll. Er erinnert sich an eine Beerdigung in der Gemeinde und das vorausgehende Requiem: Dieses wurde via Live-Stream aus der Christkönig-Kirche in Bielefeld übertragen, da nur wenige Angehörige unmittelbar teilnehmen konnten. Aber durch die Übertragung im Internet waren alle dabei, „auch die Tochter des Verstorbenen, die an Corona erkrankt war“.

Alle können anrufen und mit uns sprechen! Glaube, Religion, Konfession sind nicht bedeutsam. In der Trauer braucht jeder Mensch einen anderen Menschen, der zuhört und mitgeht.

 

Trauerbegleiterin Gabriele Merschmann

Erzbischof Becker: Kirche sein

Erzbischof Hans-Josef Becker rief in der Corona-Pandemie schon mehrfach dazu auf, darauf Acht zu geben, dass Vereinsamung, Not, Sorge und Trostlosigkeit nicht das letzte Wort haben. Er betont dabei sein Anliegen, „dass sich Menschen in einer großen Gemeinschaft aufgehoben wissen können“, in Familie, Freundeskreis oder auch in Kirchengemeinden. Der Paderborner Erzbischof zeigte sich zudem dankbar, dass die Kirche vor allem auch im seelsorglich-karitativen Bereich während der Corona-Pandemie bei den Menschen sei. Nicht nur durch das Angebot von Gottesdiensten sei die Kirche da, wo sie gebraucht werde, erklärt Erzbischof Becker: „Es geht um das Leben und die Weitergabe des Glaubens, in Kindertagesstätten und Schulen, in Gemeinden, Kranken- und Altenpflege und im karitativen Dienst am Nächsten. Es ist wichtig, Menschen auf ihrem Lebensweg zu begleiten und sie mit Gott und seiner Botschaft für die Welt und für uns Menschen in Kontakt zu bringen und zu halten.“

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