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Wie kommt ein Antwerpener Altar nach Affeln?

Das Prunkstück der Pfarrkirche St. Lambertus ist ein Altarretabel der Lukasgilde aus Antwerpen

Das Prunkstück der Pfarrkirche St. Lambertus im Neuenrader Stadtteil Affeln ist ein Altarretabel der Lukasgilde aus Antwerpen

Im Mittelalter waren die Handwerker in Zünften und Gilden organisiert. Das galt auch fürs Kunsthandwerk, wo es eigene Gilden für Feinschmiede und Kunsttischler, Holzschnitzer, Maler und Vergolder gab. Die strikten Vorgaben der berufsständischen Organisationen sorgten für eine durchgängig hohe Qualität. Doch gerade bei arbeitsteiligen Kunstwerken, bei denen die Stücke von einer Gilde zur anderen wechselten, zeigten sich die Nachteile des langsamen und schwerfälligen Gildenwesens. Ganz anders konnten dagegen die Lukasgilden auftreten, die sich im 15. Jahrhundert am Niederrhein und in den Niederlanden bildeten. Sie benannten sich nach dem Evangelisten Lukas, dem Schutzheiligen der Maler, nahmen neben ihnen aber auch viele andere kunsthandwerkliche Berufsstände auf.

Kunstwerke aus einer Hand

Die bekannteste Lukasgilde befand sich in Antwerpen. Sie konnte Kunstwerke aus einer Hand erstellen und spezialisierte sich auf große Flügelaltäre. Viele reiche Klöster und große Städte in ganz Norddeutschland und zum Teil auch aus dem Ostseeraum bestellten prunkvolle Schnitzaltäre zu Ehren ihrer Heiligen. Ein bekanntes Antwerpener Retabel ist das Goldene Wunder von Westfalen in der Petrikirche zu Dortmund, ein anderes der Agilolphusaltar im Kölner Dom, der aufgeklappt fast sieben Meter in die Breite geht. Doch auch in Affeln, einem kleinen Ort im Nordwesten des Sauerlandes, befindet sich seit dem frühen 16. Jahrhundert in der Kirche St. Lambertus ein Antwerpener Altar. Die große Frage ist: Wie kommt ein so prächtiger Altaraufsatz in ein Dorf wie Affeln?

Die Herkunft und Geschichte des Schnitzaltars enträtseln

Ein Kenner der Kirche St. Lambertus und des Affelner Altars ist Friedrich-Wilhelm Grote. Getauft und aufgewachsen in Affeln, verbrachte er sein Berufsleben in Köln, wo er 35 Jahre lang als Lehrer in einer berufsbildenden Schule für angehende Kaufleute tätig war. Sein Lieblingsfach als Lehrer war die Wirtschaftsgeschichte, seine Passion die praktische Ausbildung neuer Lehrkräfte. Nach der Pensionierung zog es ihn zusammen mit seiner Frau zurück nach Affeln, wo er bis zu seinem 82. Lebensjahr Führungen durch die Kirche übernahm. Dies ist mittlerweile fünf Jahre her, doch immer noch beschäftigt sich Friedrich-Wilhelm Grote damit, die Herkunft und Geschichte des Schnitzaltars zu enträtseln.

Die weltlichen und geistlichen Stifter

„Die weltlichen Stifter sind zwar unter dem heiligen Lambertus als Figuren des Altars abgebildet“, erklärt Friedrich-Wilhelm Grote, „aber wen das Ehepaar abbilden soll, ist bis heute nicht zu klären.“ Beim geistlichen Stifter hat der Kunstkenner eine Vermutung. Bis heute wird der Altar in der Fastenzeit geschlossen. Dann wird eine lediglich bemalte Rückseite sichtbar. Vom Betrachtenden aus die zweite Tafel von links zeigt einen vor dem heiligen Lambertus knienden Kleriker, aus dessen Mund ein Spruchband mit lateinischer Inschrift kommt. „Das sieht aus wie eine Sprechblase im Comic und hat dieselbe Funktion“, erläutert Grote. Ins Deutsche übersetzt bedeutet die Inschrift: „O heiliger Lambertus, bitte für mich, deinen Diener Crato.“ Wie Friedrich-Wilhelm Grote herausgefunden hat, gab es in Affeln hintereinander drei Pastoren aus dem Haus von Mespe, von denen der erste, von 1520 bis 1558 amtierende, den Vornamen Crato trug. „Der Name war im Sauerland sehr selten“, sagt Friedrich-Wilhelm Grote.

Crato von Mespe

„Ich bin mir sicher, dass es sich beim geistlichen Stifter um diesen Crato von Mespe gehandelt hat.“ Würde sich dies bewahrheiten, ergäbe sich daraus auch eine Spur, woher das Geld für den Altar gekommen ist. Die Pastoren der kleinen und daher nicht besonders finanzstarken Gemeinde Affeln waren im 16. Jahrhundert in Personalunion die Dechanten des großen Dekanates Attendorn. Friedrich-Wilhelm Grote vermutet daher, dass für die Anschaffung des Altars auch Dekanatsmittel verwendet worden waren. Diese Vermutung diskutierte er mit Kunsthistorikern der TU Dortmund, ohne jedoch einen wissenschaftlichen Beleg zu finden. „Wer den Altar gestiftet hat, ist letztlich nicht so wichtig“, sagt Friedrich-Wilhelm Grote. „Die Hauptsache ist: Der Altar ist da und wird bis heute von vielen Menschen bestaunt.“

Bistumskalender 2021: Auf dem Weg im Erzbistum Paderborn

Der diesjährige Bistumskalender nimmt uns mit auf eine Reise durch das Erzbistum Paderborn und macht jeden Monat Halt an zwei besonderen Orten: an zahlreichen Kapellen oder Kreuzwegen, die jeweils Zeugen einer interessanten Entstehungsgeschichte sind. Darüber hinaus erzählt der Kalender faszinierende Geschichten von Menschen, die mit diesen Orten verbunden sind – manchmal nicht nur über viele Jahre, sondern sogar über weite Entfernungen hinweg.

Wir stellen Ihnen hier alle zwei Wochen das neueste Kalenderblatt vor.

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