„Den Satz `So muss Kirche sein‘ akzeptieren die Leute nicht mehr“, weiß Schwester Alexandra um die Notwendigkeit einer Öffnung für innovative Ideen, die nicht selten von außen kommen. Das „Denken im Wir“, wie die gelernte Ärztin es nennt, hat einen Prozess des „Gebens und Nehmens“ zur Folge – ein Miteinander, das im Stande ist, spirituelle Kraft zu entwickeln. „Gemeinschaft heilt“ kennt die Medizinerin das Rezept für dauerhaftes Glück, ob in Familie, Orden, Kirche oder Gesellschaft. Und für dauerhafte Mitgestaltung, denn nichts anderes verbirgt sich hinter dem Zukunftsbild des Erzbistums Paderborn, wenn jeder und jede sich entsprechend seiner Taufberufung und seinen Charismen einbringen kann.
Ein „spannender und bereichernder Prozess“ sei die Öffnung für die Begegnung mit dem Du. Schließlich wolle man weder als Kirche noch als Kloster „ein großes, totes Haus sein, sondern vielmehr eine lebendige Institution“, die vor allem junge Menschen zum Austausch animiert. „Das Miteinander stimmt froh und macht Spaß“, sagt Schwester Alexandra und ergänzt ihre Bemerkung um die Feststellung, dass es „glücklicher macht, gemeinsam auf dem Weg zu sein“. Demzufolge sei Teilhabe ein enorm wichtiger Baustein zur „Lebendigmachung des Glaubens“. Gottes Gegenwart werde spürbarer.
Wem die Franziskanerinnen begegnen
Lebendig wird die Spiritualität der Franziskanerinnen unter anderem, wenn die Schwestern Kindergärten, Gemeinden und Schulen besuchen oder Kinder, Jugendliche und Erwachsene zum Gegenbesuch in ihren Mauern empfangen. Dann veranschaulicht man das Leben im Kloster aus erster Hand. Eine Kooperation besteht beispielsweise mit dem Bürener Liebfrauen-Gymnasium, deren Verantwortliche möchten, dass ihre Schüler „eine christliche Prägung erhalten“. Vermittelt wird die Prämisse jedoch nicht nach Lehrplan oder von oben herab denn vielmehr auf individuelle Weise. Was zur Folge hat, dass die Franziskanerinnen ihr Jahresprogramm nach den Bedürfnissen ihrer Gäste ausrichten. Auch diesbezüglich geht man einen paritätischen Weg.
Das Mutterhaus der Franziskanerinnen bildet zudem einen wichtigen Anlaufpunkt für trauernde Menschen. „Es wird dankbar angenommen, dass es einen Raum gibt, wo Trauer stattfinden kann“, möchte Schwester M. Alexandra nicht dem allgemeinen Trend zur Verdrängung folgen. Viel entscheidender sei es, betroffenen Personen einen Ort des Austauschs, des Verständnisses und der Abschiednahme zur Verfügung zu stellen.