Hass, das ist ein starkes Wort mit viel negativer Wucht. Im Internet ist Hass heutzutage aber augenscheinlich ganz normal. Ob in den sozialen Medien, auf Blogs oder in Kommentarspalten von Internetforen, ob rassistisch, sexistisch oder antisemitisch: Wenn dort etwas oder jemand zu sehen ist, das einem nicht passt, entlädt sich bei Menschen hier und da eine Breitseite von Wut, Frust oder Gewalt. Man muss sich nur mal die Diskussionen zur Corona-Krise durchlesen. Wie sich die Emotionen hochschaukeln. Wie Angriffe mit Worten stattfinden. Wie einzelne Menschen oder Gruppen zur Zielschiebe für Hass werden. Einiges wird zwar gemeldet und gelöscht, vieles aber eben auch nicht.
Die Hasskommentare in allen Facetten fassen wir heutzutage im Allgemeinen als sogenannte „Hate Speech“ zusammen, also als Hassrede. Das können Diskriminierungen, die bewusste Verbreitung von falschen Tatsachen, herabwürdigende Begrifflichkeiten, Verschwörungserzählungen oder die Androhung von Gewalt sein. Hate-Speech ist ein Phänomen, das gerade in jungen Bevölkerungsgruppen eher zu- als abnimmt, wie eine forsa-Befragung im Auftrag der Landesanstalt für Medien zeigt: Besonders die 14- bis 24-Jährigen nehmen Hassreden im Web häufig wahr.
Mit Blick darauf beobachtet auch Erzbischof Hans-Josef Becker die beunruhigenden Entwicklungen hinsichtlich der „Verrohung der Sprache“ und wie wir als Menschen und Christinnen und Christen miteinander umgehen. „Die Art, wie wir voneinander denken und miteinander sprechen, hat unmittelbar Einfluss auf unser Tun“, warnte der Paderborner Erzbischof vor zwei Jahren beim Medienempfang des Erzbistums. Und weiter: „Wir müssen sehr sensibel sein, damit auf die Gewalt der Worte nicht auch eine Gewalt der Taten folgt.“ Hass wird durch Worte erweckt – und entlädt sich dann in Form von Taten: Die Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke, der Anschlag auf die Synagoge in Halle oder der Sturm aufs Kapitol in Washington– überall waren hasserfüllte Worte die Auslöser von hasserfüllten Taten. Und das macht traurig.
Das Schwierige mit den Hassbotschaften – und allgemein mit schlechten Nachrichten – ist leider: Schlechte Nachrichten lassen sich oftmals besser verkaufen als gute. Dabei gibt es genug gute Nachrichten, die auch wir Christen in die Welt hinaustragen. Diesen Nachrichten den Raum zu geben, lohne sich, betonte auch Weihbischof Matthias König schon: „Denn in ihnen steckt die positive Kraft, die Antrieb schenken kann: Freude, Optimismus und Liebe sind ein starker Motor, das eigene Leben zu bewältigen und auch die Welt – wenigstens ein bisschen – zu verändern.“
Wenn Sie in sich hineinhören und sich fragen, wann Sie eigentlich „hassen“ oder ein ähnliches Gefühl empfinden, erkennen Sie vielleicht hier und da: Ausgangspunkt war oder ist eine eigene Unzufriedenheit und deren Projektion auf andere Sachen oder Menschen. Die schlechten Nachrichten eben. Dann geht es darum, sich der vielen guten Nachrichten im eigenen Leben bewusst zu werden. Das bringt innere Zufriedenheit, die wir weitergeben können.
„Menschen aufrichten, anstatt sie niederzumachen“ – was Erzbischof Hans-Josef Becker schon formulierte, gilt heute mehr denn je. Niemand will Mitmenschen, die darauf aus sind, einander kleinzumachen. Wir sollten das Mitgefühl in den Fokus rücken. Einander zuhören, zu differenzieren, sich der Probleme unserer Mitmenschen annehmen, für andere da sein, wenn sie nicht weiter wissen oder hilflos sind. Die große Frage: Was für Menschen wollen wir sein? Hasserfüllt oder zwischenmenschliche Wärme ausstrahlend? Die frohe Botschaft von uns Christen braucht Liebe und Freundschaft. Das Leben braucht Hoffnung. Und wir brauchen Mitmenschen, die uns aufrichten und Mut zusprechen. Wer Frieden ernten will, darf keinen Hass säen.
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