logocontainer-upper
Erzbistum Paderborn
logocontainer-lower

Wenn Schwestern und Pfleger zu einzigen Bezugspersonen werden

Nach Besuchsverboten in Seniorenheimen und Krankenhäusern gibt es eine neue Herausforderung für das Pflegepersonal.

Nach Besuchsverboten in Seniorenheimen und Krankenhäusern gibt es eine neue Herausforderung für das Pflegepersonal

„ … ich war krank und ihr habt mich besucht“ (Mt. 25,36). Die Sorge um die Kranken ist den Christen durch das Evangelium aufgetragen und bereits die frühe Kirche ist diesem Auftrag in besonderer Weise gefolgt. Doch nun? Der Corona-Virus hat die Welt in eine Krise gestürzt, die Menschen in Angst und Ungewissheit. Kranke und ältere Menschen gehören zu den besonders gefährdeten Frauen und Männern. Zum Schutz der Schwachen haben Krankenhäuser und Seniorenzentren Besuchsverbote für Angehörige ausgesprochen. Für Schwestern und Pflegende bedeutet dieses eine weitere Herausforderung.

„Wir sind Bezugspersonen für unsere Bewohnerinnen und Bewohner. Ein Stück müssen wir derzeit schon die Angehörigen ersetzen und in besonderer Weise auf Ängste und Fragen eingehen“, erklärt Altenpflegerin Christiane Müller, Wohnbereichsleiterin im Paderborner St. Vincenz-Seniorenzentrum. Es sei eine komplett neue Situation, die die 27-jährige Paderbornerin so noch nicht erlebt hat: „Jeder sollte sich ausreichend informieren und den Corona-Virus nicht auf die leichte Schulter nehmen.“

Angst und Erinnerungen an früher

Eine Begleitung der Seniorenheim-Bewohner über die reine Pflege hinaus gehört zum Selbstverständnis von Schwestern und Pflegern. Auch im St. Vincenz gehöre eine gewisse psychologische Arbeit zum Tagesgeschäft, doch die momentane Krisensituation stelle noch extremere Herausforderungen. „Als keine Besuche mehr erlaubt waren, haben unsere Bewohner natürlich hinterfragt“, so Christiane Müller, doch nicht alle hätten gleichermaßen die Zusammenhänge verstanden. „Sie bekommen aber mit, dass etwas anders ist im Tagesablauf.“ Manche der älteren Mitmenschen würden dann nervös und unsicher. Bekämen sogar Angst oder steigerten sich richtig in Sorge. Manch einer fühle sich auch an Erlebnisse aus Kriegsjahren erinnert.

„Ein Stück müssen wir derzeit schon die Angehörigen ersetzen

und in besonderer Weise auf Ängste und Fragen eingehen.“

 

Altenpflegerin Christiane Müller

Die Vorgaben beachten und Hygiene einhalten

„Dann sind wir gefragt und sind ein Ersatz für die Angehörigen. Aber auf einer anderen Ebene. Wir führen beruhigende Gespräche, die in dieser Form der Isolation helfen und Ängste nehmen. Manchmal hilft es auch, Fenster zu öffnen und einfach frische Luft einzuatmen“, so Müller, die seit zwei Jahren im St. Vincenz-Seniorenheim als Wohnbereichsleitung doppelte Verantwortung trägt.

Denn auch das Pflegepersonal muss sie in dieser Krisenzeit führen und jederzeit ein „offenes Ohr“ haben. Noch sei in ihrer Wahrnehmung die Atmosphäre entspannt, alle hielten sich an den Vorgaben: Kein Händeschütteln, keine Umarmung, nötige Distanz halten und die Hygiene-Maßnahmen umsetzen. Gegenseitiges aufeinander Acht geben, sei in der momentanen Situation angesagt und eine Vorsichtsmaßnahme.

Auch im Privatleben kennt sie die Einschränkungen, doch ihre beiden Hunde erfordern die täglichen Gassi-Gänge. Dabei konnte sie feststellen: „Es ist draußen ruhiger geworden. Es ist schon alles absolut krass. Ich hoffe, dass es sich nicht komplett ins Negative entwickelt.“

Lage angespannt, aber leistbar

Die Lage sei angespannt, aber noch leistbar. Ansgar Hermes, stellv. Pflegedirektor im Brüderkrankenhaus Paderborn, glaubt, dass sich die Klinik gut auf die Krise einstellen konnte: „Ich glaube, dass die Stimmung im Haus nicht niedergeschlagen ist, sondern der Pflegeberuf sich auch beweisen kann.“ Operationen, die nicht aufgrund einer lebensbedrohlichen Lage ausgeführt werden müssen, wurden verschoben. Einzelfälle jedoch auch geprüft. „In Bezug auf die Hygiene sind alle noch aufmerksamer geworden. Gegenseitige Achtsamkeit ist jedem nochmal ins Bewusstsein gerufen“, so Hermes, der seit 27 Jahren selbst Pfleger mit Zusatzausbildungen Anästhesie, Intensiv- und Notfallpflege ist.

Das Brüderkrankenhaus sei von der Corona-Situation nicht überrascht worden und habe Zeit gehabt, sich gut darauf einzustellen. „Wir haben ein gutes Gesundheitssystem mit ausreichend Intensivpflegeplätzen“, so der 49-Jährige: „Im Brüderkrankenhaus haben wir frühzeitig eine interdisziplinäre Task Force gegründet.“ Dass auch in den Krankenhäusern strenges Besuchsverbot besteht, müsst nun zum Teil durch das Pflegepersonal ausgeglichen werden.

„Im Brüderkrankenhaus haben wir frühzeitig

eine interdisziplinäre Task Force gegründet.“

 

Ansgar Hermes, stellv. Pflegedirektor Brüderkrankenhaus

Hintergrund

Katholische Krankenhäuser:

Im Erzbistum Paderborn behandeln die katholischen Krankenhäuser an 52 Standorten jährlich rund 641.075 Patienten (Stand 31.12.2019). Rund 30.000 Mitarbeiter sind in den Kliniken beschäftigt. Es stehen insgesamt 15.599 Betten zur Verfügung. Klaus Bathen (St. Johannes-Gesellschaft Dortmund) ist Vorsitzender der Diözesanen Arbeitsgemeinschaft der kath. Krankenhäuser im Erzbistum Paderborn.

Katholische Krankenhäuser im Erzbistum Paderborn

 

Katholische Seniorenheime:

Im Erzbistum Paderborn gibt es ein vielfältiges Angebot katholischer Einrichtungen der Altenhilfe. Es reicht vom Wohn- und Pflegeangebot eines Altenheims über heimverbundenes Wohnen bis hin zur befristeten Betreuung in der Kurzzeitpflege. Auch die Tagespflege, in der alte Menschen nur tagsüber zu Gast in der Einrichtung sind, gewinnt immer mehr an Bedeutung.

Katholische Einrichtungen der Altenhilfe sind darauf ausgerichtet, die Selbstständigkeit der Bewohner, ihre Fähigkeiten und Kompetenzen zu erhalten und zu fördern. Die Einrichtungen bieten mehr als Pflege: Sie sind auch Orte der Begegnung, der sozialen, kulturellen und religiösen Erfahrungen.

Im Erzbistum Paderborn gibt es 122 Altenheime, 125 Ambulante Pflegestationen und 76 Tagespflegen.

Katholische Einrichtungen der Altenhilfe

Weitere Einträge

Unser Glaube Vertrauen. Neugierde. Hoffnung.

Was Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz aus seinen ersten Wochen im Amt lernt
© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn
Schäfer Andreas Eisenbarth (Schäferei Bethel) und seine Lämmer

Unser Glaube „Schafe hüten macht nicht reich, aber sehr zufrieden“

Nicht nur seinen Tagesablauf richtet Schäfer Andreas Eisenbarth an seinen Schafen aus, auch den Jahresrhythmus geben sie vor. Und dabei ist Ostern für die Tiere und ihn eine ganz besondere Zeit
© Barbara Vielhaber-Hitzegrad / Grundschule Dinschede
"Ich finde, dass Toleranz bedeutet, dass man einen anderen Menschen so akzeptiert, wie er ist. Er kann eine andere Meinung haben oder anders aussehen. Alle Menschen sind gleich viel wert. Das heißt für mich Toleranz." Mats, 9 Jahre

Unser Glaube Nie wieder ist jetzt

Die Grundschule Dinschede in Arnsberg-Oeventrop, eine städtische katholische Bekenntnisgrundschule, hat ein beeindruckendes Toleranzprojekt auf die Beine gestellt – politische Bildung in der vierten Klasse funktioniert!
Kontakt
| |
generalvikariat@erzbistum-paderborn.de
+49 (0)5251 125-0
Barrierefreiheit