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Erzbistum Paderborn
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Unser Glaube
17. März 2020

Wenn Gottesdienst und Gebet privat werden

Domvikar Gregor Tuszysnki zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf das liturgische Leben im Erzbistum

Domvikar Gregor Tuszysnki zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf das liturgische Leben im Erzbistum

Angesichts der Ausbreitung des Corona-Virus hat das Erzbistum Paderborn bis auf weiteres alle Gottesdienste abgesagt. Auch die Feiern des Oster-Triduums sind davon betroffen. Was bedeutet das für die Priester, die stellvertretend für die Gläubigen die Heilige Messe feiern sollen, und wie können sich die Gläubigen dennoch beteiligen? Fragen an Domvikar Gregor Tuszynski, Leiter der Fachstelle Liturgie.

Redaktion

Was ist für den Zelebranten anders, wenn er einen Gottesdienst ohne Gemeinde feiert?

Domvikar Gregor Tuszynski

Zunächst einmal ist es für einen Priester natürlich völlig ungewohnt, eine Heilige Messe allein vor leeren Kirchenbänken zu feiern. Der Ablauf der Messe ist jedoch fast gleich, es entfallen nur die Grußworte und der Segen. Natürlich ist es möglich, Gebete in den Gottesdienstablauf aufzunehmen, die auf die gerade aktuelle Situation eingehen. Werktags sind zum Beispiel keine Fürbitten vorgeschrieben – dort könnte man ein passendes Gebet sprechen. Auch nach der Kommunion wäre ein solches Gebet möglich.

Redaktion

Gibt es einen Unterschied zwischen einer Privatfeier eines Priesters und einer Messe ohne Gläubige, wie sie jetzt angesichts der Corona-Krise gefeiert werden?

Domvikar Gregor Tuszynski

Grundsätzlich wird jede Messe für und mit der Gemeinde gefeiert. Dieses „mit“ entfällt jetzt – aufgrund der besonderen Situation. Trotzdem wird jede Messe für das Volk gefeiert, egal ob sie öffentlich ist oder nicht. Der Priester feiert nicht für sich selbst. Optisch vielleicht schon, aber er soll bei jeder Messe die ganze Kirche oder die ihm anvertrauten Gläubigen mit im Blick haben.

Redaktion

Gibt es eine Möglichkeit, die Gläubigen einzubeziehen?

Domvikar Gregor Tuszynski

Ein Priester kann die Gläubigen zum Beispiel darauf hinweisen, dass er um 9 Uhr mit der Messe beginnt und dazu einladen, dass sie sich in dieser Zeit mit ihm im Gebet verbinden. Außerdem gibt es das Wandlungsläuten: Wenn die Wandlung erfolgt, läuten die Glocken. Für die Gläubigen könnte dies ein akustisches Signal sein, um sich beim Höhepunkt der Heiligen Messe mit dem Zelebranten im Gebet zu verbinden.

"Grundsätzlich wird jede Messe für und mit der Gemeinde gefeiert. Dieses „mit“ entfällt jetzt – aufgrund der besonderen Situation. Trotzdem wird jede Messe für das Volk gefeiert, egal ob sie öffentlich ist oder nicht. Der Priester feiert nicht für sich selbst. Optisch vielleicht schon, aber er soll bei jeder Messe die ganze Kirche oder die ihm anvertrauten Gläubigen mit im Blick haben."

– Domvikar Gregor Tuszynski

Redaktion

Eine andere Möglichkeit, auf die verwiesen wird, wenn Gottesdienste ausfallen: Fernseh- und Hörfunkgottesdienste oder Live-Übertragungen im Internet…

Domvikar Gregor Tuszynski

Dieses Angebot haben wir ja schon seit Jahrzehnten, zumindest was Fernsehen und Hörfunk angeht. Wer etwa aus Alters- oder Krankheitsgründen nicht in der Lage ist, in die Kirche zu gehen, nutzt diese Möglichkeiten gerne. Es ist nicht das Ideal, aber die bestmögliche Form. Vom Sakramentsverständnis her ist allerdings wichtig, dass das Gottesdienstangebot live sein muss. Nur dann ist die Mitfeier tatsächlich fruchtbar, nur dann kann ich mich mit einer konkreten Feier verbinden.

Redaktion

Wesentliches Element der Heiligen Messe ist die Eucharistie, die die Gläubigen ja nicht empfangen können, wenn sie einen Gottesdienst in den Medien verfolgen…

Domvikar Gregor Tuszynksi

Da haben wir die Tradition der geistigen Kommunion in der katholischen Kirche. Wenn zum Beispiel in einem Fernseh-Gottesdienst die Kommunion ausgeteilt wird, können sich Gläubige gleichzeitig durch ein Gebet, das sie zu Hause sprechen, auf geistige Weise mit Christus verbinden.

Redaktion

Im Erzbistum Paderborn wurde auch die Feier des österlichen Triduums in den Gemeinden abgesagt. Diese Feiern dürfen nicht von einem Priester privat gefeiert werden. Warum gibt es diese Ausnahme?

Domvikar Gregor Tuszynski

Hier muss man zunächst beachten, dass die Feiern des Gründonnerstages, des Karfreitags und der Osternacht quasi ein einziger, zusammenhängender Gottesdienst sind. Er beginnt mit dem Kreuzzeichen am Gründonnerstag und endet mit dem abschließenden Segen in der Osternacht. Schon allein deswegen hat man es hier mit einer Ausnahme zu tun. Es ist die Hauptfeier des ganzen Kirchenjahres für die Gemeinde und lebt von Riten, die Gemeinschaft benötigen, etwa wenn in der Osternacht das Licht der Osterkerze weitergegeben wird. Wem soll ich es weitergeben, wenn da niemand ist?

Redaktion

Was können die Gemeinden des Erzbistums stattdessen tun?

Domvikar Gregor Tuszynski

Sie können beim Livestream aus dem Hohen Dom dabei sein. Erzbischof Becker wird das gesamte österliche Triduum unter Anwesenheit des Domkapitels und unter Ausschluss der Öffentlichkeit feiern. Es ist natürlich auch möglich, eine andere Feier zu verfolgen, die im Fernsehen, Hörfunk oder im Internet live übertragen wird. An Karfreitag kann man den Kreuzweg privat beten – im Gotteslob stehen die entsprechenden Texte. Oder man könnte in der Gemeinde die Osterkerze auch nachträglich bereiten – wenn es wieder möglich ist, Gottesdienst mit der Gemeinde zu feiern.

Redaktion

Welche Hilfen gibt es, wenn sich zum Beispiel Familien in der Hausgemeinschaft zum Beten oder zum Gottesdienst versammeln wollen?

Domvikar Gregor Tuszynski

Wir sind gerade dabei, Materialien zur Unterstützung der Gläubigen zu erstellen, einen vorbereiteten Wortgottesdienst für den vierten Fastensonntag gibt es schon, den wir im Kontext der Fastenimpulse online zur Verfügung gestellt haben. In der Bistumszeitung „Der Dom“ wird auch ein solcher Wortgottesdienst abgedruckt, für die Zielgruppe, die kein Internet zur Verfügung hat. Natürlich gibt es auch im Gotteslob viele Hilfen: häusliche Feiern, das Stundengebet, Andachten.

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