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Erzbistum Paderborn
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Unser Glaube
24. Dezember 2019

Weihnachten im Geiste des heiligen Benedikts

Themenspecial Innehalten: Weihnachten in der Benediktinerinnen Abtei vom Heiligen Kreuz in Herstelle.

Themenspecial Innehalten: Weihnachten in der Benediktinerinnen Abtei vom Heiligen Kreuz Herstelle

Der heilige Benedikt und Gastfreundschaft gehören zusammen. Deshalb öffnen die Benediktinerinnen der Abtei vom Heiligen Kreuz in Herstelle traditionell auch zu Weihnachten ihr Gästehaus. „Es ist eine ganz bewusste Entscheidung, Frauen und Männern die Gelegenheit zu geben, an der Liturgie und am Klosterleben teilnehmen zu können“, erklärt Gästehausleiterin Sr. Diethild Berger. Seit über zwanzig Jahren, ergänzt Sr. Andrea Grabl, könnten sich Menschen aus ihren ganz persönlichen und unterschiedlichen Motiven der Gemeinschaft anschließen.

Über ein volles Haus dürfen sich die Benediktinerinnen auch zum diesjährigen Weihnachtsfest freuen. Schon seit September ist die „Auszeit im Kloster“ zu den Festtagen ausgebucht. Gut 30 Ehepaare und Einzelpersonen von Mitte 30 bis zum Rentenalter sind zum Kloster an der Weser am östlichen Rand des Erzbistums Paderborn angereist. Zum Teil kennen sich die Gäste, weil sie diesem Angebot schon ein paar Jahren folgen. Andere sind neu, finden aber schnell einen Zugang zueinander. „Während des gemeinsamen Lebens hier entsteht eine gute Gemeinschaft, die sich von selbst formt. Menschen, die mit uns Leben, Beten, Gemeinschaft und Gottsuche teilen“, fasst Schwester Diethild zusammen.

Anreise aus unterschiedlichen Motiven

Viele Gäste sind schon vor Heilig Abend angereist, begeistert helfen sie dann auch beim festlichen Schmuck gemeinsam mit den Schwestern und allen Mitarbeitenden der Abtei. Denn für die Benediktinerinnen gehört es zum Selbstverständnis, mit der weihnachtlichen Dekoration bis hin zum Aufbau der Krippe erst zeitnah zum Hochfest zu beginnen. „Es gibt sehr unterschiedliche Hintergründe, warum die Menschen zu Weihnachten zu uns kommen. Die einen fürchten die Einsamkeit oder müssen ein trauriges Ereignis verarbeiten. Die anderen wollen nur bewusst aus dem lauten Alltag entweichen. Gemeinsam haben aber alle den Sinn für die Feier der Liturgie. Ohne dieses Motiv als Zentrum reist keiner an“, weiß Schwester Diethild.

„Wir kommen seit 1981 regelmäßig hier nach Herstelle. Da wir sehr gern Gäste in Klöstern sind, haben wir im Kloster Beuron eine Benediktinerin hier aus der Abtei kennengelernt. Der Kontakt hat sich verfestigt und seitdem nehmen wir hier Angebote wahr“, berichtet ein Ehepaar aus Freiburg im Breisgau. Es sei mittlerweile sogar ein Stück wie nach Hause kommen, wenn sie ihre Zeit in Herstelle verbringen. „Anteil nehmen und Anteil geben“, so bringen die beiden die Zeit mit den anderen Gästen und den Schwestern auf einen Punkt. Eine Zeit, in der sich auch Neue anfangs vielleicht fremd fühlen, aber am Ende mit allen eine Gemeinschaft bilden.

“Wie die Apostelgemeinschaft”

Die Freiburger schätzen das gemeinsame Gebet, den Austausch in der Tisch-Gemeinschaft, die Begegnung in großer Offenheit und die wohlwollende Sympathie auf beiden Seiten. „Nach der Liturgie verlagert sich die Gottesdienst-Gemeinschaft in den Alltag wie damals in der Apostelgemeinschaft. Auch Kirchenfremde erleben hier diese Gemeinschaft und erhalten Impulse“, betonen die Badener, die auch vom Erfahrungsaustausch profitieren: „Miteinander Leben teilen wir, indem wir davon erzählen. Das Kloster ist auch ein Erfahrungsraum.“

Die Konzentration auf den Inhalt des Weihnachtsfestes sei ihr Anliegen, also eine bewusste Entscheidung, anders zu feiern. Diese Entscheidung stößt bei Verwandten und Freunden nicht auf Ablehnung oder Hohn. Dennoch auf Nachfragen, weil der Weg ungewöhnlich ist und nicht auf der Flucht aus der Einsamkeit beruht. „Freunde haben sogar nach dem letzten Besuch gesagt: Ach, sie waren im Kloster. Das hat ihnen wohl gut getan, wie man sehen kann.“

Bezugspunkt im Kloster gefunden

Den Terminkalender hat das Ehepaar in Freiburg gelassen. Nicht einmal eine Vorbereitung auf das Weihnachtsfest ist nötig: „Man ist hier eingeladen und das in einer besonders feierlichen Atmosphäre. Durch die Abtei und die Gemeinschaft werden wir reichlich beschenkt. Die Schwestern machen viel und vermitteln Herzlichkeit.“ So kommt auch die kleine Aufmerksamkeit auf dem Gästezimmer – ein Teller mit selbstgemachtem Weihnachtsgebäck – am Gaumen und vor allem im Herzen gut an.

Je nach Ankunft in der Abtei Herstelle können die Gäste ihren Plan gestalten. Eine Eucharistiefeier mit Versöhnungsritus und Festankündigung wäre bereits um 7.45 Uhr an Heiligabend eine Möglichkeit. Ein Fixpunkt ist jedoch die Einführung zum Fest um 10.30 Uhr, bei der in diesem Jahr Sr. Eucharis den Impuls vorträgt. „Wir Schwestern stehen den Gästen dann nach Absprache über die gesamte Zeit auch gern zu Gesprächen über Freud und Leid zur Verfügung“, so Schwester Diethild, die mit Mitschwester Andrea einen umfangreichen Angebotsplan an die Teilnehmer verteilt. Ob Laudes, Vesper, Vigilien, Mittags- oder Abendtisch – immer wieder steht das Gemeinsame im Mittelpunkt.

Von Liturgie und Gemeinschaft

Bei der Christmitte (Heiligabend 22 Uhr) und den beiden Hochämtern an den Weihnachtstagen steht die Abtei-Kirche besonders im Mittelpunkt. Durch die Neugestaltung der Kirche sei auch ein neues Feiern in der Gemeinschaft möglich. „So wie die Kirche gebaut ist, geht von der Mitte eine Welle hinaus“, sieht Schwester Andrea eine besondere Stärkung zwischen Besuchern und der Klostergemeinschaft.

„Ersatzfamilie? Nein, das wäre zu weit gedacht. Trotz guter Kontakte, die sich seit 1992 hier in Herstelle aufgebaut haben, halte ich einen Respektabstand bei“, ist Elisabeth Kremers froh wieder in der schönen Gegend des Weserberglandes zu sein. Sie ist bereits am Montag aus Frankfurt angereist, erwartet mit Spannung die Begegnungen mit alten Bekannten und „neuen Gesichtern“. Es sei eine wunderbare Möglichkeit zur Ruhe zu kommen und zudem keine weiten Wege zum Gottesdienst zu haben.

Dabei ist ihre Berührung mit der Abtei in Herstelle eher zufällig gewesen. 1992 fuhr sie eine Bekannte zum Kloster und entschied kurzfristig, auch ein paar Tage hier zu verweilen. Ihre gute Erfahrung führte sie von nun an immer wieder zu den Benediktinerinnen. Zu Silvester verbrachte sie die Jahrtausendwende in Herstelle. Aufgrund privater Veränderungen ist sie seit 2011 Stammgast an Weihnachten.

Der katholische Glauben sei schon immer fester Bestandteil ihres Lebens gewesen. Sie wuchs in einer ökumenischen Familie (Vater evangelisch, Mutter katholisch) auf und „saugte“ schon in der Jugend viel über die christliche Religion auf. Seit Mitte der 1980-er Jahre steht sie nach ein paar Zweifeln wieder fest im Glauben. „Ich habe einen Bezugspunkt zum Kloster gefunden und kann mich hier neu justieren“, so Kremers, die im Berufsalltag große Verantwortung auch über mehrere hundert Mitarbeiter hat.

Tradition und Herausforderung lebendig gehalten

Herstelle ist ihr Ort des Herzens geworden. „Die Schwestern haben es geschafft, Tradition und Herausforderung der Zukunft lebendig zu halten. Sie haben mit der Zeit Veränderungen angenommen und den Mut besessen, den inhaltlichen Umbau selbst zu gestalten. Allein das Gästehaus ist ein wichtiger Schritt, den das Kloster gewagt hat“, freut sich Elisabeth Kremers dieser Tage auf dichte Angebote mit wenig Ablenkung.

Ähnlich wie beim Ehepaar aus Freiburg, bei dem sich die Freude jedes Jahr zu Weihnachten von selbst einspielt: „Das Wichtigste im Leben kann man nicht machen, sondern man kann es empfangen.“ Gerade im Klosterleben sehen die Freiburger „eine mögliche Zukunftsform für unsere Kirche“. Der ganze Tag seit vom Gebet strukturiert. Von außen könne man mit hineingehen und selbstverständlich mitmachen. „Und dies völlig zweckfrei!“

Am Nachmittag des 1. Weihnachtstages wird die Gemeinschaft der Gäste und Schwestern zusammensitzen, Geschichten erzählen sowie gemeinsam singen und musizieren. „Wenn wir im Gottesdienst eher den gregorianischen Gesang pflegen, so stehen dann traditionelle Weihnachtslieder auf dem Programm“, freut sich Schwester Andrea, das sich alle so einbringen. Ein Fest einer gewachsenen Gemeinschaft, ein Fest einer großen Familie, geprägt von Geben und Nehmen auf beiden Seiten.

Ronald Pfaff

© Ronald Pfaff
Abtei Herstelle. (Foto: Ronald Pfaff)

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