logocontainer-upper
Erzbistum Paderborn
logocontainer-lower
Unser Glaube
12. November 2019

„Wir wollen ein Ort der Hoffnung sein“

Ein Glaubensgespräch mit Äbtissin Angela Boddem OSB in Varensell

Ein Glaubensgespräch mit Äbtissin Angela Boddem OSB in Varensell

Tischlesungen zu den Mahlzeiten haben in Klöstern Tradition. Bei den Benediktinerinnen in Varensell haben diese eine besondere Prägung: gehört werden die Morgenandacht und anschließend die tagesaktuellen Nachrichten. Äbtissin Angela Boddem kann sich noch gut an ihre Anfänge im Kloster erinnern und wie früher die Nachrichten auf Kassette aufgenommen und abgespielt wurden. Heute geht das ganz leicht via USB-Stick. Die Äbtissin findet, dass sich nicht nur die Technik verändert hat, auch die Tonalität der Nachrichten ist anders. „In dieser Zeit ist es nicht so leicht, zu hoffen. Ich blicke mit Sorge auf die aktuellen Entwicklungen, angefangen bei der deutschen Politik, über globale Fragen rund um die aktuellen Kriege, bis hin zum Umgang mit der Schöpfung.“ Zeit also für ein Glaubensgespräch mit der dritten Äbtissin von Varensell.

Angela Boddem steht seit 2007 an der Spitze der Abtei Varensell, die im Osten der Westfälischen Bucht zwischen Rietberg und Gütersloh liegt. Sie führt das über ein Jahrhundert alte Kloster, das bekannt ist für sein Gästehaus, die Hostienbäckerei und die Paramentenwerkstatt. 34 Schwestern, die nach der Regel des heiligen Benedikt leben, wohnen in Varensell. Ora et labora – bete und arbeite, ist die bekannte Zusammenfassung des Regelwerks. In Varensell wird aber noch eine andere großgeschrieben: „Gastfreundschaft ist uns besonders wichtig, wir sind für die Menschen da.“

„Hoffnung und Verzweiflung gehören dabei ganz eng zusammen. Das sind Erfahrungen, die wir hier machen."

Angela Boddem, Äbtissin

In den Rhythmus des Klosterlebens eintauchen

Das Bild von den dicken Klostermauern passt an diesem Ort nicht, die Benediktinerinnen stehen voll im Leben und kennen die Sorgen und Nöte der Menschen. Dazu gehören die täglichen Nachrichten genauso wie die vielen Gespräche während der Begegnungen vor Ort. „Wir sind offen für alle Menschen, die zu uns kommen“, erzählt die Äbtissin. Viele Menschen, die ins Kloster kommen, suchen nach Hoffnung und Orientierung für ihr Leben. Andere wollen nur ein paar Tage ausspannen und in den Rhythmus des Klosterlebens eintauchen. Die Ordensschwestern lassen sich darauf ein und bieten ein entsprechendes Programm oder eine individuelle Begleitung. „Hoffnung und Verzweiflung gehören dabei ganz eng zusammen. Das sind Erfahrungen, die wir hier machen“, berichtet die Äbtissin.

Das grüne Heft mit dem Programm ist gerade frisch aus der Druckerei eingetroffen. Darin die Angebote wie „Körper – Atem – Stille“, „Zeit für mich“ oder „Erholungstage für Körper und Seele“, das Programm für die Gäste im Kloster ist groß. „Die Menschen suchen Stille, Zeit für Gebet und Begegnung“, erzählt Angela Boddem. Es gehe den Besuchern oft um Abstand vom Alltag, darum Lebenskrisen zu meistern oder einfach nur Zeit für sich zu haben. „Wer zu uns kommt, hat Hoffnung, dass es wieder bessere Zeiten gibt, dass da jemand ist, der einem beisteht.“

Als Äbtissin Verantwortung für die Gemeinschaft

Im Kloster wird Angela Boddem weniger ‚Äbtissin‘ genannt, Mutter Angela ist hier auch eine übliche Anrede, denn die Äbtissin hat die Verantwortung für die Gemeinschaft der Schwestern. Für Mutter Angela ist schnell klar, wann sie zuletzt richtig gehofft hat. Eine Mitschwester hatte einen schweren Unfall und anschließend eine Operation. „Da haben wir alle hier gehofft und gebetet. In dem Moment habe ich ganz stark die Gemeinschaft gespürt.“ Und diese tiefe Gemeinschaft braucht die Vorsteherin des Klosters auch für ihre verantwortungsvolle Aufgabe.

„Es gibt Tage, wo es schwer wird“, gibt die Äbtissin zu. Dass sie einmal von ihren Mitschwestern in dieses Amt gewählt würde, damit hatte sie nicht gerechnet. Denn ein Kloster am Laufen zu halten ist in der heutigen Zeit nicht einfach. Die deutsche Ordenslandschaft überaltert, der Nachwuchs bleibt aus – auch in Varensell. Es gibt immer weniger Brüder und Schwestern in den vielen Klöstern. „Ich weiß natürlich, dass es nicht viel Grund zur Hoffnung gibt, eine Trendwende ist ja nicht in Sicht – aber wir haben hier trotzdem Hoffnung. Wir haben die Hoffnung, dass es dennoch gut weitergeht – weil Gott uns führt.“ Vorstellen kann sie sich, dass es weniger große Häuser gibt, dafür aber kleinere Gruppen, die nach den Regeln des heiligen Benedikt leben, „Gott in Gemeinschaft suchen“.

Als Konstante für die Menschen da

Die Klöster sind also mittendrin in den stürmischen Zeiten, die über die Kirche hereinbrechen. „Ob wir jetzt vom Umbruch oder Abbruch sprechen, unsere Kirche verändert sich radikal“, sagt die Äbtissin mit sorgenvollem Gesicht und schiebt nach: „Und die Gesellschaft verändert sich auch“. Umso mehr freue es sie, dass sich ungebrochen viele Menschen dem Kloster zuwenden. „Wie gut, dass es euch gibt“ oder „Hoffentlich gibt es euch noch lange“ hört die Äbtissin in diesen Tagen öfter. „Wo die Pfarrhäuser und Kirchen leer stehen, da sind wir doch noch eine Konstante. Wir sind für die Menschen da. Wir wollen ein Ort und Zeichen der Hoffnung sein – so lange es geht“, betont die Äbtissin.

Das geht für die Benediktinerinnen in Varensell nicht ohne die Besinnung auf ihre Mitte. Kraft und Hoffnung schöpft Angela Boddem aus dem täglichen Gebet. Der Klosterrhythmus führt mehrmals am Tag die Schwestern, Gäste und Besucher zum Gebet in der Kirche zusammen. „Wir singen Gott das Lob, und das ganz zweckfrei. Wir versprechen den Menschen unser Gebet.“ Für viele Menschen sei es wichtig, dass hier im Kloster für sie und ihre Anliegen gebetet werde. „Das Gebet ist wie ein Netz, das verbindet und trägt. Das Gebet verändert den Menschen, der betet. Wir stellen uns in diesem Moment in Gottes Gegenwart“, findet die Äbtissin.

Am Ende des Gesprächs ist wieder so einer dieser Momente, der Gegenwart Gottes. Um 12 Uhr ist die Mittagshore. Danach folgen beim Mittagstisch Morgenandacht und Nachrichten aus dem Radio. Und sicher gibt es wieder viele Themen, um die Hoffnungen kreisen.

Mehr Informationen zum Kloster Varensell gibt es hier.

Themen-Special „Hoffnung”

Weitere Einträge

Unser Glaube Hier lässt es sich wunderbar singen!

Erzbistumskalender 2024: St. Johannes Baptist in Bad Arolsen weist eine besondere Akustik auf – und als Diasporagemeinde ein besonderes Gemeindeleben
© Kopp | Misereor
Oweimar Viveros und sein Cousin Francisco Rubiel Delgado im Gespräch. Francisco arbeitet mit "konventionellen Methoden" - also mit viel Kunstdünger und Pestiziden.

Unser Glaube Mit der Natur wachsen

Die von Misereor unterstützte Landpastoral in Kolumbien setzt auf ökologisch nachhaltige Landwirtschaft. Und ermöglicht Kleinbauern wie Oweimar Viveros damit eine lebenswerte Zukunft.
© Tobias Schulte / Erzbistum Paderborn
Junge Menschen singen beim YOUNG MISSION-Weekend.

Unser Glaube Sprich nur ein Wort!

180 Jugendliche fragen beim 24. YOUNG-MISSION Weekend nach Gottes Wort für ihr Leben
 
| |
generalvikariat@erzbistum-paderborn.de
+49 (0)5251 125-0
Barrierefreiheit