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Erzbistum Paderborn
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Unsichtbare Not

SkF und SKM fordern mehr gesellschaftliche Teilhabe für die Betroffenen

Zum Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut am 17. Oktober fordern SkF und SKM mehr gesellschaftliche Teilhabe für die Betroffenen

Ihre Anliegen werden nicht gehört, ihre Not bleibt zumeist unsichtbar: Menschen in Armut erleben ihre Ausgrenzung von der Gesellschaft während der Corona-Pandemie besonders deutlich. Darauf weisen die Sozialdienste katholischer Frauen und Männer (SkF/SKM) anlässlich des von der UNO erklärten Internationalen Tages für die Beseitigung der Armut am 17. Oktober hin. Sie fordern für die Betroffenen mehr Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

Erfahrungen aus der alltäglichen Praxis von SkF und SKM hätten gezeigt, dass deren Belange nicht ausreichend Gehör fänden, sagt Reinhild Steffens-Schulte, Diözesan-Geschäftsführerin von SkF und SKM im Erzbistum Paderborn. Zentrales Anliegen beider Verbände sei daher, die Befähigung der Betroffenen zur Selbsthilfe zu stärken und ihnen so eine Stimme zu geben.

„Armut versteckt sich“

Von versteckter Armut bei Kindern, Alleinerziehenden und jungen Familien berichtet Heidi Wenniges aus Schwerte. Seit 15 Jahren unterstützt sie mit einem Team aus 14 Ehrenamtlichen in einem Projekt gegen Kinderarmut von SkF und katholischer Kirchengemeinde St. Marien die Schulen und Kindergärten in Schwerte dabei, Kindern aus sozial benachteiligten Familien zu helfen. Nicht immer zeige sich die Hilfsbedürftigkeit so offen wie bei dem Kind, das im Winter ohne warme Jacke, im falsch herum angezogenen T-Shirt und ohne Frühstück zur Schule kam, sagt Heidi Wenniges. „Armut versteckt sich. Als wir vor 15 Jahren bei einer Analyse feststellten, dass es auch bei uns Kinderarmut gibt, wollten das viele erst nicht glauben.“ Seitdem ist die Zahl der Kinder, die vom Projekt gegen Kinderarmut mit Spendengeldern unterstützt werden, stetig gestiegen, auf heute mehr als 320 Kinder jährlich. Wurde in der Anfangszeit das Mittagessen finanziert, das mittlerweile mit Bundes- und Landesmitteln gefördert wird, wurden schließlich die Hilfen ausgeweitet auf Schulmaterialien, Kleidung, Klassenfahrten oder sogar Arztrechnungen. „Wir leisten ganz unbürokratisch Hilfe im Einzelfall.“ Wer hilfsbedürftig ist, stellen die Schulen und Kindergärten vor Ort fest. So bleiben die Hilfsbedürftigen für das Projektteam gewöhnlich anonym. „In unserer kleinen Stadt ist das wichtig. Einmal hat mich allerdings eine Mutter erkannt, mit Tränen in den Augen umarmt und mir für die Hilfe gedankt“, erinnert sich Heidi Wenniges. „Das motiviert weiterzumachen.“ Mit mehr als 50.000 Euro jährlich unterstützt das Team Kinder und ihre Familien. Ob die Hilfe in diesem Umfang weitergehen kann, ist allerdings fraglich. „Die Spendeneinnahmen sind aufgrund der Corona-Krise stark zurückgegangen“, sagt Heidi Wenniges.

Corona-Pandemie für Alleinerziehende eine besondere Herausforderung

Vor allem für Alleinerziehende stelle die Corona-Pandemie eine besondere Herausforderung dar, „und das bei einem eh schon sehr komplexen Alltag“, sagt Janina Schwengel, Beraterin beim SkF Herford. Nach häufig schwierigen Trennungssituationen, nicht selten mit Gewalterfahrung, seien es zumeist Frauen, die komplett neu starten müssten und dabei wenig Unterstützung hätten. „Oft erleben Alleinerziehende und ihre Kinder ein großes Schamgefühl und mögen niemanden zu sich in die Wohnung einladen, wodurch sie häufig noch mehr Ausgrenzung erfahren“, weiß Janina Schwengel aus vielen Beratungsgesprächen. Durch mangelnde Kinderbetreuungszeiten sei es für Alleinerziehende oft unmöglich einer Arbeit nachzugehen. In dieser Situation sei die Allgemeine Sozialberatung des SkF für die Alleinerziehenden eine wichtige Anlaufstelle, auch während des Lockdowns. Sie berichtet von einer jungen Frau und ihrem zweijährigen Sohn, die nach einer Trennung zwar eine neue Wohnung fanden, aber keinerlei Einrichtungsgegenstände hatten. Dank der Vermittlung des SkF zur Aktion Lichtblicke konnte ihr mit einer Einrichtung für Küche, Kinder- und Schlafzimmer geholfen werden. „Besonders wichtig war es für Mirijam in der Zeit des Shutdowns einen Ansprechpartner zu haben, um Sorgen, Nöte, Ängste und Ärger loszuwerden und sich zu beraten, wie sie vorgehen kann, wenn Behörden nicht erreichbar waren.“, berichtet Janina Schwengel.

„Wie unter einem Brennglas ist in der Corona-Krise die soziale Schieflage in unserer Gesellschaft deutlich geworden“, sagt Reinhild Steffens-Schulte, Diözesan-Geschäftsführerin von SkF und SKM im Erzbistum Paderborn. „Von Armut betroffene Menschen sollten bei politischen Entscheidungen, die sie betreffen, viel mehr gehört werden“, meint sie. „Die Politik sollte nicht über sie, sondern mit ihnen sprechen.“

Info
Zum Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut berichten Menschen in Armut und Experten in den Social-Media-Kanälen von SkF und SKM unter dem Motto „Mittendrin statt nur dabei“ über ihre Erfahrungen in der Zeit des Lockdowns und über das, was für sie wichtig ist:

zum Video des SKM Bundesverbandes

1992 erklärte die Generalversammlung der Vereinten Nationen den 17. Oktober zum Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut. Der Tag ist zugleich der Auftakt der Armutswochen der Caritas, die mit dem päpstlichen Welttag der Armen am 15. November enden.

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