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Erzbistum Paderborn
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© Lordn / Shutterstock.com

“Ungewissheit und wenig Handlungsspielraum”

Was die neuen Corona-Regelungen für die Kitas im Erzbistum bedeuten.

Was die neuen Corona-Regelungen für die Katholischen Kitas bedeuten

Der Einzelhandel bleibt weiterhin geschlossen, Menschen arbeiten im Homeoffice, Schülerinnen und Schüler lernen von zuhause: Das ist der Lockdown 2.0 hierzulande. Aber wie sieht es mit der Kinderbetreuung aus? Für die gilt in NRW der dringende Appell: Eltern sollen ihre Kinder, wann immer möglich, selber betreuen – grundsätzlich geschlossen haben die Kitas im Gegensatz zu Schulen aber nicht. Es läuft der „eingeschränkte Pandemiebetrieb“.

Anne Jahn, Leiterin des Katholischen Familienzentrums Arche Noah in Hünsborn, sowie Lara Ostermann von der Kompetenzeinheit Kindertageseinrichtungen im Erzbistum Paderborn schildern die Lage in den katholischen Kitas. Die neuen Regelungen durch die Politik sehen sie dabei teilweise kritisch.

Redaktion

Wie ist die derzeitige Lage in Ihrer Kita, Frau Jahn?

Anne Jahn

Zurzeit ist die Lage noch relativ ruhig, am ersten Tag hatten wir 15 von 65 Kindern hier, verteilt auf drei Gruppen. Das ist total okay. Die Eltern halten sich daran, die Kinder, wenn möglich, zuhause zu behalten oder nur an einzelnen Tagen vorbeizubringen. Jetzt müssen die Eltern aber auch versuchen, das Ganze mit ihren Berufen in Einklang zu bringen. Deshalb müssen wir sehen, wie es weitergeht. Gewissheit haben wir nicht. Es kann sein, dass nächste Woche auf einmal deutlich mehr Kinder wieder zur Kita gebracht werden.

Redaktion

Was verändert sich durch den eingeschränkten Pandemiebetrieb nun genau gegenüber den Wochen vor Weihnachten?

Lara Ostermann

Damals galt erst einmal nur der reine Appell, die Kinder zuhause zu lassen. Nun sind die Betreuungszeiten, wie im Sommer letzten Jahres, eingeschränkt. Es können zehn Stunden weniger gebucht werden als im Normalbetrieb. Außerdem werden die Kinder in den Gruppen wieder strikt voneinander getrennt, damit mögliche Infektionsgeschehen eingedämmt werden können.

Redaktion

Was bringt das für Herausforderungen mit sich?

Lara Ostermann

Es erfordert vor allem einen höheren Personalbedarf. Am Nachmittag können die Gruppen nämlich nicht mehr zusammengelegt werden. Aber auch auf den Eltern lastet nun erneut enormer Druck. Denn die haben teilweise natürlich auch die Forderung von Arbeitgebern, ihre Kinder zur Kita zu bringen, damit sie selbst arbeiten gehen können. Dadurch ergibt sich eine Dilemma-Situation.

Anne Jahn

Dazu kommen auch teils schwierige Situationen zuhause. Dadurch, dass eventuell ältere Geschwister eben auch im Home-Schooling sind. Für die Familien bedeutet das einen großen Spagat. Und für die Kinder eine schwierige Situation.

„Es kommt auf ein gutes Miteinander an. In unserer Kita sind wir glücklicherweise zurzeit gut besetzt und können den Eltern entgegenkommen. Das kann nächste Woche aber auch schon wieder anders aussehen. Man muss im guten Austausch mit den Eltern sein und zeigen: ‘Wir sind für euch da’.”

 

Anne Jahn von dem Kath. Familienzetrum Arche Noah

Redaktion

Ein Verbot, die Kinder in die Kita zu bringen, gibt es anders als im Frühjahr nun nicht.

Anne Jahn

Wir haben schon mitbekommen, dass die Eltern teilweise mit sich im Zwiespalt sind. Eine Mutter mit zwei Kindern rief zum Beispiel an und sagte, dass sie es kommende Woche nicht mehr schaffe, die Kinder zuhause zu lassen. Dann kommt es auf ein gutes Miteinander an. In unserer Kita sind wir glücklicherweise zurzeit gut besetzt und können den Eltern entgegenkommen. Das kann nächste Woche aber auch schon wieder anders aussehen. Man muss im guten Austausch mit den Eltern sein und zeigen: Wir sind für euch da. Es ist ein Geben und Nehmen. Wichtig ist, dass sich Eltern angenommen fühlen. Denn die größte Angst ist die, die eigenen Kinder nochmal in Quarantäne schicken zu müssen. Diesen Fall hatten wir bei uns nämlich im letzten Jahr schon.

Redaktion

Wie bewerten Sie die Entscheidung der Politik, wie mit den Kitas während dieses Lockdowns im Januar verfahren wird?

Lara Ostermann

Klar ist, dass die Kitas im eingeschränkten Pandemiebetrieb wenig Rückhalt haben. Grundschulen sind geschlossen und im Notbetrieb, Kitas hingegen nicht. Das finde ich schwierig. Denn oft wird geschrieben: Schulen und Kitas sind geschlossen. Das stimmt für NRW aber nicht. Kitas haben durch die Entscheidung wenig Handlungsspielraum, wenn man jetzt merkt, dass doch viel zu viele Kinder kommen. Wenn wir nun Kitas haben, wo das geschieht oder Personal ausfällt, dann kann das schon kritisch werden. Im Dezember hatten wir in den katholischen Kitas im Erzbistum zwischen 30 und 70 Prozent Auslastung. Es ist also sehr unterschiedlich gestreut, so wird das wohl auch dieses Mal werden.

Anne Jahn

Es ist sinnig, die Kitas dieses Mal nicht nur für Familien mit systemrelevanten Berufsgruppen zu öffnen. Es gibt eben nicht nur stabile Familien. Und Fälle, in denen das Kind in einer Kita in dieser Zeit besser aufgehoben ist und betreut sowie gefördert werden kann. Kritisch ist aber dennoch, dass Schulen geschlossen werden und die Entscheidung bezüglich der Kitas von der Politik so ein wenig vor sich hergeschoben wird. Zudem hätte ich mir dann auch wieder ein generelles Betretungsverbot gewünscht. Viele Kitas machen das jetzt zwar wieder so – von der Politik wurde es aber nicht verankert. Jede Kita muss vor Ort individuell entscheiden, wie die einzelnen Maßnahmen in die Praxis umgesetzt werden können. Die einzelnen Fragen werden dann mit den jeweiligen Trägern geklärt. Wir fühlen uns sehr gut vom Träger informiert und er gibt uns in jeder Hinsicht Rückhalt für den Alltag.

Redaktion

Dabei sind Kitas ja wie Schulen auch Bildungseinrichtungen.

Lara Ostermann

Die Kinder werden betreut und gefördert, es gibt verschiedenste Angebote da passiert so viel. Da fällt für Kinder, die jetzt zuhause sind, natürlich einiges weg. Man muss da auf die Kinder und Familien schauen: Das ist eine enorme Herausforderung, wenn die Kinder zuhause bleiben sollen.

„Klar ist, dass die Kitas im eingeschränkten Pandemiebetrieb wenig Rückhalt haben. Grundschulen sind geschlossen und im Notbetrieb, Kitas hingegen nicht. Das finde ich schwierig. Denn oft wird geschrieben: Schulen und Kitas sind geschlossen. Das stimmt für NRW aber nicht. Kitas haben durch die Entscheidung wenig Handlungsspielraum, wenn man jetzt merkt, dass doch viel zu viele Kinder kommen. Wenn wir nun Kitas haben, wo das geschieht oder Personal ausfällt, dann kann das schon kritisch werden.”

 

Lara Ostermann aus der Kompetenzeinheit Kindertageseinrichtungen

Redaktion

Fallen die Kitas im Ansehen nicht etwas zurück?

Lara Ostermann

Als die neuen Regelungen verkündet wurden, haben Schul- und Familienministerium das zusammen gemacht. Damit haben sie Kita und Schule zumindest schon einmal auf eine Ebene gestellt. Das war sehr positiv. Davor sah das aber oft anders aus. Ein Beispiel: Es wird in der Öffentlichkeit so viel diskutiert, wie Lehrpersonal und Schülerschaft geschützt werden können – über Kitas diskutiert man aber nicht so intensiv. Wenn die Kita nur als Betreuungsort für Kinder angesehen wird, damit die Eltern arbeiten können, wird das dem Ganzen nicht gerecht. Es geht um Bildung, Erziehung, Familienberatung. Ich habe aber das Gefühl und hoffe, dass das besser wird.

Anne Jahn

Es ist in Sachen Anerkennung schon auf dem Weg der Besserung, aber noch nicht da, wo es sein sollte. Man würde sich mehr Gleichberechtigung gegenüber Schulen wünschen.

Redaktion

Wie gut können Sie aktuell der sozialen Verantwortung nachkommen, die eine Kita übernimmt?

Anne Jahn

Wir versuchen immer, das Beste während der aktuellen Pandemie zu machen und den Kindern einen geregelten, normalen Alltag zu bieten. Und wir wollen weiterhin die Familien im Blick haben, die vielleicht mehr Unterstützung und Hilfe benötigen. Mit den Eltern stehen wir deshalb im regelmäßigen Austausch. Da fragen wir auch in dieser Phase immer nach: Wie geht es euch? Was können wir für euch tun? Mit den Familien den Kontakt aufrecht zu erhalten, ob per Telefon oder E-Mail, ist ganz wichtig.

Lara Ostermann

Das ist auch positiv an der neuen Regelung: Dort wird explizit nochmal darauf hingewiesen, dass Familien in Überlastungssituationen, in beengten Wohnverhältnissen oder wo Kinder in einer Gefährdungssituation sind, auf jeden Fall in die Kita gebracht werden können. Mit Blick auf die Corona-Krise hat sich dahingehend eines auf jeden Fall gezeigt: Kitas und ihre Mitarbeitenden haben sich als echte Krisenmanagerinnen und -manager erwiesen und von Beginn an auf jede Situation schnell und professionell reagiert. Das war und ist beeindruckend.

Redaktion

Vielen Dank für das Gespräch.

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