logocontainer-upper
Erzbistum Paderborn
logocontainer-lower
Pastoralverbund Lippe-Detmold
Unser Glaube
25. Februar 2020

Und plötzlich bist du eine große Gemeinschaft

Themenspecial „Klimawandel“: So war der Weg zum Pastoralverbund Lippe-Detmold

Themenspecial „Klimawandel“: So war der Weg zum Pastoralverbund Lippe-Detmold

Am Anfang waren sie zwei fremde Pastoralverbünde, die sich zusammen tun sollten. Aus Detmold und Lemgo-Nordlippe sollte der Pastoralverbund Lippe-Detmold werden. Ein Weg, der für viele Gemeindemitglieder mit Unsicherheit und Angst besetzt war. Heute, fast vier Jahre später, sind die acht Kirchorte zu einer starken Gemeinschaft zusammengewachsen. „Der Weg bis hier hin war sicher nicht immer einfach und ist auch noch nicht beendet, aber wir sind ein gutes Team geworden, das sich gegenseitig unterstützt und vertraut“, berichtet Klaus Junghans, Leiter des Pastoralen Netzwerkes im Pastoralverbund.

Der Pastoralverbund Lippe-Detmold liegt im Nord-Osten des Erzbistums Paderborn in relativer Diaspora. Das heißt, dass oft weite Strecken überbrückt werden müssen. Von Detmold bis Lemgo, von Augustdorf bis Extertal, von Kalletal bis Barntrup, da kann die Fahrtzeit schon einmal bis zu einer Stunde betragen. „Zu Beginn war viel Überzeugungsarbeit notwendig die Menschen, vor allem ältere Menschen, mitzunehmen, die bisher nur ihre eigene, kleine Gemeinde gewohnt waren“, erklärt Marietheres Bockhorst-Thöne aus einer der kleinsten Gemeinden, der Gemeinde Heilig Geist in Bösingfeld. Es komme aber nicht nur auf die reine streckenmäßige Entfernung an, sondern auch darauf neue Gewohnheiten zu entwickeln. „Bei der Firmung zum Beispiel hatte jede Gemeinde ihre eigenen Abläufe. Manche haben sie jedes Jahr gefeiert, manche nur alle zwei oder drei Jahre. Im vergangenen Jahr haben wir die Firmvorbereitung dann zum ersten Mal gemeinsam im Pastoralverbund organisiert.“

Erst jeder für sich, dann alle gemeinsam

„Wir als Firmvorbereiter hatten Bedenken, dass die Vorbereitung mit einer so großen Zahl an Firmlingen nicht klappt und nicht das rüber kommt, was wir aus unseren kleinen Strukturen gewöhnt waren“, verdeutlicht Alexander Kollwitz, Jugendleiter aus Detmold. Daher wurde zunächst geschaut, was die einzelnen Gemeinden brauchen. So fand anschließend das Kennenlernen der Jugendlichen im kleinen Kreis innerhalb der Gemeinden statt, bevor alle Firmlinge des Pastoralverbunds in die gemeinsame Vorbereitung einstiegen. „Das hat super geklappt“, bestätigt Kollwitz. „Unsere Bedenken waren schnell ausgeräumt.“

Das Engagement im Pastoralverbund Lippe-Detmold ist groß: Saskia Reinhardt, Ehrenamtliche in der Jugendarbeit, Alexander Kollwitz, Jugendleiter in Detmold, Paul-Simon Tadday, Ehrenamtlicher in der Jugendarbeit, Marietheres Bockhorst-Thöne, Mitglied im Pastoralrat, Klaus Junghans, Leiter des Pastoralen Netzwerkes, Franz Streyl, Mitglied im Kirchenvorstand, und Gisela Gewies, Vorsitzende im Pastoralrat, setzen sich für ein aktives Glaubensleben ein. Fotos: Lena Jordan

Ein Musical mit 150 Darstellern

Auf diesem Weg wurde eine der Herausforderung gemeistert, die im Prozess zum Pastoralverbund an vielen Ecken aufgetreten sei: kleine Gemeinden zu integrieren, sie in ihrem Selbstvertrauen zu stärken und ihre Individualität beizubehalten. „Je kleiner die Gemeinde ist, desto weniger pastorales und ehrenamtliches Personal ist selbstverständlich vor Ort aktiv“, erläutert Junghans. So ist gleichzeitig auch die Kraft und Energie das Gemeindeleben aufrechtzuerhalten und zu steuern geringer. „Dennoch soll keiner unserer Gemeinden etwas weggenommen werden. Wir wollen uns alle gegenseitig unterstützen.“

Ein großer Meilenstein auf diesem Weg war sicherlich auch das Musical, bei dem insgesamt 150 Darsteller aus allen Gemeinden beteiligt waren. Das Musical, welches vom evangelischen Pastor Lothar Teckemeyer und dem Kirchenmusiker Gregor Schwarz geschrieben wurde, zeigt auf musikalische und spielerische Art und Weise den Weg auf, wie der Prozess zum Pastoralverbund gelingen kann. Es zeigt, wie sich die Gläubigen das Leben in der katholischen Kirche vorstellen. Inhaltlich wurde dabei die Institution Kirche mit einem wirtschaftlichen, kommerziellen Unternehmen vergleichen und dabei sehr schnell deutlich, dass Kirche im Pastoralverbund so nicht laufen soll. Das Glaubensleben soll menschlich, gläubig und lebendig sein, die Eigenschaften in sich tragen, die in der Pastoralvereinbarung des Verbundes niedergeschrieben sind.

Zu einer großen Familie zusammengewachsen

„Das Musical wurde unglaublich professionell aufgezogen. Ich glaube, die sechs Wochenenden vor der Aufführung haben wir vollständig in die Proben investiert“, erzählt Paul-Simon Tadday, der als Ehrenamtlicher in der Jugendarbeit aktiv ist. Die zwei vollständig ausverkauften Aufführungen des Musicals waren ein eindeutiges Zeichen des Erfolgs. „Die Stimmung war danach irgendwie anders“, erinnert sich Tadday. „Wir haben mit Leuten, die wir noch nie zuvor gesehen haben, etwas Außergewöhnliches auf die Beine gestellt und sind dabei zu einer großen Familie zusammengewachsen. Das hat die Gemeinden ungemein zusammengeschweißt.“ Dieses Gefühl habe sich anschließend auf die Stimmung im gesamten Pastoralverbund übertragen.

Weniger Berührungsängste – mehr Vertrauen

„Die Berührungsängste sind weniger geworden. Die Angst, dass der große Pastoralverbund die kleinen Gemeinden und Initiativen frisst ist nicht mehr zu spüren“, verdeutlicht Kirchenvorstandsmitglied Franz Streyl. „Das ist ein enormer Fortschritt.“

Auch in der pastoralen Arbeit selbst hat sich im Pastoralverbund einiges geändert. Das Zentrum bilden nun die fünf Erlebnisfelder „Glaube erleben“, „Gemeinschaft erleben“, „Hilfe erleben“, „Kultur erleben“ und „Ökumene erleben“. „Der beschleunigte gesellschaftliche Wandel ermutigte uns, mit der Vision ‚menschlich – gläubig – lebendig‘ den Pastoralverbund Lippe-Detmold als lebendige Gemeinschaft in einer Netzwerkstruktur zu verstehen“, erklärt Gisela Gewies, Vorsitzende im Pastoralrat. Der Pastoralverbund Lippe-Detmold wird sich als ein vielfältiges Netzwerk mit verschiedenen Knotenpunkten wie den Kirchorten, den Erlebnisfeldern, Kindertagesstätten und anderen pastoralen Orten und Gelegenheiten darstellen. „Wir werden uns in Zukunft immer stärker als Netzwerk kirchlicher Orte organisieren, an denen Menschen in spezifischer Weise in Selbstverantwortung Kirche gestalten. In diesem Netzwerk sind die Erlebnisfelder Mittelpunkt unseres Handelns.“

Es darf Unstimmigkeiten geben

Diese Änderungen sollen auch in der Leitungs- und Arbeitsstruktur deutlich werden. Ein gleichberechtigtes Gespann aus dem Pfarrer als Leiter des Pastoralverbunds, dem Leiter pastorales Netzwerk und dem Verwaltungsleiter bildet die neue Leitungsebene. Unterstützt werden sie durch die AG Kirchenvorstände und den Pastoralrat. Das Besondere am Pastoralrat ist dabei, dass ihm je zwei Vertreter jeder Gemeinde angehören, ganz egal, wie groß oder klein die Gemeinde ist. Durch diese Organisation soll gewährleistet werden, dass jede Gemeinde mit ihren individuellen Anliegen gehört und beteiligt wird. Herausgestellt wird zudem, dass nicht jeder einzelne Bezirk oder jede einzelne Gemeinde alles leisten muss, sondern die eigenen Stärken in das Leben im Pastoralverbund einbringt.

„Wir haben im Laufe des Prozesses gemerkt, dass eine Phase der Auseinandersetzung miteinander und untereinander wichtig ist und es dabei auch Unstimmigkeiten geben darf. Nach dieser Phase konnten wir aber umso besser arbeiten und haben nun Vertrauen zueinander entwickelt. Mit dieser Unterstützung im Rücken macht es uns Spaß Verantwortung zu übernehmen, denn wir wissen, dass wir alle Teil einer starken Glaubensgemeinschaft sind“, resümiert Franz Streyl.

Pastoralverbund Lippe-Detmold

  • Heilig Kreuz, Detmold
  • St. Marien, Detmold
  • St. Stephanus, Detmold Hiddesen
  • Maria Königin des Friedens, Augustdorf
  • Heilig Geist, Lemgo
  • St. Marien, Hohenhausen
  • Heilig Geist, Bösingfeld
  • St. Peter und Paul, Barntrup

Weitere Beiträge des Themenspecials "Klimawandel":

Weitere Einträge

Unser Glaube Zeugnis einer großen Aufbruchsstimmung

Erzbistumskalender 2024: Durch Bergsenkungen ist die Kirche Heilige Familie in Lünen-Süd um einen Meter in Schieflage
© Vitalii Vodolazskyi / Shutterstock.com

Unser Glaube Christliche Initiative: Woche für das Leben

Bei der „Woche für das Leben“ 2024 stehen junge Menschen mit Behinderung im Fokus. Was braucht es im kirchlichen Kontext, dass Inklusion und echtes Miteinander gelingen können?
© Markus Nowak
Luca Campos ist 21 Jahre alt und malt schon seit seiner Kindheit.

Unser Glaube „Das Leben ohne LEO wäre einsam“

Das Caritas-Kinderhospiz-Zentrum LEO ist ein Ort für Familien mit schwerkranken Kindern und Jugendlichen
 
| |
generalvikariat@erzbistum-paderborn.de
+49 (0)5251 125-0
Barrierefreiheit