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Jubiläum soll Impulse für das Glaubensleben geben

Themenspecial „Große Pläne“: Meschede feiert 1150 Jahre Stift Meschede

Themenspecial „Große Pläne“: Meschede feiert 1150 Jahre Stift Meschede

Freitagmorgen in Meschede. Es ist Marktzeit. Wie vor hunderten Jahren bauen die Händler die Stände rund um die alte Stiftskirche auf, die der heiligen Walburga geweiht ist. Trotz nasskaltem Wetter kommen die Menschen. Teilweise erst zum Gebet zur Marktzeit, dann zum Einkauf an den zahlreichen Ständen. Pfarrer Schmitt öffnet die schweren Kirchentüren, während hinter ihm das Gewusel am Obst- und Gemüsestand seinen Höhepunkt erreicht.

"Der Glaube hat aber immer weiter gelebt.“

„Ich bin wirklich nur ganz selten allein in unserer Kirche“, erzählt Schmitt. „Eigentlich ist immer jemand da, um zu beten, eine Kerze anzuzünden oder wie jetzt, um sich die Krippe anzuschauen.“ Durch das große Kirchenschiff geht es bis zum Chorraum und dann wenige Treppenstufen in die Tiefe. Das historische Herz der Kirche liegt hier, eine spätkarolingische Umgangskrypta, gebaut zu Ehren der Reliquien der heiligen Walburga. Pfarrer Schmitt hält am Schrein der heiligen Walburga inne. „Eine starke Glaubenszeugin, ebenso wie die vielen mächtigen Äbtissinnen, die hier nach ihrer Stiftsgründerin Emhildis gewirkt haben.“

Es ist die lange und große Vergangenheit des Stifts Meschede, die Pfarrer Michael Schmitt bewegt. „Die Geschichte ist ein Spiegel, hier hat es viele Höhen und Tiefen, viele Ab- und Aufbrüche im kirchlichen Leben gegeben. Auch heute stehen wir vor ähnlichen Herausforderungen. Der Glaube hat aber immer weiter gelebt.“ 1150 Jahre Stift Meschede feiert die Kreisstadt im Hochsauerlandkreis dieses Jahr. Pfarrer Schmitt hat mit den ehrenamtlichen und hauptberuflichen Mitarbeitern große Pläne dafür geschmiedet. Das Jubiläum solle eine Vergewisserung im Glauben und ein Aufbruch in die Zukunft sein.

Michael Schmitt bekam von Historikern vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) aus Münster verdeutlich, wie die Bedeutung des Stifts zu beurteilen ist: „Das Stift Meschede, die heutige St. Walburga-Kirche, ist ein Bauwerk europäischen Ranges“. Unter anderem ist das Gotteshaus die älteste Ein-Turm-Anlage nördlich der Alpen. Und abseits von der Bedeutung der Bauwerke war Meschede ein politisches und kirchliches Machtzentrum. „Soziale, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklungen gingen über Jahrhunderte von hier aus.“ So sei es nur richtig, auch heute noch aus dieser Vergangenheit Vertrauen zu schöpfen. Ein bevorstehender Vortrag im Jubiläumsjahr beschreibe es gut: „Ein karolingisches Damenstift als Impulsgeber für die Gegenwart.“

Bei Ausgrabungen unter der Kirche wurden Tonkrüge gefunden, die als Schallgefäße dienten. Michael Schmitt ist davon fasziniert.

Tief unterm Chorraum sind die mittelalterlichen Ausgrabungen. Tonkrüge erwarten die Besucher und sorgen oft für Nachfragen. In Meschede wurden diese in den Fußböden und Wänden verwendet, um die Akustik zu verbessern. Weil das geschichtlich so bedeutsam ist, sind von den 136 erhaltenen Krügen viele in Museen auf der ganzen Welt zu finden. „Allein im Neuen Museum auf der Berliner Museumsinsel laufen täglich 2500 Besucher daran vorbei“, erzählt Michael Schmitt.

„Die Äbtissinnen hier waren mächtige Frauen”

Zur Geschichte, den Ausgrabungen, der Bedeutung des Stifts lässt sich noch viel sagen. Im Jubiläumsjahr soll Andenken in Meschede lebendig bleiben. Elf Vorträge namhafter Geschichtsexperten, Professoren und Theologen, dazu Fastenpredigten, Konzerte und Festgottesdienste, Jugendevents, Wallfahrten und Pilgerreisen, ein Stiftsmarkt und Stadtfest – das Festprogramm in Meschede bietet fast jede Woche eine Veranstaltung. Erzbischof Hans-Josef Becker, Kardinal Rainer Maria Woelki aus Köln und Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann aus Speyer feiern Gottesdienste, Ministerpräsident Armin Laschet wird zum Festakt erwartet.

Von der Kirche aus geht es zurück in die Dienstwohnung des Pfarrers. Neben all den Festlichkeiten sieht Michael Schmitt zwei Aspekte, die das Stiftsjubiläum aktueller denn je machen. Es werde derzeit viel über die Rolle der Frau, auch die Machtfrage in der Kirche gesprochen. Da tue der Blick in die Geschichte gut. „Die Äbtissinnen hier waren mächtige Frauen, die hatten ein ganz anderes Selbstverständnis. Pfarrer, selbst der Großdechant, wurden von ihnen ernannt.“ Und Schmitt ergänzt: „Ich persönlich hoffe, dass wir da zu Veränderungen im Rahmen des Möglichen kommen werden.“

"Freude im Glauben zeigen und leben"

Der andere Aspekt, und das sei der viel wichtigere, ist die Sorge um das Weiterlebens des Glaubens in den hiesigen Breiten. „Wir stehen hier zwar in einer langen Glaubenstradition, aber das Weiterleben wird uns nicht mit einem historischen Rückblick gelingen, sondern nur, wenn wir unsere Freude im Glauben zeigen und leben.“ Schmitt blickt ernst, wenn über den „großen Transformationsprozess“ spricht, den die Kirche erlebe. „Wir leben in einer komplexen Zeit, die keine einfachen Antworten zulässt. Trotzdem kann aus der Krise der Kirche etwas Neues entwachsen.“ In Meschede sei das über Jahrhunderte so gegangen, auch nach der Schließung des Stifts im Jahre 1805 habe das Glaubensleben nicht still gestanden.

Davon soll das Programm des Stiftsjubiläums zeugen, wenn in und rund um die Kirche gefeiert wird, wenn die zahlreichen „Besuche bei Walburga“ stattfinden und sich Menschen auf den Weg machen, ihren Glauben zu leben. Pfarrer Schmitt: „Ich glaube, dass es uns gut tun wird, dieses Glaubensfest zu feiern und dabei in die Gegenwart zu schauen und uns für unseren Glauben zu engagieren.“ Und vielleicht entsteht dabei manch kleiner oder großer Plan für die Zukunft.

Stichwort Damenstift:

Ein Damenstift ist eine religiöse Lebensgemeinschaft für Frauen, die ohne Ablegung von Gelübden in einer klosterähnlichen Anlage leben. Die in einem solchen Stift lebenden Damen werden als Kanonissen, Chorfrauen oder Stiftsdamen bezeichnet. Im Mittelalter waren diese Frauen meist Adelige. Ein Frauenstift wurde häufig von einem Adligen oder einer wohlhabenden Witwe gestiftet.

Das Stift Meschede wurde in karolingischer Zeit als Damenstift gegründet. Auf Anordnung von Erzbischof Heinrich II. von Köln wurde nach dem Tod der Äbtissin Agnes von Arnsberg 1310 das Damenstift in ein Stift für männliche Kanoniker umgewandelt. In dieser Form bestand es bis zur Säkularisation 1805.

Programm-Highlights des Stiftsjubiläums:

Die Kirchengemeinde feiert das Patronatsfest am Samstag, 15. Februar, um 17.30 Uhr mit einem Pontifikalamt mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann aus Speyer. Die musikalische Gestaltung übernehmen der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Meschede und Mescheder StiftsChor.

Anschließend findet ein Walburgaempfang im Jugendheim mit Vortrag von Prof. Dr. phil. habil. Dr. theol. h.c. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Erlangen statt, „Die Glut einer anderen Frauenbewegung. Zwei ferne/nahe Schwestern: Walburga und Edith Stein.“

In dieser Zeit sind viele „Besuche bei Walburga“ mit Gottesdiensten, Wallfahrten, Kirchenführungen und der Aufführung einer Kinderkantate geplant. Weitere Besuchergruppen sind willkommen und können sich im Pfarramt anmelden.

Am Samstag und Sonntag bieten über 20 Stifte, Klöster und Ordensgemeinschaften aus Deutschland und Österreich ihre selbstgemachten Produkte auf dem Stiftsplatz und rund um die St.-Walburga-Pfarrkirche an.

Weiterhin sind die Salzwelten Bad Sassendorf, der Bürgerverein Bonn-Limperich mit Wein aus dem ehemaligen Mescheder Stiftsweinberg sowie die Jugendbauhütte Soest und weitere dem Stift Meschede verbundener Institutionen vertreten.

Am Sonntag finden das Pontifikalamt mit Erzbischof Hans-Josef Becker und der Festakt mit Ministerpräsident Armin Laschet statt.

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