logocontainer-upper
Erzbistum Paderborn
logocontainer-lower

“Schule im Wandel zum pastoralen Ort”

Themenspecial "Klimawandel": Annemarie Ostermann-Fette blickt auf 37 Jahre

Themenspecial “Klimawandel”: Annemarie Ostermann-Fette blickt auf 37 Jahre

„Ich bin ohne Ende neugierig“ – diese Lebenserfahrung nimmt Annemarie Ostermann-Fette mit in den Ruhestand. Daher wird bei der langjährigen Schulleiterin des Mariengymnasiums Arnsberg keine Langeweile aufkommen. In der vergangenen Woche wurde Annemarie Ostermann-Fette in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Ihr Nachfolger in der Schulleitung ist Herbert Loos, bisher Lehrer und Oberstufenkoordinator an der Hildegardisschule in Hagen.

37 Jahre war Annemarie Ostermann-Fette am Mariengymnasium in Arnsberg und hat die Schule als Referendarin, Lehrerin und Schulleiterin kennen, schätzen und lieben gelernt. „Natürlich hat sich über die Jahre auch ein Wandel vollzogen. So wird die Schule mittlerweile auch faktisch zum Pastoralen Ort – und nicht nur verbal. Es ist eine Herausforderung, aber auch eine große Chance. Man kann die katholische Sozialisierung über Jahre begleiten“, sagt Annemarie Ostermann-Fette und ergänzt: „Die Schule ist wie ein Kokon, in dem der Schmetterling gut heranwächst, aber nach außen noch nicht zu sehen ist.“

Sorge des Stadtkindes vor dem Sauerland

„Ausgerechnet Arnsberg“, mochte sich die angehende Lehrerin kaum vorstellen, dass ihre erste Referendariat-Stelle sie ins Sauerland führte. Zwar stammte ihre Mutter aus Neheim-Hüsten, doch Annemarie Ostermann-Fette war in ihrer Heimat Dortmund eine gefühlte Großstädterin geworden. Aus den anfänglichen Zweifeln wurde aber eine lange, freundschaftliche Bande zu Arnsberg.

„Die Armen Schulschwestern von unserer Lieben Frau“ leiteten 1983 noch das Mariengymnasium. Kloster und Internat prägten das Schulgebäude. Doch gerade das Vertrauen der Schwestern in die junge Frau aus Dortmund stärkte die Referendarin in ihrer Arbeit. In Münster hatte sie ihr Studium mit den Fächern Deutsch, Erziehungswissenschaften und Philosophie erfolgreich abgeschlossen. „Man hat mir viele Unterrichtsstunden zugetraut“, ist Annemarie Ostermann-Fette heute noch sehr dankbar.

Mitte der 80-er Jahre gab es einen Einstellungsstopp für Lehrkräfte in NRW. Es habe keine Stellenauswahl gegeben, berichtet Ostermann-Fette, die sogar ein Angebot von einer deutschen Bank erhielt, bei der sie zuvor als Werkstudentin einmal gearbeitet habe. Die Entscheidung fiel jedoch zu Gunsten der halben Stelle in Arnsberg aus, wo sie nach zwei Jahren fest übernommen wurde.

Schulleiterin Annemarie Ostermann-Fette begann als Referendarin 1983 am Mariengymnasium Arnsberg. (Foto: Ronald Pfaff)

Leidenschaft für das katholische Schulwesen

„Ich habe mich meiner Leidenschaft – dem katholischen Schulwesen – früh widmen dürfen“, erinnert sich Annemarie Ostermann-Fette gern zurück. Sie konnte an der Entwicklung des Schulprogramms auf Bistumsebene mitwirken, gehörte schon 1983 der „AG katholische Schulen“ in Arnsberg an und arbeitete auf verschiedenen Ebenen an der theoretischen Fundierung des katholischen Schulwesens mit. Dazu gehören auch Veröffentlichungen über Schulpädagogik beim renommierten Professor Wilhelm Wittenbruch in Münster.

Schülerinnen und Schüler lagen und liegen Annemarie Ostermann-Fette stets am Herzen. „Wir verwandeln uns. Müssen uns aber auch die Zeit nehmen, die Verwandlung zu sehen. Schüler sind offen für religiöse Fragen und urmenschliche Fragestellungen. Sie sind für gerechte Verteilung von Chancen und Gütern. Schüler sind offener und unmittelbarer geworden. Sie sagen, was sie denken. Sie wagen mehr und probieren sich aus. Sie wollen das Leben spüren. Ihre Bewegung geht mehr in die Weite, aber dafür nicht so in die Tiefe. Es ist auch ein Suchprozess. Deshalb muss man vorsichtig sein, wenn man Schüler bewertet. Jugendliche sind nicht oberflächlich, sondern nur anders. Sie versuchen eine Spur in der Welt der Möglichkeiten zu finden.“

Auch am Welt-Klimawandel seien die Schülerinnen und Schüler ernsthaft interessiert und setzten sich stark damit auseinander. Aber hin und wieder falle es schwer, diese Gedanken mit dem eigenen ökologischen Fußabdruck zu verbinden.

“Gott liebt es, sich zu verstecken”

Katholische Schulen sind Pastorale Orte, davon ist Annemarie Ostermann-Fette überzeugt. Doch verbirgt sich in der pädagogischen Welt sehr viel Spiritualität: „Gott liebt es, sich zu verstecken. Ich glaube auch in den katholischen Schulen. Man muss nur bereit sein, ihn dort zu entdecken.“
Annemarie Ostermann-Fette, verheiratet und Mutter eines mit neun Jahren zur Familie gekommenen Pflegesohns, ist überzeugte Katholikin, sieht in Glaubensfragen aber auch einen Klimawandel. Wenn sie die Rolle als Frau reflektiere, empfinde sie dies auch als Rollenglück, weil stets das Sachinteresse vorweg stünde. „Ich bin bei mancher Frauenkonferenz gewesen. Leider hatte ich mehrfach den Eindruck, dass wir das Klischee eher bedienen, als uns davon zu befreien. Wir Frauen in der Kirche haben in der durchwachsenen Geschichte viele wunderbare Vorbilder wie Edtih Stein, Teresa von Avila oder Hildegard von Bingen gesehen. Es waren auch streitbare Frauen. Es ist eine wahnsinnig schöne Eigenschaft, in der Sache zu streiten. Streit ist Bewegung in geistiger Art, die allen Menschen gut steht.“ Man dürfe dabei aber nicht immer so ganz ernst bleiben und müsse auch mal eine Idee revidieren können.

Frauenförderung sei für sie allerdings ein Begriff, der sie in den Wahnsinn treibe. Ein gutes Team aus Frauen und Männern sei das allerbeste. Nach vorn gepeitschte Genderfragen seien nur kontraproduktiv. „Unsere Eigenschaften lassen sich manchmal nicht aufgrund des Geschlechts ausmachen. Auch wenn wir es daran festmachen, ist es aber oft nicht die Ursache.“

Kirche stecke in keiner Sackgasse

Einen Klimawandel in der Kirche hält Ostermann-Fette für möglich. „Ich glaube nicht, dass wir in einer Sackgasse sind. Ich sehe uns aber auf einem durchaus anstrengenden Weg, auf dem ich mir manchmal mehr Mut wünsche. Wenn wir als Kirche eine gesellschaftliche Zukunft haben wollen, dann müssen wir uns zu dieser Kirche mit all ihren Fehlern bekennen. Wir müssen zu der Kirche stehen, wie sie ist, und dann sagen: Wir sind ein Teil davon. Wenn ich mich bekenne, dann mache ich eine Tür auf. Dann bin ich gastfreundlich und eher dazu in der Lage, Menschen mit Ecken und Kanten anzunehmen, die auf der Suche nach einem sinnvollen Leben sind.“

Langeweile wird bei der Frau mit dem Mut zu klaren Worten nicht aufkommen. Darstellende und sakrale Kunst gehören auf der einen Seite genauso zu ihren Hobbies wie Reisen, Radfahren und Verbundenheit zur Natur. Außerdem ist sie eine große Hundefreundin und Besitzerin eines liebenswerten, eigensinnigen Dackels. „Kunst ist auch eng verbunden mit Spiritualität“, findet Annemarie Ostermann-Fette, die auch Freude am Malen und vor allem am Schreiben hat. Ihre eigenen Gedichte und Erzählungen trägt sie sogar mal öffentlich vor. Sie bleibt neugierig.

Weitere Beiträge des Themenspecials "Klimawandel":

Weitere Einträge

Unser Glaube Vertrauen. Neugierde. Hoffnung.

Was Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz aus seinen ersten Wochen im Amt lernt
© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn
Schäfer Andreas Eisenbarth (Schäferei Bethel) und seine Lämmer

Unser Glaube „Schafe hüten macht nicht reich, aber sehr zufrieden“

Nicht nur seinen Tagesablauf richtet Schäfer Andreas Eisenbarth an seinen Schafen aus, auch den Jahresrhythmus geben sie vor. Und dabei ist Ostern für die Tiere und ihn eine ganz besondere Zeit
© Barbara Vielhaber-Hitzegrad / Grundschule Dinschede
"Ich finde, dass Toleranz bedeutet, dass man einen anderen Menschen so akzeptiert, wie er ist. Er kann eine andere Meinung haben oder anders aussehen. Alle Menschen sind gleich viel wert. Das heißt für mich Toleranz." Mats, 9 Jahre

Unser Glaube Nie wieder ist jetzt

Die Grundschule Dinschede in Arnsberg-Oeventrop, eine städtische katholische Bekenntnisgrundschule, hat ein beeindruckendes Toleranzprojekt auf die Beine gestellt – politische Bildung in der vierten Klasse funktioniert!
Kontakt
| |
generalvikariat@erzbistum-paderborn.de
+49 (0)5251 125-0
Barrierefreiheit