Simone Teimann arbeitet als Sekretärin in der Pfarrei St. Maria Welver und im Dekanat Hellweg. Ihre Heimat Welver hat das Unwetter nicht erreicht. Sie sitzt Hunderte Kilometer entfernt von Bad Neuenahr und kann sich einfach nicht vorstellen, wie das Wasser Menschen mitgerissen und die Landschaft zerstört hat. Sie sagt: „Du bist so weit weg von dem Ort, wo es geschehen ist, aber irgendwie bist du wie paralysiert. Dann bist du froh, wenn du deine Mitmenschen hast. Das ist ganz wichtig.“
Mit ihrer Familie und ihren Freunden hat sie zusammen getrauert, geweint. Sie bekommt Nachrichten und Anrufe mit Anteilnahme. „Das Miteinander in Freud und Leid, das tut gut“, sagt sie. Am vergangenen Wochenende ist die Familie in Welver gemeinsam in die Messe gegangen, hat dort eine Kerze stellvertretend für alle Opfer und Betroffenen der Flut entzündet.
„Wenn ich abends ins Bett gehe“, sagt Teimann, „dann bete ich, dann hoffe ich.“ Mittlerweile hofft sie „nur“ noch darauf, dass die Körper ihrer Tante und ihres Onkels gefunden werden. Ihr macht es zu schaffen, dass niemand weiß, wo die Körper der beiden gerade sind – und ob sie überhaupt noch auffindbar sind. „Daran habe ich mehr zu knacken, als wenn ich wüsste, dass bald die Beerdigung ansteht“, sagt sie.
Im Wohnzimmer auf dem Esstisch steht ein Bild von den beiden Vermissten. Davor eine Kerze. Als Teimann das Bild zeigt, sagt sie: „Du siehst das Bild und denkst dir: ‚Wo seid ihr? Das kann doch nicht wahr sein.‘ Das wird noch lange nachhallen.“