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Erzbistum Paderborn
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Unsere Nachrichten
15. November 2019

Mit vereinten Kräften

In der Dortmunder Nordstadt gibt es die erste „vernetzte“ Beratungsstelle für Alleinerziehende

In den Wochen zwischen dem Internationalen Tag für die Beseitigung von Armut (17. Oktober) und dem katholischen Welttag der Armen (17. November) lenkt die Caritas den Blick auf eine gesellschaftliche Gruppe, die hierzulande ein extrem hohes Armutsrisiko trägt: alleinerziehende Frauen und Männer. Fast jede zweite alleinerziehende Person ist armutsgefährdet. „Passgenaue Hilfen“ fordert daher der Sozialdienst katholischer Frauen im Erzbistum Paderborn. Dazu gehören vor allem Angebote, um Beruf und Erziehung miteinander zu vereinbaren, aber auch Hilfen, um Sozialansprüche durchzusetzen und den Einstieg in einen Job zu schaffen. Ein Beispiel aus Dortmund:

Ein kühler Donnerstagvormittag an der Münsterstraße. Cafés, Geschäfte und Supermärkte reihen sich aneinander. Es herrscht geschäftiges Treiben, Frauen bringen ihre Einkäufe nach Hause, Männer rufen sich über die Straße Worte in allen möglichen Sprachen zu. Hier, in der Nordstadt, einem Dortmunder Stadtteil mit vielen sozialen Problemen, ist die erste „vernetzte“ Beratungsstelle der caritativen Fachverbände für Alleinerziehende angesiedelt. Das Besondere: Rat- und Hilfesuchende erhalten multiprofessionelle Unterstützung „aus einer Hand“. Von der Hilfe in persönlichen Krisen über die Beratung zu Sozialleistungen bis hin zur beruflichen Orientierung reicht das Spektrum. Seit 2017 gibt es dieses gemeinsame Angebot des katholischen Verbandes für Mädchen- und Frauensozialarbeit IN VIA und des Sozialdienstes katholischer Frauen Hörde (SkF). Die Hilfesuchenden kommen inzwischen aus dem ganzen Stadtgebiet.

Gleich beginnt in der Beratungsstelle die öffentliche Sprechstunde. „Wir arbeiten vor allem nach Terminabsprache, erklärt Sabrina Beerenberg vom SkF Hörde. Man wolle den Frauen – nur wenige alleinerziehende Väter finden den Weg zur Beratung – „einen geschützten Rahmen bieten“. Niemand solle das Gefühl haben, nicht alle Fragen loswerden zu können, weil draußen auf dem Flur noch viele andere warten.

Der erste Kontakt kommt dennoch häufig über die offene Sprechstunde zustande – und über das Thema Geld. So wie bei der jungen Frau aus Nigeria, die eben Platz genommen hat. Sie hat einen Minijob und bekommt zusätzlich Arbeitslosengeld 2 vom Jobcenter. Das Problem: Ihr werden abzüglich des Freibetrags 450 Euro angerechnet. Die junge Frau mit drei Kindern arbeitet aber nur stundenweise, manchmal eine ganze Woche lang überhaupt nicht – hat also unterm Strich wesentlich weniger Geld verdient als 450 Euro. „Darüber hat sie das Jobcenter auch immer pünktlich informiert“, betont Sabrina Beerenberg. Dennoch funktioniert die Abrechnung nicht. Für die beiden Beraterinnen ist das nichts Neues. „Die Behörden sagen dann oft: ‚Wir zahlen ja im nächsten Monat nach’. So lange können die Alleinerziehenden aber nicht warten, wenn der Kühlschrank leer ist.“ Deshalb sind Gespräche mit Ämtern ein wesentlicher Bestandteil im Alltag der Beraterinnen. Problematisch in Sachen Geld ist ferner der Unterhalt, den nach Schätzungen der Expertinnen nur rund 20 Prozent der Väter zumindest teilweise zahlen. Zwar gibt es den sogenannten staatlichen Unterhaltsvorschuss, den auch viele Frauen in Anspruch nehmen. Doch auf diesen wird das Kindergeld angerechnet, das sich somit reduziert.

Ebenso schwierig ist für viele Ratsuchende die Kinderbetreuung. „Oft haben die Frauen Berufe gelernt wie Krankenschwester, Altenpflegerin oder Verkäuferin“, so Sabrina Beerenberg. Eigentlich sind das gefragte Fachkräfte, die gar nicht arbeitslos sein müssten. Doch wie soll man die Kinderbetreuung organisieren, wenn man Schichtdienst arbeiten muss, die KiTa oder die Offene Ganztagsschule (OGS) aber spätestens um 16.00 Uhr schließen?

Katrin Hörnemann (IN VIA) beschäftigt sich zudem mit den Jobperspektiven. Wie schreibe ich eine Bewerbung, wo bekomme ich eine Praktikumsstelle, wie verhalte ich mich in einem Vorstellungsgespräch? Das sind wichtige Fragen, denn bis zu 85 Prozent der Hilfesuchenden befinden sich im Hartz-IV-Bezug. Und die Bemühungen tragen Früchte. „Wir haben in diesem Jahr bereits 15 Frauen in Arbeit oder Schulabschluss vermittelt. Das ist einfach schön zu sehen, wie sehr das Selbstwertgefühl der Betroffenen dadurch steigt“, freut sich Sabrina Beerenberg. Sie und Katrin Hörnemann nutzen zudem ein breites Netzwerk, wenn sie an ihre Grenzen stoßen – etwa beim Thema Asyl oder bei Menschen, die völlig überschuldet sind. Letztere verweisen sie dann an die Schuldnerberatung.

In den ersten beiden Jahren wurde die Beratung für Alleinerziehende aus dem Armutsfonds des Erzbistums Paderborn finanziert. Seit diesem Sommer unterstützt die Stadt Dortmund das Projekt für die kommenden zwei Jahre. „Wir sind sehr froh, dass gesehen wurde, wie sehr die Beratung notwendig ist“, betont Sabrina Beerenberg. Auf sie wartet nun die nächste Klientin. Eine Frau, die aus Spanien stammt, steht hochschwanger vor ihr. Ihr Mann hat sie und die beiden kleinen Kinder in einer wahren Nacht- und-Nebelaktion verlassen. Sie hat viele Fragen – und kann sich auf die jahrelange Erfahrung der Expertinnen verlassen. So wie die insgesamt 320 anderen Klienten, die alleine bis Ende Oktober 2019 kostenlos beraten wurden. Wolfgang Maas (cpd)

Kontakt:

Beratung für Alleinerziehende,
Münsterstraße 59,
44145 Dortmund,
0231/39549696,
www.alleinerziehendindortmund.de

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