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Erzbistum Paderborn
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Mit der Seelsorge-Hotline im Grünen

Auf eine Kaffeelänge mit Anna Grawe

Auf eine Kaffeelänge mit Anna Grawe

Für unsere Serie „Auf eine Kaffeelänge mit…“ treffen wir uns – jetzt selbstverständlich mit gebührendem Abstand – mit einer Person aus dem Erzbistum Paderborn. Die einzige Vorgabe ist: die Unterhaltung endet, sobald der Kaffeebecher ausgetrunken ist. Dieses Mal haben wir uns mit Anna Grawe getroffen, die sich ehrenamtlich an der zeitweise eingerichteten Seelsorge-Hotline des Erzbistums Paderborn engagiert hat.

Mitfühlen, aber nicht mitleiden

„Zuhören ohne ein Wort zu sagen“, so beschreibt Anna Grawe ihren Dienst an der Seelsorge-Hotline, die das Erzbistum Paderborn zwischenzeitlich für die Sorgen, Ängste und Nöte der Menschen in der Corona-Pandemie, eingerichtet hatte. Was sich auf den ersten Blick wie selbstverständlich anhört, ist doch schwieriger als es scheint. Menschen sein Ohr zu schenken, ihnen in all ihrer Offenheit zuhören, ganz egal, was man selbst darüber denkt, ohne jede Bewertung – dies ist ein ganz besonderer und wertvoller Dienst, den nur wenige Menschen im Stande sind zu schenken.

Das sei auch nicht immer einfach gewesen, verdeutlicht Grawe: „Es gab zahlreiche Telefonate, bei denen ich sehr intensiv mitgefühlt habe. Es war dann auch für mich ein Aushalten der Emotionen, wenn die Menschen ihre persönlichen und innersten Gedanken mit mir geteilt haben.“ In diesen Situationen bestünde die Kunst darin mitzufühlen, aber nicht mitzuleiden. „Ansonsten kann es sein, dass die Schicksale einen selbst zu sehr mitnehmen. Es ist auch sehr wichtig auf sich selbst Acht zu geben, denn der Dienst war ein ständiges Geben und Nehmen.“

Einen halben Tag Bedenkzeit

Aus diesem Grund hat Anna Grawe auch zuerst ein wenig Bedenkzeit benötigt, als sie gefragt wurde, ob sie sich vorstellen könnte, Stunden an der Seelsorge-Hotline zu übernehmen. „Ich habe einen halben Tag lang überlegt, ob ich wirklich dabei sein möchte, ob ich mir zutraue, den Dienst zu übernehmen.“ Sie habe zwar eine Ausbildung in der Trauer- und Sterbebegleitung und war jahrelang in der Schulseelsorge aktiv, „doch dort hatte ich immer die Menschen mir direkt gegenüber sitzen. Diese Art von Gesprächen am Telefon zu führen, war neu für mich.“ Im Laufe des Tages habe sich jedoch ihr positives Anfangs-Gefühl bestärkt, „und so habe ich am Abend direkt zugesagt und bin rückblickend sehr froh darüber.“

Vor allem während der Oster-Ferien war Anna Grawe durchgehend im Einsatz. „Unsere drei erwachsenen Kinder leben in ganz Deutschland verstreut und konnten uns über die Feiertage nicht besuchen kommen, da habe ich gesagt, tragt mich für die gesamte Dauer ein, ich habe die Zeit.“

Mit der Kraft der Natur

Am liebsten habe sie sich dann mit den Anrufen der Hotline in die Natur zurückgezogen. „Viele Telefonate habe ich in unseren Garten entgegen genommen, da die Natur für mich eine sehr große Kraftquelle ist, aus der ich viel Energie ziehe.“ Oft habe sie sich beispielsweise auch schon früh morgens auf den Weg in den Haxtergrund gemacht, um noch vor Dienstbeginn dort zu sein und anschließend die Zeit ihrer Schicht vollständig im Grünen zu verbringen. „Ich musste nur aufpassen, dass ich nicht in zu entlegene Gebiete ging, wo ich keinen Handyempfang mehr hatte. Und eine Powerbank habe ich mir gekauft, damit mein Handyakku unterwegs nicht schlapp macht. So etwas besaß ich zuvor gar nicht“, schmunzelt sie.

Als dann ein Anruf einging, habe sie sich auf eine Bank gesetzt, zugehört und mit der Kraft der Natur um sie herum Trost gespendet und versucht Hoffnung zu geben. Während der gesamten Zeit habe sie nie einen einzigen Anruf verpasst oder nicht angenommen: „Einmal war ich gerade am Auto fahren. Da bin ich schnell rechts rangefahren, um den Anruf anzunehmen“, verdeutlicht sie.

“Darf ich mit Ihnen sprechen, auch wenn es nicht um Corona geht?”

Der Dienst aller Haupt- und Ehrenamtlichen am Seelsorge-Telefon habe für Anna Grawe etwas mit Menschlichkeit zu tun und sie sei begeistert darüber gewesen, wie schnell das Erzbistum die Not der Menschen in dieser besonderen Zeit erkannt und ein Angebot geschaffen habe: „Die Menschen haben in dieser Zeit die Gespräche gebraucht. Sie brauchten diese Art der Begegnung, die durch Corona weggebrochen war. Wie oft habe ich gehört, dass die Anrufer froh seien, endlich mal wieder Jemanden zum Reden zu haben, Jemanden, der ihnen nur zuhört und ihre Bedenken ernst nimmt.“ Und das auch ganz unabhängig von der Pandemie. „Viele fragten zu Beginn, ob sie denn auch mit mir reden dürften, wenn es nicht im Corona selbst ginge.“

Angst, Einsamkeit, Ohnmacht und Hilflosigkeit seien die am häufigsten angesprochenen Themen gewesen. Aber auch sehr tiefgehende Gespräche zur Endlichkeit des Lebens und des persönlichen Glaubens habe sie geführt. Teilweise habe sie mehrere Anrufe von ein und derselben Person erhalten, da ihr Gesprächsbedarf mit einem Anruf noch nicht gestillt war. „Mit einer Frau habe ich so häufig gesprochen, dass ich jedes Mal, wenn ich ihre Nummer auf dem Display gesehen habe, direkt wusste, wer dran ist. Daher empfinde ich es auch als sehr schade, dass die Hotline nun abgeschaltet ist, denn ich habe gespürt, wie groß der Bedarf nach einem offenen Ohr im Alltag ist.“

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