logocontainer-upper
Erzbistum Paderborn
logocontainer-lower
© Hans Jürgen Landes
Unser Glaube
10. Oktober 2019

Kirche trifft Gesellschaft

Seit sieben Jahrzehnten gibt es nun die Kommende Dortmund

Seit sieben Jahrzehnten gibt es nun die Kommende Dortmund

Nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges und der Nazizeit wurde in Dortmund das Sozialinstitut des Erzbistums Paderborn gegründet, nur einige Monate nach der Gründung der Bundesrepublik. Ihren Geburtstag feiert die Kommende, die ihren Sitz auf dem Gelände der mittelalterlichen Kommende in Dortmund Brackel hat, am Freitag, 11. Oktober, in der Bürgerhalle des Rathauses mit geladenen Gästen.

Mit seinem Appell, „die Klage der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde“ (Enzyklika Laudato Si, 49), ruft Papst Franziskus die Christen des 21. Jahrhunderts dazu auf, globale Weltverantwortung zu übernehmen, damit die Menschheit eine Zukunft hat. Dafür steht die Kommende Dortmund im 70. Jahr ihres Bestehens. „Weltgemeinwohl – Unser Auftrag. Unsere Verantwortung“ ist der Festakt überschrieben, zu dem als Festredner Reinhard Kardinal Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, und EU-Kommissar Günther Oettinger erwartet werden. Kardinal Marx war von 1989 bis 1996 selbst einmal Direktor der Kommende Dortmund.

Gerechtigkeit, Gemeinwohl und Wirtschaftsethik im Mittelpunkt

Die Gesellschaft aus dem Geist der Katholischen Soziallehre mit zu prägen und sich auch nachhaltig einzumischen, ist von Beginn an die Aufgabe der Kommende Dortmund. Der damalige Paderborner Erzbischof Dr. Lorenz Jaeger weihte am 9. Oktober 1949 das Sozialinstitut und Bildungshaus feierlich ein. Die Bezeichnung „Kommende“ geht auf die frühere Niederlassung des Deutschritterordens an dieser Stelle zurück, die urkundlich erstmals 1290 erwähnt wurde. Seit 1949 stehen an diesem Ort nun Fragen nach Gerechtigkeit, Gemeinwohl und Wirtschaftsethik im Mittelpunkt.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Darüber hinaus bilden Seminare für Mitarbeitervertretungen der kirchlichen Beschäftigten sowie Angebote für kirchliche Dienstgeber einen wichtigen Bestandteil im Programm der Kommende Dortmund.

Zum Auftrag der Kommende gehört neben der Bildungsarbeit als zweite Säule die wissenschaftliche Weiterentwicklung der kirchlichen Sozialverkündigung und Christlichen Sozialethik.

Aus dem Geist des Evangeliums

Auch in Zeiten großer gesellschaftlicher Umbrüche ist die Aufgabe immer geblieben: aus dem Geist des Evangeliums an einem menschlichen und demokratischen Miteinander in der Gesellschaft mitzuarbeiten. Kennzeichnend für die Arbeit sind von den Anfängen bis heute besonders zwei Schwerpunkte: Die arbeitsweltbezogene Bildung sowie die Sozialen Seminare als langfristige Form politischer Bildung auf der Grundlage der Katholischen Soziallehre.

Mit ihrem vielfältigen Bildungs- und Tagungsprogramm gibt die Kommende Dortmund Impulse für die Gestaltung eines gerechten Miteinanders. Foto: Hans Jürgen Landes

Europa eine Seele geben

Heute lebt das „Soziale Seminar“ in anderen Formen weiter. In Jahreskursen mit Haupt- und Gesamtschülern etwa oder der Sozialakademie „Europa eine Seele geben“, einer vierwöchigen Sommerschule mit osteuropäischen Seminaristen, die sich auf den Priesterberuf vorbereiten. Mittlerweile haben mehr als 250 Seminaristen an der Sozialakademie teilgenommen. Sie haben sich in einem sozialethischen osteuropäischen Netzwerk von jungen Theologen zusammengeschlossen, um das politisch-soziale Engagement ihrer Ortskirchen zu stärken. Mit Unterstützung der Kommende Dortmund bieten sie jugendsoziale Projektwochen in ihren Ländern an. Dazu gründeten die Ehemaligen den internationalen Verein „socioMovens“.

„Ich erlebe überall in Europa junge Menschen, die ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl haben, die sich politisch, aber auch in ihrem persönlichen Lebensstil für den Schutz von Minderheiten, für eine lebenswerte Umwelt und die Durchsetzung universaler Menschenrechte einsetzen“, sagt Prälat Dr. Peter Klasvogt, Direktor der Kommende Dortmund. Um ihr Engagement gerade für benachteiligte junge Menschen auszuweiten, gründete die Kommende Dortmund mit Unterstützung ihres Fördervereins vor zehn Jahren die Kommende- Stiftung „beneVolens. Jugend fördern. Zukunft gestalten“.

Ergänzend zur bisherigen Finanzierung kann so gewährleistet werden, dass das Sozialinstitut sich auch zukünftig und verstärkt für die Belange junger Menschen in der Gesellschaft engagieren kann.

Austausch mit Akteuren aus Wirtschaft und Politik

Von Anfang an gehörte zum Programm der Kommende Dortmund auch der regelmäßige Austausch mit der Wirtschaft, Unternehmen und Gewerkschaftern, der Politik oder etwa den Arbeitsämtern über aktuelle politische und gesellschaftliche Entwicklungen. Der Unternehmertag „Erfolgreich nachhaltig“ in Kooperation mit der Bank für Kirche und Caritas Paderborn ist mittlerweile ein vielbeachtetes Aushängeschild der Kommende Dortmund.

Heute geht es darüber hinaus um die menschengerechte Gestaltung auch von internationalen Handelsbeziehungen und nachhaltiges und gutes Wirtschaften, eben um ein „Weltgemeinwohl“. Dazu steht die Weltgemeinschaft „vor epochalen Herausforderungen“, wie es in der Überschrift zur Festansprache von EU-Kommissar Günther Oettinger heißt.

Fragen an Prälat Dr. Peter Klasvogt, Direktor (im Bild rechts), und Diplom-Theologe Detlef Herbers, stellv. Direktor der Kommende Dortmund

Die Kommende Dortmund, das Sozialinstitut des Erzbistums Paderborn, ist im Jahr 1949 kurz nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland ins Leben gerufen worden. Wie kam es dazu?

Prälat Klasvogt

Mich beeindruckt, dass ausgerechnet in einer Zeit, in der Deutschland am Boden lag und viele Kirchengebäude noch nicht wieder aufgebaut waren, man erkannt hat, dass wir als Kirche unseren Beitrag leisten müssen.. Es ging darum, dass die Gesellschaft auf den christlichen Werten, wie der Würde des Menschen, dem Gemeinwohl und der Solidarität neu aufgebaut werden sollte.

Wie kam es in den Anfangsjahren zur Zusammenarbeit zwischen Kirche und Bergbauunternehmen?

Detlef Herbers

Die Bergbauunternehmen baten die Kirchen, beim Aufbau eines humanen Miteinanders in den Betrieben zu helfen. Es ist ein Meilenstein, dass etwas, das vor 70 Jahren in Zusammenarbeit mit den Bergbauunternehmen entstanden ist, auch heute nach dem Ende des Steinkohlebergbaus, etwa in Form der Sozialen Seminare für benachteiligte Jugendliche Bestand hat.

Was macht das Engagement für diese Jugendlichen aus, das auch von der Kommende- Stiftung beneVolens gefördert wird?

Prälat Klasvogt

Mir ist es wichtig, dass wir als Sozialinstitut der Kirche nicht nur mit Verantwortungsträgern aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft reden, sondern dass wir uns gerade auch für die Schwachen und Benachteiligten in der Gesellschaft engagieren. Detlef Herbers: Hier geht es darum, in Jahreskursen zur Integration der Jugendlichen in unsere Gesellschaft beizutragen, ihre Persönlichkeit und ihr Sozialverhalten zu stärken, aber sie auch mit politischen Themen zu konfrontieren.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Kommende Dortmund?

Prälat Klasvogt

Es braucht die Stimme der Kirchen, wenn es darum geht, miteinander an einer lebenswerten Zukunft unserer Gesellschaft zu bauen. Ich wünsche mir, dass wir weiterhin mit Engagement und Nachdruck diese Stimme einbringen können.

Weitere Einträge

Unser Glaube „Menschen, die gemeinsam aufwachsen und lernen, schießen selten aufeinander“

Die Lage der Christen im Heiligen Land hat sich seit dem 7. Oktober dramatisch verschlechtert. Männer und Frauen aus dem Erzbistum Paderborn versuchen, ihnen zu helfen und langfristig Verständigung zwischen den Religionen zu schaffen
© Martina Schäfer / Erzbistum Paderborn
Nach dem Dreißigjährigen Krieg brachte Abt Florenz die Reliquien des heiligen Vitus zurück nach Corvey.

Unser Glaube Das Jahrtausend der Mönche Neue Dauerausstellung im Welterbe Corvey

Von karolingischen Buchstaben bis zu barocken Kesselpauken: Die ehemalige Benediktinerabtei Corvey hat eine lange Geschichte. Eine neue Ausstellung macht sie nun erfahrbar
© Pia Wittek
Jacob ist aufgeregt, denn 2024 geht er zur Erstkommunion.

Unser Glaube Jacobs Weg zur Erstkommunion

Das Erstkommunion-Motto des Bonifatiuswerkes begleitete die Kinder durch ihre Vorbereitungszeit
 
| |
generalvikariat@erzbistum-paderborn.de
+49 (0)5251 125-0
Barrierefreiheit