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Kirche muss einen Anschlussstecker finden und soll den Menschen nachgehen

Expertenrunde diskutiert auf Einladung des Bonifatiuswerkes Corona-Auswirkungen

Expertenrunde diskutiert auf Einladung des Bonifatiuswerkes Corona-Auswirkungen auf Kirche, Glaubensleben und notwendige Veränderungen in der Pastoral

Die volkskirchlich geprägten Strukturen der katholischen Kirche befinden sich in einem großen Umbruch. Die Corona-Pandemie hat diesen Prozess zusätzlich beschleunigt. Doch was bedeuten diese Veränderungen für die Gemeinden, die Seelsorge und die Projektförderung des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken in der Diaspora? Diskutiert wurden diese und weitere Fragestellungen von einer international besetzten Expertenrunde, an der unter anderem acht Bischöfe, zahlreiche Generalvikare aus Nordeuropa, Deutschland und Estland sowie Vertreterinnen und Vertreter aus den Diözesen und Projektpartner des Bonifatiuswerkes vom Bodensee bis hin zum Nordkap teilgenommen haben. Eingeladen zur digitalen Konferenz unter dem Titel “Corona, Diaspora und wir“ hatte das Bonifatiuswerk.

 

Eröffnet wurde die Konferenz mit einem Grußwort des Protektors des Bonifatiuswerkes und Erzbischofs von Paderborn, Hans-Josef Becker: „Erschütterung, Verlust, Existenzangst – das sind Erfahrungen, die wir miteinander teilen in dieser Zeit. Und ‚Vereinzelung im Glauben‘ wird zunehmend zur Erfahrung von uns allen werden“, sagte Erzbischof Becker. Auch wenn diese Entwicklung niemals ohne Schmerz und Trauer einherginge, so gebe es auch Chancen, die zuvor nicht gesehen worden seien. Dazu gehörten auch neue technische Möglichkeiten, die zueinander und zu Gott führen würden. Mit den Worten „Wir werden als Kirche gebraucht! Und ich sage auch heute: Sie werden als Bonifatiuswerk gebraucht, gerade jetzt!“, dankte Erzbischof Becker dem Bonifatiuswerk für seine kreativen Impulse und Hilfen für die pastorale Arbeit.

Sehnsucht, beieinander zu sein

Mit Blick auf die Veränderungen in Nordeuropa berichtete der Bischof der norwegischen Prälatur Trondheim, Eric Varden, über aktuelle Herausforderungen, die sich der katholischen Kirche stellen. „Die Auswirkungen der Pandemie haben uns die Erfahrung gebracht, was uns wirklich fehlt, nämlich die Sehnsucht, einfach beieinander zu sein“. Diese wichtige und auch wertvolle Erfahrung habe gleichermaßen die Familie als primären Ort der Glaubensweitergabe wieder mehr ins Bewusstsein gerückt. Größte Herausforderung sei jedoch die Isoliertheit der Gläubigen. Darauf müsse die Kirche reagieren und für die Menschen da sein. „Die Kirche muss neu in den Seelen der Menschen erwachen, das haben wir dringend nötig“, sagte Bischof Varden.

Welche Ansätze es dazu gibt, darüber berichtete der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Monsignore Georg Austen aus der täglichen Arbeit des Hilfswerkes: „Mit Blick auf die von uns geförderten Projekte konnten wir feststellen, dass gerade innovative und mediale Formate sowie Angebote neue Wege der Verkündigung ermöglichen. Auch wenn diese neuen Schritte die persönliche Begegnung nicht ersetzen können, so tragen sie dazu bei, dass die Menschen Kontakt zur Gemeinde, zu ihrem sozialen Umfeld und zur Kraftquelle des Glaubens halten können.“ Um diese Formate zu unterstützen, habe das Bonifatiuswerk zu den jährlich stattfindenden Aktionen wie der Erstkommunion- und Firminitiative sowie der Diaspora- und Nikolausaktion neue Impulse und pastorale Hilfen für Gemeinden und Familien erarbeitet. Auch zu Ostern und Weihnachten seien Initiativen zur Unterstützung der Gemeinden ins Leben gerufen worden.

Anschlussstecker finden

Diskutiert wurde auch, wie das kirchliche Leben nach der Corona-Pandemie belebt werden könne. „Wir wissen nicht, ob die Menschen wieder zurück in die Kirche kommen. Hin und wieder befürchte ich leider eine Ermattung unseres kirchlichen Lebens“, sagte der Vorsitzende der Nordischen Bischofskonferenz und Bischof von Kopenhagen, Czeslav Kozon. Erzbischof Becker sprach mit Blick auf die Zeit nach Corona von einem „Anschluss-Stecker“. Es wird nicht so sein, dass wir denselben Stecker wieder in die Steckdose vom Februar 2020 stecken. Das wird nicht funktionieren. Es muss eine Art Adapter geben, denn vieles wird sich enorm wandeln.“

Aus dem Bistum Mainz lieferte Hans Jürgen Dörr vom Dezernat Seelsorge eine Antwort darauf, wie dieser Anschlussstecker aussehen könne: „Unsere Kirche hat sich zu einem digitalen Kirchort entwickelt. Wir sollten uns nun nicht mehr die Frage stellen, wie kommen die Menschen zu uns zurück, sondern vielmehr, wie können wir den Menschen weiter folgen, Ihnen nachgehen und bei ihnen bleiben“, sagte Dörr.

Kirche und Glaube sind existenzrelevant

Eine Vielzahl solcher Wege zeigt sich in den vom Bonifatiuswerk geförderten Projekten. Die „RadioKinderKirche“ in Kiel ist ein solches Format. Da sich die üblichen Fernseh- und Radio-Gottesdienste an ein erwachsenes Publikum richten, wurde ein neues ökumenisches Projekt ins Leben gerufen. Seit April werden Radio-Gottesdienste für Kinder bis 12 Jahren mit Geschichten, Liedern, Hörspielen und Gebeten im Offenen Kanal (OK) Schleswig-Holstein angeboten. Auch mit Blick nach Stralsund zeigt sich ein weiterer erfolgreicher Ansatz. Die Lazarusdienste haben ihr Angebot für Menschen in schwierigen Lebenslagen ausgeweitet. Zum Angebot der Kirchengemeinde gehören nun auch die Hilfe bei Besorgungen für den täglichen Bedarf sowie eine Telefonhotline für Menschen, die isoliert sind oder sich einsam fühlen. Zusätzlich diskutierten die Teilnehmer weitere Anregungen wie die Entwicklung einer Firmapp oder weitere Impulse für die Glaubensbildung von Erwachsenen in der Sakramentenkatechese.

Beendet wurde die Konferenz, an der 59 Vertreter aus 29 Diözesen in Deutschland, Nordeuropa und aus Estland teilgenommen hatten, von Monsignore Georg Austen: „Mich persönlich hat das vergangene Jahr darin bestärkt, dass unsere Kirche zwar nicht für jeden systemrelevant zu sein scheint, jedoch ist unsere Kirche und unser Glauben meines Erachtens existenzrelevant für die Menschen. Damit dies auch so bleibt ist es wichtig, gerade auch die Menschen in der Diaspora zu unterstützen“, sagte Austen. Zugleich zeigte er sich dankbar dafür, dass die finanzielle Situation des Hilfswerkes trotz Corona stabil geblieben sei. So könnte weiterhin die Seelsorge in der Diaspora verlässlich unterstützt werden.

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