Angesichts von zweistelligen Minustemperaturen in den Nächten wächst bei Verantwortlichen der Wohnungslosenhilfe in Ostwestfalen die Sorge um Leben und Gesundheit von obdachlosen Menschen, also Personen, die über keinen Mietvertrag verfügen und gänzlich ohne Wohnung auf der Straße leben. In einer 150.000 Einwohner-Stadt wie Paderborn sind dies nach Angaben des Katholischen Vereins für soziale Dienste (SKM) ca. 50 bis 60 Menschen. Obwohl SKM-Mitarbeiter derzeit in der Stadt an bekannten Stellen unterwegs sind, um Betroffenen sichere und warme Aufenthalts- und Übernachtungsplätze anzubieten, seien nicht alle in der Lage oder bereit, diese Hilfe anzunehmen. Viele gingen damit das Risiko des Kältetodes ein.
SKM-Geschäftsführer Joachim Veenhof bittet die Bevölkerung um Mithilfe: "Sollten Sie auf einen Menschen treffen, der Sie aufgrund der Kälte um Hilfe ersucht, oder auf einen offensichtlich hilfsbedürftigen wohnungslosen Mitbürger, rufen Sie die Polizei unter dem Notruf 110, bei gesundheitlicher Beeinträchtigung den Rettungsdienst unter 112." Sorge bereiteten vor allem solche Menschen, die ihren ersten Winter auf der Straße verbringen und noch keine Strategien für diese Witterung entwickelt haben. Erschwerend komme hinzu, dass Orte, an denen sich die Betroffenen normalerweise aufhalten können, coronabedingt geschlossen sind.
Um auf die Notlage zu reagieren, hat der SKM kurzfristig Sonderregelungen zur Tagesstätte und Übernachtungsstätte eingeführt. So gibt es in der Tagesstätte an der Kapellenstraße verlängerte Öffnungszeiten, auch ein Shuttlebus steht zur Verfügung, damit ein Ankommen in der Übernachtungseinrichtung an der Wollmarktstraße gewährleistet ist. Der derzeit erhöhte Aufwand mit verstärktem Personaleinsatz sei für den SKM ein Kraftakt, weil das Wetter diesen Einsatz deutlich erschwert. "Mancher Mitarbeiter war anfangs aufgrund der Straßenverhältnisse nicht in der Lage, seinen Arbeitsplatz zu erreichen."
Die derzeit immer wieder geäußerte Sorge vor Corona-Ansteckung in den Übernachtungsstellen sei zwar auch in Paderborn bei Betroffenen wahrnehmbar, doch überwiege die Angst vor dem Kältetod. "Lieber Corona als erfrieren", sei zu hören. Allerdings hielten sich alle Personen, die beim SKM Hilfe in Anspruch nehmen, auch strikt an die Schutzregeln, tragen Masken und halten Abstand. Sollten allerdings mehr Menschen kommen, werde es schwierig mit der Einhaltung von Abstandsregeln. Veenhof: "Die Platzkapazitäten sind am Limit."