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Erzbistum Paderborn
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Junge Leute braucht das Dorf

Wofür die Katholische Landjugendbewegung gesellschaftlich und politisch einsteht.

Themenspecial “Kirche & Land(wirtschaft)”: Die Katholische Landjugendbewegung

Ein kirchlicher Jugendverband, dem das Landleben wichtig ist: Wofür die Katholische Landjugendbewegung gesellschaftlich und politisch einsteht.

Viele Jugendliche und junge Erwachsene, die in Dörfern aufwachsen, stellen sich früher oder später die eine entscheidende Frage: Auf dem Land bleiben oder doch in die Stadt ziehen? Manuel Troike kennt das. Der 30-Jährige ist in Alhausen, einem kleinen Dorf bei Bad Driburg, groß geworden. Für sein Studium in populärer Musik und Medien ging es aber gar nicht anders, als in eine größere Stadt wie Paderborn zu ziehen. Nun erzählt er, dass er nach dem Ende des Studiums zurück in die Heimat ziehen wird. Und, dass vielen jungen Menschen auf dem Land anders geht: Ihnen fehlt dort eine berufliche Perspektive.

Dass er nicht der Einzige ist, der vor der Wahl zwischen Stadt- und Landleben steht, weiß Manuel Troike nur zu gut. Seit sieben Jahren ist er Vorsitzender des Diözesanverbandes bei der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB), in der er kurz nach seiner Erstkommunion Mitglied geworden ist: „Wir sind ein Zusammenschluss von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die vor allem in ländlichen und dörflichen Strukturen leben und in Ortsgruppen zusammenkommen, um Jugendarbeit zu machen“, beschreibt Troike den katholischen Jugendverband. Im Erzbistum Paderborn seien das etwa 90 Ortsgruppen mit etwa 3.500 Mitgliedern. Und die beschäftigt eben sehr: die fehlende Bleibeperspektive.

„Auf dem Land ist es für mich einfach ein anderes Lebensgefühl. Die Gemeinschaft dort ist super, man kennt eben alle Leute. Für mich war deshalb immer klar: Wenn ich mit dem Studium fertig bin, will ich wieder nach Alhausen zurück.“

 

Manuel Troike

Ein Teil der Kirchengemeinde

„Es gibt viele junge Leute, die liebend gerne in ihrem Dorf bleiben würden, dann aber merken: Es geht einfach nicht“, sagt Manuel Troike. Keine Chance auf ein Studium, auf einen Beruf und oft auch nicht mehr auf eine handwerkliche Ausbildung – das sei mittlerweile vielerorts die harte Realität und ein negativer Trend, der deutlich bemerkbar ist. Deshalb setze sich die KLJB politisch dafür ein, dass dem Landleben Beachtung geschenkt wird. Dass in kleineren Orten mittlerweile viele Häuser leer stehen? Manuel Troike findet: „Eine Katastrophe“.

Er selbst erkennt jeweils Vor- und Nachteile im Leben auf dem Land und in der Stadt. „Aber auf dem Land ist es für mich einfach ein anderes Lebensgefühl. Die Gemeinschaft dort ist super, man kennt eben alle Leute. Für mich war deshalb immer klar: Wenn ich mit dem Studium fertig bin, will ich wieder nach Alhausen zurück.“

Die Arbeit der Katholischen Landjugendbewegung hat zwei Seiten. Einerseits die Jugendarbeit und Freizeitgestaltung mit Gruppenstunden, Spielenachmittagen oder Zeltlagern. „Die Ortsgruppen engagieren sich auch stark in der Kirchengemeinde bei Aktionen wie den Sternsingern oder an St. Martin“, erzählt Troike. Der andere Teil sei hingegen politisch geprägt: sowohl in den Orten selbst gegenüber der lokalen Politik, als auch auf Diözesanebene oder auf Bundesebene in Arbeitskreisen zu verschiedenen Themen. Bei den „Fridays for Future“-Demonstrationen seien viele Jugendliche der KLJB aktiv. Das Hauptaugenmerk ist aber klar das Lokale: Die Landjugend ist größtenteils in den Dörfern aktiv, die weniger als 1.000 Einwohner haben. Dort ist sie auch ein Teil der Kirchengemeinde. „Bei uns werden andere Formen von Spiritualität gelebt“, beschreibt der 30-Jährige aus Alhausen. Ein Freitagabendgebet statt der Sonntagsgottesdienst, zum Beispiel. „Es ist spannend, sowas vor Ort zu etablieren. Das ist auch die Kirchengemeinde, nur in anderer Form.“

Internationale Zusammenarbeit stärken

Zu den Aktionen der Katholischen Landjugendbewegung gehört unter anderem die Aktion Minibrot, die jedes Jahr zum Erntedankfest stattfindet: Ehrenamtliche verteilen kleine Brote in den Gemeinden. Als Zeichen des Danks für die guten Bedingungen in Deutschland. Als Signal für Solidarität mit anderen Ländern. Die Spenden, die die KLJB erhält, gibt sie an Entwicklungsprojekte weiter, um junge Menschen in Afrika zu stärken. „Wir setzen uns sehr für die internationale Entwicklung ein“, schildert Manuel Troike. „Wir haben zum Beispiel eine Partnerschaft mit jungen Menschen in Sambia und wollen den weltweiten Fokus auf unsere Themen nicht verlieren.“

„Unsere Themen“, gemeint sind damit Schwerpunkte wie die Landwirtschaft, ländliche Entwicklung und Nachhaltigkeit: in internationaler Zusammenarbeit, aber auch in der heimischen Landwirtschaft. Denn viele Mitglieder der KLJB sind in dörflichen Strukturen mit der Landwirtschaft verbunden oder sogar selbst Junglandwirte, die Familienbetriebe führen, so Troike: „Wichtig ist uns, dass diese kleinbäuerlichen Strukturen dauerhaft überleben können, denn davon ist das Erzbistum Paderborn geprägt.“ Dazu brauche es Regionalität.

Mit dem Dorfleben verbunden

Der Wunsch vieler Mitglieder: eine nachhaltige und ökologische Landwirtschaft – die aber nicht zwangsläufig immer ein Bio-Siegel tragen muss, erzählt Troike: „Die Landwirtschaft soll im Einklang mit der Natur arbeiten und nicht nur rein auf Profit schauen.“ Um überleben und mithalten zu können, müssen sich die kleineren Bauernhöfe vergrößern – teils in Absprache mit dem Dorf, sagt Troike. Wer Eier, Käse oder Fleisch von regionalen Höfen essen und möchte, der ist auch darauf angewiesen, dass es noch Landwirte in der Umgebung gibt. Insbesondere Hofläden würden beliebter, weil die Regionalität von Produkten für die Verbraucher wichtiger wird.

Dass sich die KLJB-Ortsgruppen so sehr für die heimische Landwirtschaft stark machen und mit dem Dorfleben verbunden sind, sind Gründe genug, warum der Jugendverband nach wie vor ein wichtiger Teil des Dorflebens ist – obwohl sich viele Ortsgruppen wegen Nachwuchsproblemen auch auflösen (müssen). „Wir sind in vielen Orten gleichgestellt mit Schützen- und Sportvereinen. Das dörfliche Leben ist davon geprägt“, sagt Manuel Troike. „Sportfest, Schützenfest und unser Osterfeuer – das ist, wie man das Jahr verlebt.“

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