Die 18-jährige Hannah Schöndienst aus Baden-Würtemberg gehört seit Spätsommer 2020 zu den Praktikanten des Bonifatiuswerks, das seinen Sitz in Paderborn hat. Ihre Bewerbung verdankt sie dem Tipp ihrer Oma, die einen Artikel über „Praktikum im Norden“ in der regionalen Kirchenzeitung gefunden und ihrer Enkelin ausgeschnitten hatte. „Das Bonifatiuswerk und dessen Arbeit in der Diaspora war mir ehrlich gesagt nicht so bekannt, weil ich in einer sehr katholischen Gegend Zuhause bin“, sagt Hannah Schöndienst. Trotzdem machte sie der Tipp ihrer Oma neugierig.
„Ich hatte schon überlegt, nach dem Abitur im Sommer 2020 für eine Zeit ins Ausland zu gehen, oder mit dem Studium der Molekularen Medizin zu beginnen“, erklärt Hannah, die sich zugleich an schöne Urlaube mit der Familie in Schweden erinnerte: „Viel Natur, tolle Atmosphäre. Entspannte Ferien, in denen ich mich wohlgefühlt habe.“ Somit fiel es ihr leicht, sich auf die Praktikumsstelle beim Bonifatiuswerk zu bewerben. Mit dem Ziel Schweden erfüllte sich dann im September 2020 auch ein Traum.
Corona verändert die Aufgabengebiete
Zu Beginn sei die Lage in Schweden bezüglich der Corona-Pandemie noch entspannt gewesen. Dann seien aber die Fallzahlen gestiegen und seitdem habe sich einiges verändert. Treffen seien nur mit Gruppen bis zu acht Personen möglich gewesen. Außerdem wurde Hannahs Einsatz in einer Kita in Stockholm auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.
Bereits am ersten Einsatzort – Birgittenkloster in Vadstena – änderten sich die Voraussetzungen. Vadstena ist eine 6.000-Einwohner-Stadt direkt am Vätternsee. Der Birgittenorden wurde im 14. Jahrhundert gegründet und hat sich zu einem wichtigen geistlichen und politischen Zentrum entwickelt. Viele Pilgergruppen kehren hier – dem „katholischen Herz“ Schwedens – ein. Hannah sollte im bekannten Gästehaus des Klosters mitarbeiten, in dem acht Schwestern leben. Aufgrund steigender Corona-Infektionen in Schweden musste das Gästehaus aber vorsorglich geschlossen werden. „Da haben wir dann das Haus auf Vordermann gebracht, bei der Kerzenherstellung mitgemacht oder im Garten und in der Küche geholfen“, so Hannah Schöndienst.
„Konnte meinen Glauben vertiefen”
Der Glauben habe sie immer schon bewegt und im Leben eine große Rolle gespielt, betont die 18-Jährige, die gern Ministrantin war, am Sternsingen teilnahm oder von der Rom-Wallfahrt mit Gleichgesinnten aus der Gemeinde begeistert erzählt. In Vadstena freute sie sich dann auch über den Kontakt mit den Schwestern. „Mit ihnen haben wir oft die typische, schwedische Kaffeepause genossen.“
Gemeinsame Gottesdienste, Begegnungen mit Menschen der kleinen Gemeinde sowie der Austausch mit Studierenden bereicherten Hannah weiter. „Ich konnte meinen Glauben hier auch vertiefen und habe mich weiter entwickelt“, resümiert sie und stellt fest, dass das katholische Leben in Deutschland und in Schweden schon Unterschiede hat. „Wir denken als Deutsche, wir sind gläubig. Aber die Menschen hier in Schweden – in der Diaspora lebend und somit eine Minderheit – sind viel deutlicher mit dem Glauben verwurzelt.“
Mit drei weiteren Freiwilligendienstlerinnen des Bonifatiuswerks verbrachte Hannah Schöndienst dann eine weitere Zeit an der einzigen katholischen Hochschule Nordeuropas: Bereits 1477 wurde die gut 300 km von Vadstena entfernte Universität in Uppsala von Erzbischof Jakob Ulfsson gegründet. Studierende waren nicht vor Ort, weil das Semester Online stattfand. „Deshalb haben wir beim Renovieren geholfen.“