Über 620 katholische Kitas gibt es im Erzbistum Paderborn. Bis 2009 wurden etwa 500 Kitas von den örtlichen Kirchengemeinden getragen – bis damals das Kinderbildungsgesetz (KiBiz) den Rahmen verändert hat. Die Gesetzesänderung war im Prinzip die Gründungsstunde der aktuell sieben Kita GmbHs. Denn mit dem neuen Gesetz änderte sich die staatliche Finanzierung der Kitas, die den Großteil der tatsächlichen Kosten abdeckte. Seitdem zahlt der Staat den Einrichtungen ein Gesamtbudget, das sich anhand der Anzahl der betreuten Kinder, des Alters der Kinder und der Stundenzahl, die die Kinder in der Kita sind, berechnet. Aus diesem Budget müsse alles finanziert werden, was zu finanzieren sei, sagt Detlef Müller. Und: „Wir haben gemerkt, dass das manchmal eng werden kann.“ Für eine kleine Gemeinde mit einer kleinen Kita in einem alten, baufälligen Gebäude sei absehbar, dass sie die Kita nicht auf Dauer finanzieren könnte.
Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Kita GmbHs blicken wir auf die Entwicklungen der Erziehung in Kitas zurück
Detlef Müller ist Chef von 2400 Erzieherinnen und Erziehern, die über 9.300 Kinder in den Kindertageseinrichtungen im Osten des Erzbistums Paderborn betreuen. Doch er selbst hat als Kind keine Kita besucht – als Einzelkind wurde er von seiner Mutter zuhause erzogen. „Damals war die Denke, dass die Mutter ein einzelnes Kind schon gut alleine betreuen und erziehen kann“, sagt der 53-Jährige. Heute sei es eher andersherum, dass Eltern geraten werde, dass gerade Einzelkinder eine Kita besuchen sollten, damit sie in einer Gemeinschaft mit Gleichaltrigen aufwachsen.
Es ist nur eine kleine Anekdote aus dem Leben des Geschäftsführers der zwei gemeinnützigen Kita GmbHs Hochstift und Minden-Ravensberg-Lippe. Doch sie weist unmissverständlich darauf hin, wie sich die Gesellschaft und damit auch die Arbeit in den Kitas geändert haben. In immer mehr Familien sind beide Partner erwerbstätig – und das auch möglichst schnell nach einer Geburt. Dadurch gehen immer jüngere Kinder in die Kita – teilweise schon mit vier Monaten. Gleichzeitig bleiben die Kinder tagtäglich länger als früher in den Einrichtungen. „Eltern wünschen sich, dass wir ihre Kinder von 7 bis 18 Uhr betreuen“, sagt Müller.
Seit zehn Jahren schließen sich deshalb katholische Kitas im Erzbistum Paderborn in sieben gemeinnützigen GmbHs zusammen, um wirtschaftlich stabil und mit einem für die Kinder wertvollen Programm in die Zukunft zu gehen. Nicht nur der Bedarf nach Kita-Plätzen ist gestiegen, auch die Betreuung und die pädagogische Arbeit sind komplexer geworden. Die Zweijährigen haben früher Hunger als die Fünfjährigen und müssen sich dementsprechend früher ausruhen. Die Mittagszeit ist eine der dichtesten Zeiten in der Kita: für das Wickeln, Essen, Ruhen oder Verabschieden der Kinder wird jede Hand gebraucht. Die Umsetzung des gesetzlichen Auftrags, Bildung – Erziehung – Betreuung, fordert die Erzieherinnen und Erzieher nachhaltig heraus. Zudem müssen die Erzieherinnen und Erzieher jährlich jedes Kind beim Spielen, Basteln und Lernen beobachten und dies z. B. in einer Bildungs- und Lerngeschichte dokumentieren. „Um den Kindern gerecht zu werden, gehen die Mitarbeitenden oft an die Grenzen ihrer Belastbarkeit“, sagt Müller.