Und wie stellen Sie sich den Himmel vor?
Ich habe keine räumliche Vorstellung davon. Aber ich glaube, dass es dort eine große Festfreude, ein Miteinander der Menschen, das Erleben von Schönem und Gutem gibt. Für mich ist etwas himmlisch, wenn etwas rund war, also perfekt, dieses Gefühl, das sich dann einstellt, das wird den Himmel ausmachen. Kinder haben mir in der Schule erzählt, wie sie sich den Himmel vorstellen. Da ging es meistens um das Gefühl von Geborgenheit und Miteinander. Ein Mädchen hat einmal gesagt: „Im Himmel ist es sehr schön, da ist man ein Jemand, in der Hölle ist man ein Niemand.“ Ich glaube, wir müssen uns einfach fragen: Wo fühle ich mich am wohlsten?
Können wir eigentlich himmlischen Beistand erbitten?
Die Frage ist ja, ob der Himmel unser Anliegen teilt. Wir beten zu Gott, die Heiligen sind unsere Fürsprecher. Was Gott vorhat, können wir nicht sagen. Unsere Fürbitten sollten immer Menschen und Anliegen gelten, aber nicht, dass Gott irgendetwas zu machen hat. Das Bittgebet lohnt sich, weil uns das Gebet mit Gott und Menschen verbindet, unseren Blick weitet für diese Welt, für die wir eine Verantwortung haben.
In den Medien ist gerade der Erd-Überlastungstag Thema. Wir sind also weit von himmlischen Zuständen entfernt.
Tatsächlich müssten himmlische Zustände anders aussehen. Der Auftrag der Weltgestaltung ist schief gegangen – wir Menschen sind chronisch zu gierig. Ich mache mir große Sorgen um die Schöpfung, wenn wir nicht bald zu einem radikalen Umdenken kommen. Da geht es nicht um die Frage, welche Baumsorten wir pflanzen, sondern um gesellschaftliche Fragen. Wir werden immer mehr erleben, dass Menschen wegen des Klimawandels nicht mehr in ihrer ursprünglichen Heimat leben können – unsere westliche Welt ist darauf nicht vorbereitet.
Und wie steht die Kirche dazu?
Leider hat die Kirche das Thema auch verschlafen. Aber unsere Verantwortung für die Schöpfung ist da und die wollen wir auch ernstnehmen. Papst Franziskus hat das Thema mit seiner Umwelt-Enzyklika „Laudato si“ gesetzt. Bald findet die sogenannte Amazons-Synode im Vatikan statt, also ein Treffen der Bischöfe, die darauf eingeht. Die Bischofssynode trägt den Titel „Amazonien – neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie“ und wird die Umweltschäden im Amazonasgebiet und deren soziale Folgen thematisieren. Als Kirche müssen wir unsere Stimme für die Schöpfung erheben und uns an unsere Verantwortung erinnern.