„Die heute veröffentlichte Statistik der katholischen Kirche in Deutschland für das Jahr 2020 ist für mich Motivation und Auftrag, weiter konzentriert daran zu arbeiten, der Welt das Evangelium zu verkünden und den Menschen als Kirche heute ein lebensdienlicher Begleiter zu sein. Natürlich gilt es, wahr- und anzunehmen, dass sich Kirche offenbar hin zu einer Minderheit in einer mehrheitlich religiös-indifferenten Umwelt entwickelt. Aber das ändert nichts daran, dass wir über alle gesellschaftlichen Grenzen hinweg eine lebendige und vielgestaltige Glaubensgemeinschaft sind und bleiben.
Aus dem Markusevangelium habe ich den eindeutigen Auftrag des Herrn im Ohr: ‚Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung!‘ Ich erinnere mich daran und weiß auch heute, wie wichtig es ist und wie viel Freude es machen kann, diesen Anspruch zu verfolgen. Vor allem die Freude daran dürfen wir uns als Christinnen und Christen trotz der Herausforderungen nicht nehmen lassen. Wenn nicht wir, wer sonst sollte die Frage nach Gott, nach seiner Liebe und Freiheit in dieser Welt wach halten?
‚Löscht den Geist nicht aus!‘, schwor Karl Rahner die Kirche kurz vor Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils auf diesen ‚gerade jetzt dringlichen Imperativ‘ ein. Rückblickend könnte man diesen Weckruf prophetisch nennen. Man könnte aber auch sagen: alles schon mal da gewesen, eben nur unter anderen Vorzeichen. ‚Löscht den Geist nicht aus!‘, das gilt auch heute, unverändert. Ja, tatsächlich halte auch ich es für möglich, dass wir die Flamme des Geistes Gottes selbst auslöschen können, wenn wir uns gerade innerkirchlich gegenseitig angehen, vorführen und den Willen des Herrn, unsere gemeinsame Spur, und damit unseren Auftrag für die Welt aus dem Blick verlieren.
Ich denke, das gilt für alle in der Kirche, ob Kleriker oder Laie, ob Frau oder Mann: Wir sollten jetzt mehr denn je auf das Wirken des Heiligen Geistes und auf seine vielfältigen Gnadengaben vertrauen, damit wir gemeinsam unseren Glauben treu, vor allem aber froh und gewinnend leben können, ganz gleich in welche Situation wir gestellt sind. Wenn wir als Kirche zur Einheit und Freude unseres Glaubens zurückfinden, dann werden alle sehen und erfahren, was passiert, wenn die Jüngerinnen und Jünger Jesu seinem Auftrag folgen: ‚Sie zogen aus und verkündeten überall. Der Herr stand ihnen bei und bekräftigte das Wort durch die Zeichen, die es begleiteten‘.“