Intensives Singen im eigenen Heim
„Herzlich willkommen“, begrüßt mich Frau Steinwachs. Mit meiner Antwort „Herzlichen Dank, dass ich auf diesem Weg an ihrer Probe teilnehmen darf“, ist auch klar, dass die Verbindung steht und auch der Ton kein Hindernis ist.
„Heute hat Mixed Voices wieder Probe, aber unter den gegebenen Umständen ist es keine „normale“ Probe. Wir treffen uns seit das Versammlungsverbot ausgesprochen wurde zur Chorprobe online. Gewöhnungsbedürftig ja, aber immerhin die Möglichkeit zum Austausch unter Sängerinnen und Sängern sowie zum intensiven Stimmtraining“, erklärt mir die Chorleiterin und ergänzt: „Jeden Donnerstag proben zwei Stimmen jeweils eine Stunde intensiv. Zusammen zusingen ist aufgrund der starken Latenzen nicht möglich. Vorab gibt es eine halbe Stunde zum Plaudern untereinander, so bleibt auch der Kontakt untereinander bestehen. „ Und schon bin ich mittendrin.
Während der Probe bleibt sie mit den Sängern verbunden, d.h.: sie, die Klavierbegleitung und die Karaoke-Einspielung kann jedes Chormitglied während der Übungszeit hören und dabei kräftig mitsingen. Es sei zwar ein wenig ungewöhnlich, aber doch sehr intensiv, da man die ganze Zeit singe, weiß Elvira Steinwachs. Eine Rückkopplung gibt es hingegen für die Chorleiterin nicht: Sängerinnen und Sänger werden im Ton abgeschaltet. Die Leidenschaft des Mitsingens ist aber unverkennbar im Videobild festgehalten. „Die Tonverzögerung macht ein Zusammensingen nicht möglich, aber wir sprechen in den Singpausen dann gemeinsam über einzelne Passagen und wie es geklappt hat“, erläutert Vorstandsmitglied Petra Hucht.
Ein wenig wie im Sprachlabor früherer Zeiten
Um diese Probe zu ermöglichen, hat Chorleiterin Steinwachs alles gut vorbereitet: Übungsdateien in die Cloud gestellt und vor der ersten Stimmprobe mit spirituellen Impulsen eine Einführung in jedes Stück gegeben. „Wir möchten mit diesem Musical das Publikum berühren und anregen sowie die Möglichkeit geben, sich einmal auf andere Weise mit dem Glauben und religiösen Fragen auseinanderzusetzen“, definiert Elvira Steinwachs den Selbstanspruch von Mixed Voices. Als Chor stelle man sich mit dieser Musik als Medium und Sprache in den Dienst der Verkündigung, Evangelisierung und Berufung.
Ein wenig erinnert mich die Situation an die Anfänge des Sprachlabors in der Schule. Natürlich habe ich mich textlich nicht vorbereitet und stimmlich bin ich auch eher froh, dass mein Mitsummen im stillen Kämmerlein Zuhause bleibt. Aber dieses „Living Water“ reisst mich in der Chorprobe schon mit – beswingter hätte der Abend auslaufen können. Die Chormitglieder könnten zumindest meine rhythmischen Bewegungen sehen. „Fetzige Musik“ speichert mein Gehirn und den Konzerttermin habe ich mir gleich in meinen privaten Terminkalender geschrieben.