Katholischer und evangelischer Schwerpunkt im Wechsel
Also beantragte die Grundschule St. Marien den Konfessionell-Kooperativen Religionsunterricht, für den die beiden Religionslehrerinnen eine Fortbildung machen mussten. Dann galt es, eben jenen gemeinsamen KoKoRu-Lehrplan auszuarbeiten. Themen wie das Vater Unser, Beten, die Geschichte von Mose oder Jesu Weg zum Kreuz waren schon vorher relativ gleich strukturiert – dazu kamen sowohl katholische Schwerpunktthemen wie das Symbol des Brotes für die Vorbereitung auf die Erstkommunion oder Martin Luther und die Reformation als evangelischer Schwerpunkt. „Das war ein Geben und Nehmen“, erklärt Kerstin Vietmeyer.
Jetzt unterrichten Kerstin Vietmeyer und Sigrid Kleine-Elbracht nicht mehr konfessionelle Gruppen, sondern Klassenverbände im Ganzen. Dabei wechseln sie sich bei allen Klassen nach jedem Schuljahr ab: „So bekommen die Kinder jedes Jahr eine andere konfessionelle Prägung“, sagt Kleine-Elbracht. Und das sei auch richtig so: „KoKoRU heißt nicht, dass meine Kollegin und ich alles nur noch gleich machen. Die jeweiligen evangelischen und katholischen Schwerpunkte sind uns weiterhin wichtig. Das Ziel ist zwar, Gemeinsamkeiten zu stärken, aber eben auch Unterschieden weiter gerecht zu werden.“ Konfessionelle Perspektiven bleiben somit sichtbar. Konkret lässt sich das an St. Martin, einem wiederkehrenden Thema, gut beschreiben: Eine Klasse bekommt im ersten Schuljahr den evangelischen Unterricht dazu, in zweitem Schuljahr dann den katholischen. Dann mit stärkerem Fokus auf die katholische Heiligsprechung.
KoKoRU bringt zwei große Vorteile
Nach mittlerweile mehr als einem Jahr in der Praxis sind die beiden Lehrerinnen von einer Sache ganz besonders überrascht: Durch KoKoRU nehmen nun deutlich mehr Kinder ohne Bekenntnis teil. „Eltern wollen offenbar doch, dass auch ihre nicht getauften Kinder am Religionsunterricht teilnehmen“, glauben Kleine-Elbracht und Vietmeyer. „Es scheint viele Eltern zu geben, die sich nun nicht mehr für eine Konfession entscheiden müssen, sondern ihren Kindern sozusagen die Wahlfreiheit lassen können, in dem diese Einflüsse beider Konfessionen erhalten.“