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Unser Glaube
15. September 2020

Gelebte Tradition des Erntedanks

Die Landfrauen aus Borchen wickeln die Erntekrone für den Paderborner Dom.

Themenspecial „Kirche & Land(wirtschaft): Landfrauen wickeln Erntekrone

Bei den Landfrauen ist Kornelia Wegener schon viele Jahre aktiv. Irgendwann habe sie mit Kuchenbacken angefangen, mittlerweile ist sie seit über 10 Jahren sogar Kreisvorsitzende der Landfrauen im Kreis Paderborn. Warum ihr das noch heute so viel Spaß macht, vergisst sie nicht: „Die Gemeinschaft mit den anderen Frauen“, das sei das Allerwichtigste. „Ich wäre nicht die Person, die ich heute bin, ohne die Landfrauen. Ich habe da so viel mitgenommen und so viel gelernt: Die Zeit möchte ich nicht missen.“

Feste Tradition des Kreislandfrauenverbandes in Paderborn: das Wickeln der Erntekronen für den Paderborner Dom und den Katharinenmarkt in Delbrück. Jahr für Jahr sei ein anderer Ortsverband dafür zuständig. „Normalerweise wickeln wir die Kronen immer auf einem Hof in Delbrück“, erklärt Wegener. Frauen aus den anderen Ortsverbänden kämen dann dazu, sodass bei einer großen Aktion die Kronen fertiggestellt werden und alle Landfrauen anschließend zusammen grillen. Zwar fällt der Katharinenmarkt in diesem Jahr aus – wenigstens die Erntekrone für den Dom wird aber in guter Tradition gebunden. „Das lassen wir uns nicht nehmen“, sagt Kornelia Wegener, ebenfalls Vorsitzende der Landfrauen Borchen, die in diesem Jahr die Erntekrone für den Paderborner Dom wickeln.

Das Wickeln der Erntekrone ist arbeitsintensiv

Die Landfrauen aus Borchen verwenden dafür am liebsten Weizen. „Das füllt gut“, sagt Hannelore Drüke, auf deren Hof in Borchen-Alfen das Wickeln der Krone diesmal ausnahmsweise stattfindet. Wenn er noch grün ist, wird der Weizen für die Erntekrone bereits vom Feld geholt und dann einige Wochen kopfüber an der Luft getrocknet. „Zwei Drittel der Landfrauen hier hat keinen landwirtschaftlichen Hintergrund“, sagt Kornelia Wegener. „Trotzdem sind wir in der glücklichen Lage, dass wir einige Landwirtinnen haben, die uns mit Getreide versorgen.“

Foto: Till Kupitz

Die verschiedenen Arbeitsschritte sind beim Zusehen gut nachzuvollziehen: Ein Großteil der Frauen schneidet die Getreidehalme auf die passende Länge zurecht, einige andere zurren die Bündel mit Draht erst fest zusammen und befestigen sie dann an einem Gerüst, das die Form für die Erntekrone vorgibt. Die Bewegungen sind eingespielt, aber sehr kleinteilig. Wieder und wieder wird geschnitten, verdrahtet und gebunden. Alles in Handarbeit. „Ich bin total überrascht, wie arbeitsintensiv das ist“, sagt Dompropst Monsignore Joachim Göbel, der gemeinsam mit Dompastor Dr. Nils Petrat sieht, wie die Erntekrone mehr und mehr Form annimmt. „Ich freue mich schon darauf, das Gesamtkunstwerk zum Erntedankfest im Dom zu sehen. So kommt ein Stück der ländlichen Welt in den Dom, der ja sonst das restliche Jahr über nicht direkt einen Bezug zur Landwirtschaft hat“, beschreibt Dr. Nils Petrat.

Wo das Erntedankfest seinen Ursprung hat

Das Erntedankfest, das  am ersten Sonntag im Oktober gefeiert wird, sei vor allem ein Dank für die Gaben, die wir aus der Schöpfung empfangen, sagt Dompastor Dr. Petrat: „Wir Menschen haben nicht alles selbst in der Hand. Die Ernte ist immer auch ein Geschenk. Die Luft zum Atmen, die Sonne oder der Regen sind für uns Menschen eben letztlich unverfügbar.“ Doch es gibt noch andere Deutungsmöglichkeiten zum Ursprung des Festes, zum Beispiel aus der Kulturgeschichte heraus, erklärt Monsignore Göbel. Die Ernte sei früher mit enormen Anstrengungen verbunden gewesen und war lebensnotwendig. S Zwei schlechte Sommer in Folge, und es drohten Hungersnöte: „In die kalte Jahreszeit zu gehen mit dem guten Gefühl, dass die Scheunen voll sind, war für die Leute wichtig. Erntedank bedeutete, sich an dem zu erfreuen, was man das Jahr über erarbeitet hat. Es ist nicht nur ein christliches, sondern ein menschliches Fest.“

Gerade die Frage nach dem Wetter sei aber seit jeher eine Frage des Göttlichen gewesen, weshalb Erntedank von Anfang an mit dem Dank an Gott verbunden gewesen sei. „Das Erntedankfest erinnert uns daran, dass das Brot nicht aus dem Supermarkt kommt, sondern den Ursprung in der Landwirtschaft auf dem Feld hat“, so Monsignore Göbel. Die Landwirtschaft sei mit dem Erzbistum Paderborn fest verbunden und habe es geprägt. „Auch wenn es nicht im liturgischen Kalender steht, ist es schön und wichtig, dass wir als Kirche das Erntedankfest feiern.“

Die Landfrauen: Wie eine große Familie

Der Glaube hat für die Landfrauen eine große Bedeutung. Ein Großteil der 17 Frauen, die die Erntekrone für den Paderborner Dom wickeln, seien auch in der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) aktiv, sagt Kornelia Wegener. Wichtig ist ihnen vor allem eines: sich für die Belange der Frauen auf dem Land einzusetzen, auch politisch. Die Frauenquote werde beispielsweise heiß diskutiert. „Viele Leute denken, die Landfrauen sind nur zum Kaffeekochen und Kuchenbacken da. Das ist längst Vergangenheit.“

Während die Landfrauen die Halme verarbeiten, kommen viele Geschichten aus dem Leben auf: vom Urlaub als Kind im Sauerland und gemeinsamen Ausflügen mit einer Kutsche bis hin zur Erkenntnis, sich letztlich doch in einen Landwirt verliebt zu haben, obwohl man eigentlich gar nicht in die Landwirtschaft einheiraten wollte. „Mir sind die Landfrauen richtig ans Herz gewachsen“, erzählt Hannelore Drüke, die nach vielen Jahren in der kfd  nun auch bei den Landfrauen Borchen aktiv ist. „Da ist alles drin: Familie, Herzlichkeit und Bodenständigkeit.“

Die Gespräche, das Miteinander, der Einsatz dafür, das eigene Dorfleben aufrecht zu erhalten: Die Landfrauen sind wie eine Familie. „Ich bin auf dem Land groß geworden, da gehöre ich hin“, sagt Regina Franke. Wie den anderen ist auch ihr wichtig, dass Traditionen erhalten bleiben. Jung lernt von Alt, Alt lernt von Jung, so ein Motto der Landfrauen. „Bei uns ist jeder willkommen“, sagt Maria Lückehe. „Ob du gerne in der Natur bist, einen Garten hast oder Pferde liebst – völlig egal. Hauptsache ist, dass du dich auf dem Land wohl fühlst.“

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