“Erst durch Fynn bin ich zu dem Mensch geworden, der ich heute bin.”
Familie Kolboske aus Salzkotten zählt zu den Betroffenen, die die Hilfe des ambulanten Kinderhospizdienstes Paderborn-Höxter in Anspruch nehmen dürfen. Für die alleinerziehende Mutter Ursula Kolboske wäre es undenkbar, wenn es diesen Dienst nicht gäbe: „Mein Sohn Fynn liebt die Mitarbeiterin des Pflegedienstes. Sie haben gegenseitig großes Vertrauen aufgebaut. Wenn es das Angebot nicht geben würde, fehlte uns eine große Unterstützung in allen Bereichen.“
„Ich habe damals früh gewusst, dass mit dem Baby etwas nicht stimmt“, erinnert sich Ursula Kolboske, die im ersten Lebensjahr von Fynn dann die Diagnose betätigt bekam: Menkes Syndrom (Kupferstoffwechselstörung). „Es war, als wenn eine Welt zusammenbricht. Eine ganz schlimme, traurige Zeit“, so die oft weinende, aber auch hoffende Mutter, die zuvor schon zwei gesunde Kinder zur Welt gebracht hatte. Es war für sie eine Art Trauerjahr.
Fynn konnte den Kopf nicht richtig halten. Er hatte keinen richtigen Haarwuchs, die Haut war ganz schlaff und fahl. Die Muskeln blieben schwach. Fynn konnte nicht allein sitzen, zwar nach Dingen greifen, aber nicht festhalten. Er hatte Kau- und Schluckstörungen. Die Lunge war angeschlagen und starke Infekte befielen ihn immer wieder.
Auch die älteren Geschwister, die heute 18 und 16 sind, verstanden die Krankheit ihres Bruders Fynn (heute 13 Jahre), machten sich Sorgen und fragten, wie lange er denn wohl leben wird. Sie litten mit. „Ich war mit Fynn oft im Krankenhaus und war somit auch nicht für die älteren immer da. Alle haben sich immer sehr rührend um Fynn gekümmert“, sagt Ursula Kolboske, die für sich klar gemacht hat: „Fynn wird so alt, wie er es werden möchte!“ Fynn sei ein ganz fröhliches Kind. Doch der Zeitpunkt wird kommen, dass die Krankheit Überhand nehmen wird.
“Mein Glaube war noch nie erschüttert”
„Mein Glaube war noch nie erschüttert“, ist Ursula Kolboske nach der Geburt von Fynn nicht vom Glauben abgefallen. „Im Gegenteil“, sagt sie und sieht Fynn als Gottes Geschenk. „Denn erst durch Fynn bin ich zu dem Mensch geworden, der ich heute bin. Dafür bin ich Fynn und auch Gott dankbar.“
Sie ist selbst auch katholisch getauft worden: „Der Glaube ist mir schon wichtig. Allerdings glaube ich vielleicht etwas anders als die Kirchenlehre. Ich bin offen für alle Religionen. Daher habe ich Lennart, meinen vierten und jüngsten Sohn, auch nicht taufen lassen. Er soll später mal seinen eigenen Glaubensweg finden. Bei Fynn habe ich das allerdings anders gesehen. Für ihn war es mir sehr wichtig, dass er getauft wird und zur Kommunion kommt. Mein Gedanke war damals: wenn er von uns geht, soll er im Himmel mit offenen Armen empfangen werden. Doch ich glaube, dass Gott da keinen Unterschied machen wird.“