Die Zwanzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts seien eine Dekade großer Herausforderungen und Widersprüche gewesen. Daran erinnerte Superintendentin Heike Proske in ihrem politischen Statement, das sie anlässlich des diesjährigen Reinoldustages, des gemeinsamen Neujahrsempfangs von Evangelischem Kirchenkreis Dortmund und Katholischer Stadtkirche, an Kirchen und Stadtgesellschaft richtete.
Und auch die Zwanzigerjahre des 21. Jahrhunderts brächten große Herausforderungen mit sich. „Klimawandel, Migration, soziale Gerechtigkeit, aber auch Bedrohung durch Populisten und weltpolitische Machtspiele und – quer durch alle Bereiche unseres Lebens hindurch – der Prozess der Digitalisierung.“, sagte Proske. Gleichzeitig wolle man aber dankbar sein, in einem Land zu leben, „mit großer persönlicher Freiheit, auch Religionsfreiheit, einer lebendigen Demokratie, einem funktionierenden Rechtsstaat und nicht zuletzt Wohlstand für sehr viele.“ Das mache Mut für die Zukunft, so die Dortmunder Superintendentin.
Begonnen hatte der Reinoldustag mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Stadtkirche St. Reinoldi, musikalisch mitgestaltet vom Bläserquartett ‚Classic Brass Ruhr‘. Er stand unter dem biblischen Motto: “Und Gott sah, dass es gut war.” (1. Mose 1). Die Predigt hielt in diesem Jahr Caritaspfarrer Michael Ortwald. Auch er betonte die Aufgaben, denen sich die Gesellschaft stellen müsse, insbesondere auf ökologischem und sozialem Gebiet. Dabei komme den Kirchen auch als Bildungsträger eine besondere Verantwortung zu. „Der Wandel braucht Akteure“, forderte Pfarrer Ortwald in seiner Predigt. „Als Christen können wir nicht andere zur Umkehr aufrufen, wenn wir selber nicht umkehren.“
Dankbar zurück schauten die Vertreter/innen beider Kirchen auf den 37. Deutschen Evangelischen Kirchentag, der im vergangenen Juni in Dortmund stattgefunden hatte. Auch er habe Mut gemacht, sagte Superintendentin Heike Proske. „121.000 Besucherinnen und Besucher haben eine Stadt erlebt, die weltoffen, gastfreundlich, tolerant und flexibel war.“ Damit habe ‚Dortmund überrascht‘, genau wie es ein Image-Claim der Stadt postuliere. Aber auch viele Dortmunderinnen und Dortmunder seien überrascht gewesen, wie fröhlich, entspannt und zugleich gläubig und engagiert Christinnen und Christen sein könnten.