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Erzbistum Paderborn
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Eine echte Königin unter den Instrumenten

Festtag in der Welterbestätte: Weihbischof Manfred Grothe weiht restaurierte Barockorgel der Abteikirche Corvey

Festtag in der Welterbestätte: Weihbischof Manfred Grothe weit restaurierte Barockorgel der Abteikirche Corvey

Dankbarkeit und einhellige Freude haben am Samstag (12. Juni) die barocke Abteikirche Corvey erfüllt: Weihbischof Manfred Grothe weihte feierlich die nach umfassender Restaurierung und Rekonstruktion zurückgekehrte Springladenorgel des bekannten Höxteraner Orgelbaumeisters Andreas Schneider.

Dass sie nach langem Schweigen wieder erklingt, sei ein Präludium für das 2022 bevorstehende Jubiläum 1200 Jahre Corvey, betonte der hohe Würdenträger. Es sei großartig, so Grothe, mitzuerleben, wie dieser bedeutende Erinnerungsort und lebendige Glaubensort geschätzt und geachtet wird. Corvey sei ein Welterbe von besonderem Rang, „dem sich die Region auf das Engste verbunden weiß“.

Gäste zeigen Verbundenheit

Diese Verbundenheit strahlten die Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Verwaltung und öffentlichem Leben aus, die Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek zu Beginn des festlichen Wortgottesdienstes begrüßte. Zu den Gästen zählten neben Weihbischof em. Grothe der frühere Bundesumweltminister Professor Klaus Töpfer, der koptische Bischof Anba Damian, der ehemalige Landesminister und Präsident der NRW-Stiftung, Eckhard Uhlenberg, MdB Christian Haase, Landrat Michael Stickeln, Bürgermeister Daniel Hartmann, Viktor Herzog von Ratibor, die früheren Pfarrdechanten Ludger Eilebrecht und Andreas Kurte sowie Vertreter des Erzbistums. Sie alle einte eine freudige Erwartung darauf, die wunderbare Orgel in ihrer orchestralen Klangfülle wieder zu hören – sie alle waren Augen- und Ohrenzeugen eines großen Tages für Corvey.

Ein Blick in den Himmel

Dieser war nachhaltig geprägt von Momenten, die unter die Haut gingen: Als Weihbischof Manfred Grothe mit Pfarrdechant Krismanek, Diakon Erwin Winkler und den Ministranten die Kirche verließ, um in den Johanneschor hinauf zur Schneider-Orgel zu gehen, begleitete Dominik Balduin den Auszug noch an der Tischorgel, die in den Jahren des Schweigens des Barockinstruments zu den Gottesdiensten genutzt worden war. Oben auf der Empore segnete der geistliche Würdenträger Manfred Grothe schließlich die kostbare Orgel.

Im Anschluss an diese bewegende Zeremonie war für einige Augenblicke Stille. In diese Stille hinein erklang sie dann – die Königin der Instrumente auf der von Engeln getragenen Empore. Dekanatskirchenmusiker Jörg Kraemer brachte mit dem Praeambulum in d von Heinrich Scheidemann (1595 – 1663) beim lang ersehnten ersten Spiel genau das zur Entfaltung, was Pfarrdechant Krismanek zuvor in eindrückliche Worte gekleidet hatte: „Beim Klang einer Orgel kann sich ein Blick in den Himmel eröffnen.“ Die Harmonie des Himmels werde spürbar.

Jede Stimme ist wichtig

An diesen Gedanken erinnerten sich die Zuhörer bei der Predigt des Weihbischofs Manfred Grothe. Der hohe Gast aus Paderborn zitierte Beethoven, der sagte: „In der Musik drücken wir das aus, wozu uns in der Sprache die Worte fehlen.“ Das treffe besonders auf die Orgel zu. Jede Stimme sei wichtig. Aufgabe des Organisten sei es, das Prinzipal sensibel zu den anderen Stimmen zuzuschalten, damit die Klangvielfalt des Instruments hörbar bleibt und keine Stimme die andere übertönt. Auch im Klangkörper einer kirchlichen oder politischen Gemeinde komme es darauf an, dass Menschen mit Leitungsaufgaben – das Prinzipal – die anderen nicht übertönen. Stimmen und Stimmungen aufeinander abzustimmen, müsse Ziel sein. Und bei Stimmungsschwankungen übernehme Gott, der gute Hirte, aus dem Grundton seiner Liebe zu uns Menschen heraus taktvoll die Führung. „So kann und soll die tonmächtige Orgel für uns ein österliches Sinnbild sein.“ Sie stehe gleichsam für ein Miteinander der Harmonie.

Als Weihbischof Grothe die einzelnen Stimmen der Orgel interpretierte, brachte Regionalkantor Jörg Kraemer sie jeweils zu Gehör – so dass das gesprochene Wort und der Wohlklang der Orgel eine impulsgebende Symbiose eingingen. Kraemer war im September 2016 der letzte gewesen, der das Instrument mit seinen 32 Registern und etwa 2000 Pfeifen vor dem Ausbau hatte erklingen lassen. Jetzt – fast fünf Jahre später – gestaltete er auch die Premiere nach umfassender Restaurierung und Rekonstruktion. Bei einem so exponierten Anlass zu spielen, sei angesichts der allseits immens hohen Erwartungen eine Herausforderung, räumte der Dekanatskirchenmusiker ein. Dennoch sei es erhebend, die bedeutende Barockorgel nach so langer Zeit wieder zum Klingen zu bringen. Der erste Anstoß zur Restaurierung sei mehr als zehn Jahre her, blickte Jörg Kraemer zurück.

Initiative zur rechten Zeit

Josef Kowalski, geschäftsführender Vorsitzender des Kirchenvorstandes, erinnerte in seinem Grußwort ebenfalls an die Anfänge. 325 Jahre nach der Weihe der Orgel – es war der Martinstag 1683 gewesen – hätten Befunduntersuchungen ein erschreckendes Ergebnis gehabt: Bleifraß. „In dieser Zeit bedurfte es Persönlichkeiten, die eine Vision haben.“ Das seien die ehemaligen Pfarrdechanten Andreas Kurte und Ludger Eilebrecht ebenso gewesen wie Josef Risse (Kirchenvorstand) und Jörg Kraemer. Josel Kowalski dankte ihnen allen für die „Initiative zur rechten Zeit“. Eine entscheidende Weichenstellung sei die Gründung des Fördervereins „Chorus“ gewesen. Er habe 350.000 Euro Spenden gesammelt und den 300.000-Euro-Zuschuss der NRW-Stiftung akquiriert. Damit seien etwa zwei Drittel der Kosten (968.000 Euro) gedeckt gewesen. Ein großer Dank gebühre dem „Chorus“-Vorsitzenden Hermann Doninger für sein „initiatives, engagiertes und kreatives Wirken“ mit einem hervorragenden Ergebnis. Dem Bund, der NRW-Stiftung und dem Erzbistum dankte Josef Kowalski für die Förderung. Und er würdigte last but not least die hervorragende Arbeit der niederländischen Orgelbaufirma Flentrop.

Der geschäftsführende Kirchenvorstandsvorsitzende hob auch das Wirken des im Februar verstorbenen Franz-Josef Beine hervor. Er habe sich als Baubeauftragter der Kirchengemeinde um Westwerk, Abteikirche und Orgel verdient gemacht. Die Orgel habe ihm sehr am Herzen gelegen. „Auch durch ihren Klang wird Franz-Josef Beine uns in dankbarer Erinnerung bleiben.“

Langer Weg

Hermann Doninger, Vorsitzender des Fördervereins, erinnerte an den Gründungsvorsitzenden und ehemaligen Landrat Hubertus Backhaus († 2012) und an Schatzmeister Johannes Mellwig († 2020). Sie hätten sich um die Orgel verdient gemacht. Franz-Josef Beine habe ganz wesentlich dazu beigetragen, das Projekt auf die Erfolgsspur zu führen.

Der Förderverein habe sich, so Doninger, mit der Erstellung und dem Verkauf von CDs, dem Verkauf von Orgelpfeifen und Benefizkonzerten engagiert. Der Vorsitzende dankte den vielen Bürgern und Unternehmen für ihre großzügigen Spenden und würdigte die Förderung der NRW-Stiftung. Fazit: „Bis zur Wiedereinweihung war es ein langer Weg. Aber die Anstrengungen haben sich gelohnt. Das Ziel ist erreicht und die Orgel, eine echte Königin unter den Instrumenten, wird alle Freunde der Kirchenmusik nicht nur erfreuen, sondern auch durch ihren neu gewonnenen grandiosen Klang auch nachhaltig begeistern.“

Beim Empfang nach der Orgelweihe auf der Wiese vor dem Schloss waren sich die Gäste darüber einig, dass Dekanatskirchenmusiker Jörg Kraemer ihnen bei der Premiere erbauliche Eindrücke von der großartigen Klangvielfalt der kostbaren Orgel vermittelt habe. Die Aria. Jesu, du bist allzu schöne“ von Georg Böhm (1661 – 1733) 14 Partiten habe die Bandbreite aufgefächert. Zu hören waren auch die Fantasia cromatica von Jan Pieterzoon Sweelinck (1562 – 1621) sowie das Concerto in g und Allegro-Affetuoso-Allegro. Fuga aus dem Husumer Orgelbuch von 1758 (Anonymus).

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