Mit wenig Personal und Geld leisten auch Schwester Annie und ihre Mitschwestern von der Ordensgemeinschaft der „Sisters of Jesus and Mary“ Großartiges. Mit Unterstützung aus dem Erzbistum Paderborn betreibt der Orden fünf Projekte, um Menschen Arbeit und damit auch Hoffnung zu geben: eine Textilproduktion für Jeans in Aleppo mit 17 Beschäftigten, eine Näherei für Wäsche in Maaloula (24 Beschäftigte) und ein Imkerei-Projekt ebenfalls in Maaloula. Neu hinzugekommen ist eine Musik- und Malschule in Damaskus, in der 157 Kinder und Jugendliche ein Musikinstrument erlernen und dabei ihr Kriegstrauma verarbeiten können. Die Ordensgemeinschaft, deren eigentliche Aufgabe die Bildung und Erziehung junger Menschen ist, kann mit diesem Projekt 13 Personen Arbeit bieten. Als Reaktion auf dringende Bedürfnisse ist die Versorgung von 500 Personen mit Winterschuhen geplant.
Wie überall im Land herrscht großer Bedarf an Unterstützung bei der medizinischen Versorgung, insbesondere wenn Operationen anstehen. Sr. Annie plant fürs nächste Jahr ein entsprechendes Projekt. Außerdem plant sie eine Freizeitmaßnahme im Sommer für die Teilnehmer des Musikcenters. Sofern Mittel bereitgestellt werden, möchte sie bis zu 15 Studentinnen finanziell unter die Arme greifen.
Nach Angaben von Dr. Furat Makdes, Leiter einer vom Diözesan-Caritasverband unterstützten medizinischen Ambulanz in Kamischli, ist die Lage im Norden des Landes sehr angespannt. Zahlreiche Verletzte und Tote seien seit dem türkischen Einmarsch zu beklagen. In seinem Krankenhaus müsse er vermehrt operieren, ohne dafür Geld nehmen zu können, weil die Menschen einfach mittellos seien. Die internationale Hilfe komme, wenn überhaupt, nur bei den Menschen in den Lagern an. Die Nachfrage in der Ambulanz in Kamischli ist ungebrochen. Kamischli selbst sei zwar vom so genannten türkischen Sicherheitskorridor ausgenommen. Aber durch die Kranken und Verletzten aus den umliegenden Städten und Dörfern komme die Ambulanz an ihre Grenzen.
Weite Teile des Landes liegen immer noch in Trümmern, selbst in Damaskus gleichen viele Bezirke Ruinenlandschaften. Immer wieder wird die Stromversorgung unterbrochen. Die Infrastruktur des Landes ist zerstört. Unter diesen Bedingungen erscheint eine mögliche Rückführung von Flüchtlingen mehr als fragwürdig. „Wir dürfen uns von der augenscheinlichen Sicherheit nicht blenden lassen und einfach zur Tagesordnung übergehen“, so das Fazit von Dr. Witt. „Die Menschen in Syrien brauchen weiterhin unsere Solidarität.“