Auf dem „Fritz-Kühn-Platz“ kennen ihn alle. „Hallo Uwe“ schallt es aus allen Ecken. Manche Klienten, wie sie Uwe Browatzki nennt, grüßen freundlich mit einem Handzeichen, andere bitten ihn um ein kurzes Gespräch. Sie wollen nur erzählen, wie der Besuch beim Amt gelaufen ist, oder sich mit ihm verabreden, um ein Problem zu besprechen. „Ich war bei Uwe, und dann ist so gelaufen“, bestätigt einer der Klienten. Diese Mundpropaganda sei das effektivste Mittel, um für die Streetworker bei den Betroffenen zu werben und Vertrauen zu bekommen, freut sich Uwe Browatzki.
Der „Fritz-Kühn-Platz“ in der südlichen Innenstadt von Iserlohn ist ein geschichtsträchtiger Ort. Das alte Zeughaus auf der einen Seite sowie die beiden Kirchen umschließen den Platz. Zwei Kirchen, die schon in langer Vorzeit von einer Spaltung der Gesellschaft zeugen. Denn die unten errichtete „Bauernkirche“ wurde zur Kirche für die ländliche Bevölkerung. Die Städter haben auf dem Berg ihre „Oberste Stadtkirche“ entgegengestellt.
Der Weg aus der Alkoholabhängigkeit ist eine steile Treppe mit vielen Stufen
„Genau hier ist mein Einsatzgebiet“, möchte Uwe Browatzki mit keinem Arbeitsplatz tauschen. Die markante Treppe, die zum Fritz-Kühn-Platz führt, und auch ein Symbolbild für Unter- und Oberstadt ist, liegt genau im Blickfeld vom kleinen Büro, das er und seine Kollegin von der Drogenberatung im Märkischen Kreis zur Verfügung gestellt bekommen haben. „Hier haben unsere Klienten keine Berührungsängste, bei uns anzuklopfen. Ein klassisches Bürogebäude würde sie abschrecken.“
Die Treppe zieht das Klientel an. 60 bis 70 Obdachlose, Drogenabhängige, Alkoholiker, und Suchtabhängige können es schon mal sein. Die Stufen haben für den „Iserlohner Sozialadel“ auch eine Symbolik: mal geht es auf, dann auch wieder ab. Nicht viele schaffen den Absprung. Uwe Browatzki macht keinen Hehl daraus, dass er selbst Glück hatte, raus zu kommen: „Ich war selbst jemand aus diesem Sozialadel, der von der Stütze gelebt hat. Mein Vater war Trinker. Ich bin auch abgerutscht, war auf der schiefen Bahn bis hin zur Gerichtsverhandlung.“
Er habe nie so werden wollen, wie sein Vater, erinnert sich Browatzki an seine Jugend. Dass Schicksale manchmal vererbt würden, kenne er nicht nur aus eigener Erfahrung, sondern erlebe dies auch im Arbeitsalltag.